Meschede. Ein Shitstorm ist auf die Polizei Meschede eingeprasselt. Wer übel beleidigt hat, bekommt jetzt Probleme. Anlass war ein Video von einem Einsatz.

Nach dem umstrittenen Einsatz eines Polizisten, bei dem eine Obdachlose auf einem Fahrrad zu Fall kam, ist ein Shitstorm auf die Behörde eingeprasselt. Mit dem Begriff wird massenhafte Kritik beschrieben, die auf digitalem Weg auf jemandem einprasselt. Rund 1500 Reaktionen zählte die Behörde im Hochsauerland, und das sind nur jene, die direkt an die heimische Polizei gerichtet waren. Die überwiegende Mehrheit der Kommentare war negativ und fällt unter die freie Meinungsäußerung. Einige stehen allerdings im Verdacht die strafrechtliche Grenze überschritten zu haben.

Soldat in SS-Uniform

Es sind derbe Beleidigungen dabei - hier ein paar Beispiele: „Fickt Euch alle ins Knie bis ihr gegenseitig verreckt, ihr Hurenkinder.“ Oder: „Ich hoffe, euer gesamtes scheiß Präsidium bekommt Corona und stirbt.“ Es wird auch persönlich: „Ihr Hampelmänner, eure Familie muss auch so behandelt werden.“ Es fallen Begriffe wie „Egowixxer“ und „Hurensohn“. Zu sehen sind auch manipulierte Bilder, die auf der einen Seite einen Polizisten und auf der anderen Seite einen Soldaten in SS-Uniform aus dem Dritten Reich zeigen.

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In 53 Fällen prüft die Polizei den Anfangsverdacht einer Straftat - nämlich der Beleidigung. Die Pressestelle hat die Kommentare ausgewertet und an das Kriminalkommissariat weitergeleitet. Dort werden die Ermittlungen fortgeführt, unter anderem wird geschaut, ob und wie es möglich ist, die tatsächlichen Personalien der Absender ausfindig zu machen. Am Ende muss die Staatsanwaltschaft entscheiden, was aus den Ermittlungen wird.

An die Polizei adressiert

„Wir stellen uns Kritik und wir nehmen Kommentare auch ernst“, betonte Holger Glaremin von der Pressestelle der Polizei. Hinzunehmen seien aber nicht mögliche Straftaten wie Beleidigungen. Was er betont: Die Behörde hat nicht das Internet nach möglichen Kommentaren im Zusammenhang mit dem Vorfall durchforstet. Sie hat ausschließlich jene Postings gesichtet, die konkret über Facebook, Twitter und Instagram an die Polizei adressiert waren, sei es auf dem direkten Weg oder durch Markierung der Behörde. Das bedeutet auch: Mögliche Beleidigungen sind mit voller Absicht an die Polizei geschickt worden.

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Die Staatsanwaltschaft Arnsberg hat unterdessen wegen des umstrittenen Einsatzes ein Ermittlungsersuchen an das Polizeipräsidium Dortmund geleitet. Die Behörde dort soll eine mögliche Straftat des eingesetzten Beamten prüfen. Auf einem Video, das öffentlich geworden war, waren Teile des Einsatzes zu sehen: Der Polizist trifft im Schlotweg in Meschede auf die offenbar auf ihrem Fahrrad schlafende Obdachlose. Er tritt gegen die Reifen, möglicherweise, um eine Reaktion zu erzeugen. Dabei kippt allerdings das Fahrrad mit der Frau um. Sie fällt auf den Bürgersteig.

Am Boden liegen gelassen

Auf dem Video ist zu sehen, wie der Beamte die Frau am Boden liegen lässt. Zeugen berichteten dieser Zeitung, dass sie sich später selbst aufgerappelt habe und davon gefahren sei. Die Szene hatte für massive Empörung gesorgt.