Latrop/Bad Berleburg. Die Latroper Dorfgemeinschaft sieht seine Bedingungen für ein Gatter gefährdet. Umweltministerium und Trägerverein reagieren.

Ulrich Lutter fühlt sich hintergangen. Und nicht nur er, sondern die gesamte Latroper Dorfgemeinschaft. In einem Brief an Umweltministerin Ursula Heinen-Esser, welcher der Redaktion vorliegt, macht er seinem Ärger Luft, spricht von einer unendlichen Geschichte nicht eingehaltener Zusagen und halber Wahrheiten.

Dabei erinnert Lutter an das Treffen mit Heinen-Esser im Februar 2020 in Schmallenberg und den Kompromissvorschlag von Hubert Kaiser, Mitarbeiter des Ministeriums, das Gatter zu verkleinern und auf 15 weibliche Tiere zu verringern. Vom Landesbetrieb Wald und Holz sei die Latroper Dorfgemeinschaft dann Mitte Dezember zu einer Informationsveranstaltung eingeladen worden, wo unter anderem auch der Trägerverein, der Verkehrsverein Schmallenberg, der Rothaarsteigverein und die SGV-Abteilung aus Latrop anwesend waren.

Schwere Vorwürfe

„Quasi nebenbei“, so Lutter, sei man informiert worden, dass in das Gatter nun doch 25 Tiere und auch Bullenkälber kommen sollen. Sprich: In den Setzmonaten April bis Juni müssten die Wanderwege im Gatter gesperrt werden. Zudem solle der Zaun nun doch auch elektrifiziert werden, so Lutter. Vorher sei von einem Zaun ohne Strom die Rede gewesen: „Das ist ein Vertrauensmissbrauch, den wir nicht akzeptieren werden. Der Trägerverein hat seit seiner Gründung immer mit der Wahrheit taktiert und nur die Informationen weitergegeben, die uns schon bekannt waren. Nie hat sich der Verein an seine Zusagen gehalten, ich erinnere da gerne an den Zaun, der die Wisente auf der Berleburger Seite halten sollte, als das Projekt startete. Wenn es also tatsächlich im Interesse des Umweltministeriums ist, dass der Konflikt befriedet wird, müssen Zusagen eingehalten und Vertrauen aufgebaut werden. Ansonsten sehe ich anstatt einer Befriedung eher die Gefahr, dass der Streit eskaliert.“

Latrop stehe zu dem Kompromiss, dass 15 weibliche Tiere für drei Jahre in einem circa 500 Hektar großen Gatter in der Nähe des Ortes gehalten werden, solange die Wanderwege 365 Tage im Jahr nutzbar sind: „Einem Kompromiss zum Kompromiss werden wir indes nicht zustimmen.“ Die Kompromissbereitschaft müsse eindeutig bei dem Trägerverein liegen, so Lutter. Landrat Schneider habe bereits seine Unterstützung signalisiert.

Verein antwortet

Auf Nachfrage der Redaktion äußern sich jetzt auch der Trägerverein des Auswilderungsprojektes und das NRW-Umweltministerium gemeinsam zu den Vorwürfen und weisen die Kritik zurück. Die Planungen für das Gatter „befinden sich im Genehmigungsverfahren“, erläutert der Pressesprecher des Trägervereins Dr. Michael Emmrich. Daran seien unterschiedliche Behörden beteiligt: „Soweit es die naturschutzfachlichen Fragen betrifft die Bezirksregierung Arnsberg, bei den baurechtlichen Belangen die Stadt Schmallenberg und der Kreis Siegen-Wittgenstein, und die in dem Zusammenhang notwendige Waldsperrung wird durch Wald und Holz NRW geregelt“, so Dr. Emmrich.

Wanderwege bleiben offen

Auf Nachfrage erklärt der Sprecher des Trägervereins auch, dass nach wie vor kein Ergebnis der Umweltverträglichkeitsprüfung für das Gatter vorliege. Insofern können man auch noch keine Angaben dazu machen, wann mit einem Baubeginn zu rechnen sei, oder was das Gatter kosten werde. Das aber ist für eine Genehmigung und die spätere Errichtung notwendig. Was die von den Latropern befürchtete Sperrung von Wanderwegen zur Setzzeit angelange antwortet Emmrich mit einem klaren „Nein“.

Diese Tiere sollen ins Gatter

Zur geplanten Größe des eingezäunten Bereiches für die freilebende Wisentherde von rund 500 Hektar und der Anzahl der Tiere im Gatter machte Emmrich deutlich: „Das Gatter ist auf Wunsch der Kritiker verkleinert worden. Von Seiten des Trägervereins ist zu keiner Zeit eine Herdengröße von 15 weiblichen Tieren genannt worden.“ Zielsetzung des Vereins sei es im Übrigen lediglich, „keine geschlechtsreifen männlichen Tiere einzugattern“, so Emmrich weiter. Das Gatter soll auf Landesflächen im Staatsforst auf Schmallenberger Seite und auf Privatflächen der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer entstehen.