Meschede. Rechtsmedizinerin berichtet im Kriminalfall des Toten im Maisfeld bei Meschede: Rohe Gewalt führt zum Tod des ukrainischen Arbeiters.

Der Prozess um den Toten im Maisfeld wird sich möglicherweise noch bis weit ins Frühjahr 2021 hinziehen. Denn die Richter der Vierten Großen Strafkammer deuteten an, dass sie noch einen ungewöhnlichen Weg gehen wollen.

In dem Gerichtsprozess muss sich, wie berichtet, ein 29 Jahre alter Mann aus Polen wegen gemeinschaftlichen Totschlags eines 45-jährigen Ukrainers verantworten. Der Ukrainer war im August 2019 bei einem Streit in einer Unterkunft von osteuropäischen Bauarbeitern in Meschede-Voßwinkel erschlagen worden. Danach wurde seine Leiche in einem Maisfeld bei Schüren versteckt.https://www.wp.de/staedte/meschede-und-umland/toter-im-maisfeld-bei-meschede-der-naechste-unschuldige-id231149552.html

Freigesprochener Angeklagter soll als Zeuge zurückkommen

Im ersten Prozess war ein 38 Jahre alter Pole, der ebenfalls in Voßwinkel wohnte, aus Mangel aus Beweisen vom Gericht freigesprochen worden. Der Mann kam als Häftling zwar deshalb aus seiner deutschen Untersuchungshaft frei, nur um danach in ein polnisches Gefängnis zu kommen, wo er noch eine andere Strafe absitzen muss – er ist in Polen wegen Körperverletzungsdelikten vorbestraft.https://www.wp.de/staedte/meschede-und-umland/meschede-der-reifenstecher-mit-dem-irren-wahn-id229224228.html

Im zweiten Verfahren am Landgericht Arnsberg ist am vierten Verhandlungstag nun mitgeteilt worden, dass sogar versucht werden soll, den 38-Jährigen aus der polnischen Haft als Zeugen zurück nach Deutschland zu holen. Bislang war eine Vernehmung per Videokonferenz ins Auge gefasst worden. Der 38-Jährige hatte in seinem Verfahren den 29-Jährigen als Täter beschuldigt: Der wiederum bestreitet das jetzt – und will an dem Streit gar nicht beteiligt gewesen sein. Er habe als Fahrer nur später, auf Druck des 38-Jährigen und eines anderen Hausbewohners, dabei helfen müssen, die Leiche zum Maisfeld zu bringen.

Hammer? Axtstiel? Faustschläge?

Untersucht wurde die Leiche des Ukrainers in der Rechtsmedizin in Dortmund. Der Mann ist durch rohe Gewalt gestorben: Zwei Trümmerbrüche des Schädels führten zum Tode des 45-Jährigen. Allerdings steht nicht exakt fest, wodurch die Schläge ausgeführt wurden: Staatsanwalt Klaus Neulken bleibt dabei, dass die Tatwaffe ein Vorschlaghammer war, an dem auch DNA-Spuren des ersten Angeklagten gefunden wurden. Der will den Hammer aber danach nur weggeräumt haben – so seien seine Spuren entstanden.https://www.wp.de/staedte/meschede-und-umland/streit-um-luxusauto-id10721116.html

Nach Angaben dieses ersten Angeklagten sei auf den Ukrainer mit einem Axtstiel eingeschlagen worden: Von diesem fand auch die Polizei danach keine Spur – der 38-Jährige behauptete, der Stiel sei nach der Tat verbrannt worden. Aber auch eine Brandstelle fand sich nicht. Denkbar aber auch, so eine Rechtsmedizinerin, dass es sogar kräftige Faustschläge gegen eine Gesichtshälfte des Ukrainers waren, die ihn töteten: Wenn der Kopf dabei gegen eine Wand dahinter geprallt wäre. Tatsächlich soll der Tote an einer Wand gelehnt haben.

In einem Detail widersprach die Rechtsmedizinerin einer Aussage des zuletzt angeklagten 38-Jährigen. Er hatte geschildert, die Leiche sei so schlimm zugerichtet gewesen, dass nicht einmal die Nase mehr zu sehen gewesen sei. An diese auffällige Verletzung konnte sich die Rechtsmedizinerin allerdings nicht erinnern. Wirft das neue Zweifel mit Blick auf seine Aussage?

Zwei Promille beim Opfer

Auch bei einem Detail gibt es Widersprüche: Der getötete Ukrainer wurde bisher so geschildert, dass er kaum einmal getrunken habe – und wenn, dann nur gelegentlich Bier. Bei der Leiche allerdings konnten immer noch rund zwei Promille an Restalkohol festgestellt werden. Das deutet durchaus auf eine gewisse Gewöhnung an Alkohol hin.https://www.wp.de/staedte/meschede-und-umland/meschede-mit-sturmgewehr-zwei-maenner-ueberfallen-id230622192.html