Meschede. Der Henne-Ruhr-Markt bewährt sich als Magnet für Meschede, sagt Axel Funke und IHK-Zahlen geben ihm Recht.
Gegen den Trend im Einzelhandel kommt der Henne-Ruhr-Markt noch glimpflich durch die Corona-Krise. Das sagt der Betreiber Axel Funke, Vorstandsvorsitzender der Fokus Development AG In Duisburg, im Interview. Verkaufsoffene Sonntage würden im Wettbewerb mit dem Internet-Handel helfen, meint er. Und: Beim Leerstand im HeRuM zeichnet sich eine Lösung ab.
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Zählungen der IHK Arnsberg haben ergeben, dass die Frequenz an Passanten am Winziger Platz zuletzt um 50 Prozent zugenommen hat – dank des Henne-Ruhr-Marktes. Überrascht Sie das?
Axel Funke: Nein, das ist nicht weiter verwunderlich. Ich fühle mich mit diesem IHK-Ergebnis aber darin bestätigt, was ich immer gesagt habe: Es ist ein guter Standort für den Henne-Ruhr-Markt. Der wird sich auch weiter entwickeln. Die Zahl von 50 Prozent mehr an Passanten ist aber nichts, auf dem wir uns ausruhen können. Es müssen ja auch Kunden daraus werden. Die Markteinführung einer solchen Immobilie beträgt mindestens drei Jahre, bis sie sich etabliert hat und sich die neuen Wege dorthin ergeben haben. Durch Corona ist 2020 ein ziemlich verlorenes Jahr – also bedeutet das für den Henne-Ruhr-Markt in der Summe vier Jahre, bis er endgültig am Markt etabliert ist.
Wie läuft es denn im Henne-Ruhr-Markt?
Wir haben zur völlig falschen Zeit einen Dämpfer durch Corona bekommen. Aber so wie ich das aus den Daten ablesen kann, die ich von den Mietern bekommen habe, ist dieser Dämpfer weit, weit kleiner als im Durchschnitt im deutschen Einzelhandel. Der Trend zum Henne-Ruhr-Markt ist also nach wie vor positiv – trotz Corona. Es gibt 2020 sogar einzelne Monate mit höheren Umsätzen als im Vorjahr! Man kann sich also ausrechnen, wo wir schon wären, wenn wir kein Corona hätten! Das ist aber, wie gesagt, alles nicht zum Ausruhen. Deshalb engagieren wir uns auch für die Weihnachtsbeleuchtung, wir hätten uns auch bei einem Weihnachtsmarkt engagiert. Insgesamt gesehen kann ich nur sagen, wenn Corona als Sondereinfluss vorbei ist, dann müssen wir uns wieder etwas einfallen lassen, um weiter bei den Menschen zu punkten - als Henne-Ruhr-Markt aber auch als Einkaufsstadt Meschede insgesamt.
Es verblüfft mich schon, dass die Geschäfte trotz Corona offenbar so gut laufen. Warum dort?
Der ein oder andere Besucher überlegt sich schon, ob er unter den jetzigen Gegebenheiten noch eine weitere Fahrt zum Einkauf auf sich nimmt, oder gleich alles im Henne-Ruhr-Markt einkauft. Außerdem haben wir ja einen noch neuen Standort, der sich in der Entwicklung befindet – den haben jetzt offenbar viele für sich entdeckt.
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Die Umsatzzahlen stimmen also?
Sie sind natürlich negativ beeinflusst durch Corona, keine Frage. Aber sie sind eben besser als im Durchschnitt des deutschen Einzelhandels. Das ist doch erfreulich.
Es ist alles gut?
Nein, es könnte natürlich deutlich besser sein! Der „Asia“-Imbiss hat geschlossen, das Fitnessstudio musste schließen. Im ersten Lockdown im Frühjahr hatten wir die ganzen Besichtigungen für das eine noch freie Ladenlokal: Da sind uns dann auch diverse Interessenten abgesprungen. Also: Nein, es ist überhaupt nicht alles gut. Aber es ist einfach so: Wir fühlen uns schon bestätigt, dass wir die richtige Standortentscheidung getroffen haben – nicht mehr und nicht weniger.
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Beim ersten Lockdown war es so, dass große Unternehmen teilweise ihre Mieten nicht gezahlt haben. Ist das jetzt wieder der Fall?
Wir sind mit der Zahlungsmoral unserer Mieter ganz zufrieden. Natürlich gilt: Wenn jemand keinen Umsatz machen kann, muss man darüber reden – das ist doch klar. Wir sind im guten Austausch. Keiner versucht, jetzt einen Vorteil zu gewinnen. Wir haben gute Mieter und kommen sehr gut miteinander klar.
Haben Sie Verständnis dafür, dass das Fitnessstudio im HeRuM schließen muss?
Ich will mal so sagen: Mein Verständnis für diese Schließungen ist eingeschränkt. Ich glaube, dass im Fitnessstudio nun wirklich alles gemacht worden ist, um Infektionen zu verhindern. Ich wüsste gerne, ob sich überhaupt schon mal jemand in einem Fitnessstudio angesteckt hat! Aus meinen Besichtigungen weiß ich gar nicht, wie das passiert sein sollte! Dort wird immer stark auf Hygiene achtet, und in der jetzigen Zeit ohnehin noch mehr.
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Was müsste jetzt passieren? Wären verkaufsoffene Sonntage im Advent eine Hilfe gewesen?
Keine Frage, natürlich würden offene Sonntage helfen, um den Einzelhandel zu stärken! Ich kann ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, warum nicht auch die Gewerkschaften dafür aktiv werben. Es macht doch keinen Sinn, das gesamte Feld dem Internet-Handel zu überlassen! Auch unter Risiko-Gesichtspunkten: Ist es so viel besser, wenn der Paketbote von Tür zu Tür rennt? Ist es nicht besser, wenn die Leute an die frische Luft kommen? Ich kann bei der Größenordnung von Meschede auch nicht nachvollziehen, warum hier Risiken bestehen könnten – es ist genügend Platz vorhanden, um auch Abstände einzuhalten. Man könnte offene Sonntage doch Corona-gerecht gestalten: Mit Abstand – und trotzdem mit ein wenig Stimmung.
Was wäre mit einem Adventsmarkt?
Ich bin nicht derjenige, der darüber zu entscheiden hat. Das müssen die Behörden vor Ort machen. Dann muss man ja immer noch sehen, ob man überhaupt in der Lage ist, um die Auflagen zu erfüllen, die dann gemacht würden. Wenn es Initiativen geben würde, um einen Advents- oder Weihnachtsmarkt Corona-gerecht zu machen und ein bisschen Weihnachtsstimmung zu zaubern, dann stünden wir sicherlich dafür bereit.
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Rückblickend betrachtet: Würden Sie noch einmal die Investition in den Henne-Ruhr-Markt tätigen?
Ja! Ich bin fest von dem Standort überzeugt: Das ist auch der Grund, warum wir die Immobilie behalten werden. Da hat sich nichts dran geändert. Meschede ist ein guter Standort. Ich bin froh über die Investition, die wir hier getätigt haben. Die 50 Prozent mehr Frequenz an Besuchern müssen nicht das Ende sein! Da werden noch mehr hinzukommen. Der Weg ist nur durch Corona ein wenig schwieriger geworden. Wir haben zum Glück keine externen Geldgeber. Das macht die Sache natürlich einfacher. Eines ist natürlich klar: Eine Verzinsung werden wir in diesem Jahr sicherlich nicht haben. Nun, wir stehen das miteinander durch. Wir werden uns noch die nächsten Jahre in Meschede sehen!
Stichwort Leerstand. Wann füllt sich das eine leere Ladenlokal?
Unter Vermietungs-Gesichtspunkten ist das ziemlich traurig. Corona hat uns da einen Riesenstrich durch die Rechnung gemacht. Wir hatten am 24. März den abschließenden Termin für eine Vermietung – und dann kam Corona. Es wurde also nichts daraus. Das Ergebnis ist nicht erfreulich. Es ist, wie es ist. Wir sind weiter da dran. Ich bin zuversichtlich, Ihnen bald etwas dazu sagen zu können. Ich gehe davon aus, dass wir Anfang Januar den Mieternamen bekannt geben können.
Das wäre fast sensationell, in dieser Zeit etwas Neues zu gründen…
Ja, absolut. Ich bin sehr zufrieden, dass wir da zu Potte kommen werden. Noch ist es ein wenig früh für Details. Ich bin ganz guter Dinge. Bei den freien Büroflächen neben der Stadthalle sind wir auch in Verhandlungen.
>>>HINTERGRUND
Die Corona-Pandemie sorgt bei 44 Prozent der Unternehmen im Kreis Soest und im Hochsauerlandkreis für einen Rückgang der Nachfrage. Bei fast jedem Dritten steht der Betrieb derzeit still. Das geht aus einer Blitzumfrage unter 900 Unternehmen der IHK Arnsberg hervor.
Am stärksten betroffen ist das Gastgewerbe : 90 Prozent der Betriebe stehen derzeit still.
Stark eingeschränkt ist auch die Reisewirtschaft , 73 Prozent der Betriebe haben die Arbeit eingestellt. Gleichzeitig ist die Branche am stärksten von Stornierungen betroffen. Bei sieben von zehn Unternehmen machen Kunden Buchungen rückgängig.
In der Kultur- und Kreativwirtschaft können derzeit 68 Prozent der Unternehmen nicht ihrem Gewerbe nachgehen.
Laut IHK-Umfrage kämpfen derzeit drei von zehn Unternehmen mit Liquiditätsengpässen. Jedem zehnten Unternehmen droht die Insolvenz.
Deutlich positiver als in den Dienstleistungsbranchen ist die Situation im produzierenden Gewerbe . Dort stehen mit nur 6 Prozent vergleichsweise wenig Betriebe still.