Waldemai. In Waldemai im Sorpetal haben Lothar und Gisela Klute über Jahrzehnte einen Skulpturen-Park erschaffen. Ein Ort, der die Phantasie beflügelt.
Man muss schon wissen, wo das liegt! Waldemai im Sorpetal kennt lange nicht jedes Navi. Zu Fuß wandert man einfach den Golddorfweg rund um Niedersorpe und plötzlich steht man mitten in einem verwunschenen Park, voller hochbeiniger Insekten, riesiger Wasserräder, kleinen Brunnen und filigraner Schattenfiguren. Gisela und Lothar Klute haben in mehr als 50 Jahren nach und nach „die Waldemai“ mit Werkstatt, Galerie, Glashütte, Skulpturengarten und ihrem Privathaus auf einer verlassenen Schiefergrube geschaffen.
Ein Ort, der die Phantasie beflügelt, und wenn die große Wasserschale auf die Oberfläche der aufgestauten Sorpe platscht, dann halten große und kleine Besucher inne, um diesen ständigen Kreislauf zu verfolgen. Lothar Klutes Elternhaus ist das ehemalige Antiquitätengeschäft Klute an der Oststraße in Schmallenberg. Nach der Schmiedelehre bei Karl Illing in Mailar ging er zum Studium der Bildhauerei nach Aachen. 1968 kam er zurück .
„Mir war immer klar, dass ich wieder ins Sauerland wollte, weil es hier einfach schön ist.“ Er fand die alte Schiefergrube Schellhorn mit Steigerhaus und Werkhalle direkt im Sorpetal gelegen. Anfangs eine Bruchbude, „aber wir waren froh, dass wir eine Bleibe hatten.“ Seine Frau Gisela, er hatte sie im Studium in Aachen kennengelernt, zog mit. „Ich musste mich schon erst an die Abgeschiedenheit gewöhnen“, gibt sie zu. Anfangs arbeitete sie noch als Innenarchitektin, doch dann habe sie sich um die drei Kinder gekümmert und ihrem Mann „den Rücken frei gehalten.“
Ehepaar Klute als Team
Doch diese Erklärung der zierlichen Frau ist viel zu bescheiden. Lothar Klute spricht immer von „wir“, wenn er über die Klute-Kunst spricht. „Wir haben fast alles zusammen entwickelt“, betont er, und es sei schön, „immer einen Ansprechpartner, ein Korrektiv zu haben.“ Mit einem Lächeln schiebt er nach: „Als Schmied ist man schon mal sehr materialverliebt. Gisela bremst mich dann.“
Auch interessant
Das Aufgabenfeld seiner Frau sei neben dem Schriftlichen auch immer die Kundenberatung gewesen, „mit allem, was an Architektur und Gestaltung mit hinein spielt.“ In den Anfangsjahren schmiedete Klute, um den Lebensunterhalt zu sichern: Gitter, Tore, Geländer, nahm dann aber zunehmend an Kunstwettbewerben teil. „Es gab damals das Projekt ,Kunst am Bau’“, erzählt er. „Ein Prozent der Bausumme musste bei öffentlichen Bauten für Kunst verwendet werden.“ Ein Glücksfall für viele Künstler.
Skulpturen in Schmallenberg
In Schmallenberg steht die Skulptur „Der Münzpräger“ vor der Volksbank Bigge-Lenne. Auch die Eingangstür zur Sparkasse in der Weststraße , der Brunnen am Kirchplatz und der vor Stoffels sind Klute-Unikate aus der Waldemai. Neben öffentlichen Auftraggebern und Firmen kommen auch viele Privatkunden. Corona hat der Galerie Klute da weniger geschadet, als die Bauarbeiten zwischen Niedersorpe und Waldemai seit April 2020. „Wir waren von der Außenwelt wie abgeschnitten, quasi in Natur- Quarantäne“, sagt Gisela Klute. Die großen Schmallenberger Hotels empfehlen die Galerie ihren Urlaubern und Tagungsgästen.
„Die Männer wollen dann alle in die Werkstatt und die Frauen in die Ausstellung“, erzählt Lothar Klute. Im Laufe der Jahre hat er 15 „Lehrlinge“ ausgebildet, darunter auch eine Frau. Einige haben sich im Schmallenberger Raum niedergelassen, weshalb man den Eindruck gewinnt, dass es rund um Waldemai auffallend viele Schmiedewerkstätten gibt.
Archaische Schmiedekunst
Alle Skulpturen entstehen aus einem Stück Bronze-Rund in archaischer Schmiedetechnik: nur mit Feuer und Hammer. Lothar Klute zeigt auf die schlanken, menschlichen Figuren, „Hungerleider“ nennt er sie. „Aus einem Stück herausgearbeitet, da wird nichts angeschweißt“, betont er. Eine Technik, die besonders bei den filigranen Arbeiten herausfordernd sei. „Dass wir das können, darauf bin ich schon ein bisschen stolz.“
Auch interessant
Fließendes Wasser, glitzerndes Glas und metallische Bronze - es sei ein Reiz, Gegensätze zu verbinden“, heißt es im Katalog der Galerie. Gisela Klutes Ausdrucksform ist seit einigen Jahren die Bildkunst - Leinwand auf Leinwand – in streng- geometrischen Formen, aber auch Gräser, die sich im Wind zu wiegen scheinen, oder als Strahlen von einem Mittelpunkt wegstreben. Meist in monochromen Farbnuancen ergänzen diese plastischen Bilder die Ausstellung in der Galerie und im Wohnhausatelier und bilden einen weiteren spannenden Gegensatz zum Metall.
Die Waldemai
Gisela und Lothar Klute sind beide Jahrgang 1946.
Lothar Klute, geboren in Schmallenberg, begann 1961 seine Handwerkslehre und schloss ab 1964 ein Studium der Metallbildhauerei an der Werkkunstschule Aachen an, 1968 folgten Staatsexamen, Meisterprüfung und Gründung der eigenen Werkstatt.
Gisela Klute, geb. Jung, ist in Braunschweig geboren. Nach dem Abitur 1965 in Gummersbach studierte sie Innenarchitektur an der Werkkunstschule Aachen und ab 1967 Innenarchitektur und Industrieformgestaltung an der Werkkunstschule Krefeld.
Seit 1969 sind beide gemeinsam freischaffend tätig.
Das Paar hat drei erwachsene Kinder.
Die Galerie Klute ist täglich außer montags von 11 bis 16 Uhr geöffnet. In den Wintermonaten sind Besuchstermine nach telefonischer Vereinbarung möglich.
Weitere Informationen unter 02975/206 und www.klute-waldemai.de.