Berghausen. Tobias Friedhoff weiß nicht, ob es aufgrund von Corona den Heimkehof im nächsten Jahr noch gibt. Über Nöte, Weihnachtsfeiern und Gästeanfragen.
30 bis 35 Prozent der Betriebe werden nach der Corona-Pandemie nicht wieder öffnen, schätzt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband. „Ja, auch ich mache mir große Sorgen. Ich weiß nicht, ob ich in einem Jahr noch hier sitze“, sagt Tobias Friedhoff vom Heimkehof in Berghausen. Und mit der Sorge ist er nicht alleine: „Ich habe mit Kollegen gesprochen, es geht vielen so.“
Große renommierte Häuser oder Betriebe, die ein zweites Standbein hätten, seien besser dran: „Die können das kompensieren, die haben vielleicht noch eine Landwirtschaft oder Immobilien.“ Für die Familie Friedhoff gebe es nur den Heimkehof. Und der ist geschlossen, zum zweiten Mal in diesem Jahr: „Aber es ist ein anderer Lockdown als im Frühjahr, die Situation ist wesentlich schlimmer.“
Während des ersten Lockdowns Hoffnung auf Besserung
Im Frühjahr sei die Hoffnung auf Besserung ein steter Begleiter gewesen: „Und auch das Außerhaus-Geschäft lief wesentlich besser. Da kamen die Leute öfter - natürlich um zu essen, aber auch um den Betrieben zu helfen.“ Doch selbst das To-Go-Geschäft habe nun stark nachgelassen: „Es war ein schlechtes Jahr, wir waren schon im absoluten Tal und jetzt geht es noch weiter bergab.“ Alle Aushilfen habe Friedhoff nach Hause schicken müssen, Kurzarbeitergeld gebe es für Aushilfskräfte nicht: „Auch das tut mir natürlich leid, aber was sollen wir machen?“ Immerhin stehe keine der Kräfte ganz alleine da, habe immer noch mitverdienende Partner: „Aber wir müssen um die Aushilfen ja auch kämpfen, damit sie wiederkommen, die sind unfassbar wichtig für uns.“
Deshalb seien die Weihnachtsgefühle auch gemischt: „Normalerweise hatten wir Heiligabend und am ersten Weihnachtstag geschlossen, am zweiten sind wir direkt mit einem Buffet wieder durchgestartet.“ Das sei in diesem Jahr nicht. „Familiär wird es ein tolles Fest, weil alle Zeit haben. Aber im Hinterkopf hast du natürlich die ganze Zeit diese Situation.“
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Denn die Wintermonate seien die umsatzstärksten im Heimkehof. Weihnachtsfeiern, Betriebsessen, Silvesterpartys, das sei immer gut gelaufen und habe viel Umsatz geliefert: „Wir sind hart gebeutelt.“ Na klar, man wolle immer das Beste aus der Situation machen - „und das haben wir im Sommer auch“. Der geöffnete Biergarten, Gäste unter Coronabedingungen, all das sei umsetzbar gewesen: „Aber trotzdem arbeitest du ja mehr, obwohl du weniger Gäste hast. Und wirtschaftlich war auch der Sommer nicht. Der Aufwand war immens und jetzt ist alles wieder dicht. Wir sind corona-müde, weil es unfassbar anstrengend ist.“
Neue Toilettenanlagen, aber keine Gäste
Während des ersten Lockdowns habe man renoviert und die Toilettenanlagen erneuert: „Jetzt ist alles neu, wird aber nicht genutzt und die Kosten laufen weiter.“ Zukunftspläne, Umbaumaßnahmen, Zimmer-Renovierungen, alles sei auf Eis gelegt. Die Corona-Hilfen habe Friedhoff beantragt, wisse aber immer noch nicht, ob er das Geld am Ende auch behalten dürfe. Die Gastronomie sei ein hartes Geschäft: „Wenn der Betrieb ins Stocken kommt, wird es hart. Auch für die Großen.“
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Vor März rechnet Friedhoff mit keiner Wiederöffnung. Und wenn es weitergeht, dann nur unter strengen Auflagen: „Wer sagt mir denn, ob die Gäste wiederkommen? Ob sich das Ausgehverhalten normalisiert, ob Hochzeiten wieder so wie vorher gefeiert werden? Die ganzen Urlauber, die sonst auf Mallorca oder in der Türkei waren, kommen doch nicht plötzlich ins Sauerland.“ Anfragen für das kommende Jahr kämen von Gästen keine, sagt Friedhoff: „Die Unsicherheit ist viel zu große. Keiner weiß, wie es weitergeht. Wir für uns auch nicht.“
Der Heimkehof
Seit diesem Jahr ist Tobias Friedhoff Inhaber des Heimkehofs, betreibt ihn mit Frau Kerstin und Mutter Anne. Das Haus wurde bereits Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut, war früher ein Kolonialwarengeschäft.
Neben der Gastronomie, die seit rund 70 Jahren betrieben wird, gibt es auch Gästezimmer.
Benannt ist der Heimkehof nach dem angrenzenden Bachlauf.
„Essen to-go“ wird mittwochs, samstags und sonntags angeboten. Informationen und die Speisekarte gibt es unter www.heimkehof.de, auf Facebook, Instagram und per WhatsApp-Status unter 0175 9862697