Meschede. Die Mutter muss ins Krankenhaus. Doch es ist kein Platz in Meschede frei. Was passiert? Michael Isenberg in unserem Corona-Tagebuch.

Michael Isenberg (60) ist Maßschneider in zweiter Generation in der Schneiderei Isenberg in Meschede. Die Pandemie ist für ihn beruflich wie privat eine schwierige Zeit.

Vorgaben ändern sich täglich

„Ich finde es im Moment entsetzlich. Die Vorgaben ändern sich nahezu täglich, und so langsam weiß niemand mehr, was zurzeit gilt und was nicht. Als Schneider bin ich natürlich normalerweise auch nah am Kunden, wenn ich für einen neuen Anzug oder Ähnliches Maß nehmen muss. Kunden, die von außerhalb kommen, lassen sich jetzt lieber die Stoffkollektion zuschicken und bestellen dann daraus, um die Anreise und den direkten Kontakt so zu vermeiden.

Auch interessant

Außerdem fallen auch die ganzen Messen weg, für die Firmen oft Bekleidung für die Mitarbeiter brauchen. Ein ganz anderes und bei weitem schlimmeres Erlebnis war, dass meine Mutter mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht werden musste, der Krankenwagen aus Olsberg kommen musste, da die Mescheder Wagen alle coronabedingt unterwegs waren und wir zuerst nicht in Meschede aufgenommen werden sollten.

Olsberg sagt ab

Auch Olsberg hatte abgesagt, und erst kurz bevor der Fahrer des Krankenwagens es in Brilon versuchen wollte, kam ein Anruf aus dem Walburga-Krankenhaus, dass dort doch ein Platz gefunden werden konnte. Da bekommt man schon wirklich Angst, denn meine Mutter ist 89 Jahre alt. Sie hat zwar kein Corona, aber die Krankenhäuser sind halt sehr vorsichtig bei der Aufnahme von neuen Patienten. In solchen Situationen wird einem dann der Ernst der Lage erst richtig bewusst.

Auch interessant

Wenn man dann mitbekommt, was für ein Theater die Leute zum Teil machen, nur weil sie eine Maske tragen sollen, um andere zu schützen, fehlt mir dafür jegliches Verständnis. Gerade, wo die Zahlen steigen, sollte man doch jede Möglichkeit nutzen, um sich selbst und andere Leute zu schützen. Andererseits muss man ja sagen, dass es uns hier im Sauerland noch wirklich gut geht im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland und vor allem im Vergleich mit anderen Ländern.“