Meschede. Fahren oder schieben? Um Fahrräder in der Fußgängerzone von Meschede ist eine Debatte entbrannt. Am Ende stand eine Entscheidung.

Radfahren ist nach dem Umbau der Ruhrstraße wieder in der Fußgängerzone erlaubt. Das hat die Stadtverwaltung im Stadtrat mitgeteilt: Die Freigabe ist von der Verwaltung durch eine so genannte verkehrsrechtliche Anordnung erfolgt. Dagegen gibt es Protest von UWG, SPD und Grüne: Sie fordern eine Sperrung für Radfahrer. Es ist eine Diskussion entstanden: Was darf man in einer Fußgängerzone?

CDU und FDP bekräftigten mit ihrer Mehrheit die Fahr-Erlaubnis für Radler. Denn eine Sperrung hätte weitreichende Folgen für den überregionalen Radfahr-Verkehr. Aktuell wird im Rahmen des Abschlusses der Umgestaltung der Fußgängerzone eine neue Art der Beschilderung entworfen: Sie soll Radfahrer zum Schritttempo und zur Rücksichtnahme auffordern. Geplant ist auch, 2021 eine aktuelle Datenerhebung über die Nutzung der Fußgängerzone durch Radfahrer durchzuführen.

Nachspiel zum Radfahr-Wahlkampf

Über Jahre durften Radfahrer bereits durch die Fußgängerzone fahren. Das war im Zuge der Baustellen zwischendurch untersagt worden, Radfahrer mussten schieben. Dieses Intermezzo will die UWG nun zum Dauerzustand machen. Michael Lichter beantragte für die UWG im Rat, die Ruhrstraße werktags von 9 bis 18 Uhr für Radfahrer zu sperren. An den Wochenenden und zu den übrigen Zeiten sollen sie Schritttempo fahren: Denn es gebe „zunehmend“ Probleme mit Radfahrern, die die Fußgängerzone zu schnell durchfahren und dadurch für gefährliche Situationen sorgten.

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Bürgermeister Christoph Weber (CDU) reagierte „sehr befremdet“ über den UWG-Antrag: Denn er erinnerte an den gerade erst beendeten Kommunalwahlkampf mit seinen radfahrerfreundlichen Plakaten und Tönen – und jetzt komme dieser Antrag, in dem es plötzlich um ein Verbot gehe. Weber machte auf den größeren Zusammenhang klar: Die Strecke mitten durch die Stadt sei mit ihren rot-weißen Pfeilen schließlich offizieller Bestandteil des Sauerland-Radrings.

Mehr als die Ruhrstraße

Und woher, so Weber, sollten denn ansonsten Radfahrer, die aus nördlicher Richtung kämen, geleitet werden? Dann müssten sie über die von Autos viel befahrene Arnsberger Straße (ohne Radweg) fahren – das könne doch nicht im Sinne einer radfahr-freundlicheren Stadt sein. Er betonte auch: Die Fußgängerzone sei mehr als nur die Ruhrstraße. Bei einem Radfahrverbot dürfte dann auch zum Beispiel nicht am Stiftsplatz oder an der Steinstraße gefahren werden.

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Kornelius Kuhlmann unterstützte für die SPD den UWG-Antrag: „Zunächst ist die Ruhrstraße eine Fußgängerzone – und soll es auch bleiben. Radfahrern ist es nicht zu vermitteln, dass Fußgänger auch mal Haken schlagen“ – zum Beispiel, um Schaufenster zu betrachten. Und für Kuhlmann mache ein Durchfahren auch generell keinen Sinn: Die Ruhrstraße sei doch auch eine Geschäftsstraße – da sei die Wahrscheinlichkeit gering, dass ein Radfahrer anhalte, absteige und etwas einkaufe. Ingrid Völcker von der FDP unterstützte das vom Grundsatz her: „Eine Fußgängerzone ist eine Fußgängerzone. Da haben keine Autos etwas zu suchen – auch nicht Radfahrer. Die haben ihr Rad zu schieben.“ Die FDP stimmte aber für eine Freigabe, weil diese im nächsten Jahr überprüft werden soll: Zunächst sollen weitere Erfahrungen mit der Ruhrstraße gesammelt werden.

Bedeutung der Strecke

Fachbereichsleiter Klaus Wahle verdeutlichte die Bedeutung der Strecke durch die Ruhrstraße: „Ein Radweg ist ein Radweg – und kein Gehweg.“ Ein Radweg müsse gefahren werden können, da nutze auch die Anregung nichts, das Rad doch besser zu schieben. Eine Lenkung der auswärtigen Radfahrer über die Arnsberger Straße sei „die allerschlechteste Variante“. Kornelius Kuhlmann bezweifelte, dass es in der Innenstadt keine Alternativen zur Arnsberger Straße gebe: „Wenn man ernsthaft sucht, findet man Alternativen“ – er nannte als Beispiele das Rebell und die Alte Henne.

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Die CDU wartet auf das von der Verwaltung fürs Frühjahr versprochene Radfahrkonzept: Das soll ein Konzept fürs ganze Stadtgebiet werden. Es bringe jetzt nichts, schon mal einen Punkt wie ein Fahrverbot in der Ruhrstraße willkürlich herauszugreifen, sagte Marcel Spork: Es müssten Lösungen gefunden werden – nicht nur mit Blick auf Touristen, die mit ihren Rädern kommen, sondern auch für die „normalen Mescheder Radfahrer, die zur Arbeit fahren wollen“.

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