Schmallenberg. Diskussionen um Gatter-Pläne, Sperrungen und Herdengröße. Einen möglichen Vorschlag haben sie zum Beispiel für den Rothaarsteig

Die Planungen zum Bau eines Wisent-Gatters an der Grenze zwischen Schmallenberg und Bad Berleburg werden vom NRW-Umweltministerium aktuell vorangetrieben. Das Gatter war im Vorjahr von der Umweltministerin Ursula Heinen-Esser im Zuge der Krisengespräche in Schmallenberg und der massiven Proteste der örtlichen Waldbauern zur Befriedung des Konflikts vorgeschlagen worden.

"Es hat zum Ziel, Zeit zu gewinnen, bis das Hauptgutachten vorliegt, das insgesamt zur Fortführung des Artenschutzprojektes angefertigt wird", kommentiert Rudolf Grobbel im Namen des Schmallenberger Sauerland Tourismus und des Gesamtverkehrsvereins Schmallenberg.

Im Laufe dieser Woche veröffentlichte Ulrich Lutter als Vorsitzender der Latroper Dorfgemeinschaft einen Brief an das Umweltministerium und den Trägerverein des Wisent-Projektes. Darin kritisiert er, dass sich nicht an Kompromisse und Absprachen gehalten werde und Informationen teilweise nicht weitergegeben würden: "Eine unendliche Geschichte nicht eingehaltener Zusagen und halber Wahrheiten."

15 statt 25 Tiere

Insbesondere geht es ihm um die Zahl der Herdentiere und deren Geschlechter, eine mögliche Elektrifizierung des Zauns sowie eine Sperrung der Wanderwege in der Setzzeit: "Das ist ein Vertrauensmissbrauch, den wir nicht akzeptieren werden." Wenn es tatsächlich im Interesse des Umweltministeriums sei, den Konflikt zu befrieden, müsste sich auch an die entsprechenden Zusagen gehalten werden, so Lutter.

Unterstützung erhält Lutter vom Schmallenberger Tourismus. "Auch wir waren auf dem Stand der Gespräche, dass 15 Tiere und nicht 25 Tiere in dem Gatter Platz finden sollen", sagt Rudolf Grobbel. Eine Sperrung der Wege im Gatter für Biker und Hundebesitzer bzw. eine Gesamtsperrung in der Setzzeit hält Grobbel genauso wie Lutter für problematisch. Denn unter anderem der beliebte Rothaarsteig sowie der stark frequentierte Wald-Skulpturen-Weg laufen auf knapp 1,2 Kilometern durch das mögliche Gatter-Gebiet.

Schmaler Korridor zum Kreuzen

Alternativ schlagen die Touristiker deshalb vor, die beschriebenen Abschnitte von Rothaarsteig und Wald-Skulpturen-Weg zusätzlich mit Wanderzäunen zu versehen und den Wisenten lediglich einen schmalen Korridor zum Kreuzen zu lassen. Diesen könnten die Wanderer dann über einen Tunnel oder eine Brücke passieren.

"Dieser Vorschlag hätte den Vorteil, dass die Wegenutzer den Wisenten nicht direkt begegnen, und so das Gefahrenpotential minimiert würde. Ein weiteres massives Problem, die teilweise eingeschränkte Nutzbarkeit der Wanderwege rund um Latrop, bliebe jedoch auch dann bestehen. Anwohner und Gäste müssten in weiten Teilen auf beliebte Wege verzichten – und das in einem Zeitraum über drei Jahre", so Grobbel.

„Wir versuchen, mit konstruktiven Vorschlägen die bestehenden Planungen zu bereichern. Schlussendlich bleibt der Bau des Wisent-Gatters für uns eine schlechte Lösung. Mit Blick auf die nun offenbar geklärten Erbfolge-Fragen im Hause SaynWittgenstein-Berleburg sollte die Lösung im Gebiet der Kommune Bad Berleburg zu suchen sein, so wie es von Anfang an geplant war.“