Meschede. Wegen Corona müssen auch die Kneipen wieder für Wochen schließen. So war es am Wochenende beim letzten Bier in Meschede.

Ein Gang durch die Stadt zeigte am Samstagabend ein recht trauriges Bild. Kaum jemand war auf den Straßen, und auch in den Kneipen sah es nicht so aus, wie man am Wochenende sonst üblich wäre. Der Gang ins Lieblingslokal, um die Woche mit einem Bierchen ausklingen zu lassen, wurde den Mescheder durch den erneuten Ausbruch des Coronavirus gründlich verhagelt.

Run oder Vorsicht?

Schon während der vergangenen Woche waren deutlich weniger Gäste in die heimischen Kneipen gekommen. Am letzten Abend vor dem Teil-Lockdown hatten alle noch spekuliert, ob es einen letzten Run in die Gaststätten geben würde oder ob die Leute doch Vorsicht walten lassen würden. Letzteres trat ein.

Noch ein Bier vor der Schließung: Gäste bei „Kotthoff’s Anna“.
Noch ein Bier vor der Schließung: Gäste bei „Kotthoff’s Anna“. © Brigitta Bongard

„Es ist natürlich für uns Wirte wirklich schlimm, aber was sollen wir machen? Jetzt ist erstmal wieder geschlossen, und wir müssen uns damit abfinden“, sagte Anna Kotthoff. Nur wenige Besucher waren am Samstag noch zu ihr in die Kneipe gekommen. Auch im Brazil sah es nicht anders aus. „Wir ziehen jetzt diesen Abend noch durch und versuchen, wenigstens noch ein bisschen Umsatz zu machen“, sagten die Angestellten. „Wir denken, dass es für viele Wirte jetzt wirklich eng wird.“

Das Schließen aller gastronomischen Betriebe führt bei den Inhabern für Unverständnis, Wut und oftmals auch zu Resignation. Die Betriebe hatten nach dem Lockdown im Frühjahr aufgerüstet, um die Hygienevorgaben erfüllen zu können. Plexiglasscheiben an den Theken und teilweise sogar zwischen den Tischen, Desinfektionsmittelspender, abwaschbare Speise- und Getränkekarten und vieles mehr innerhalb der Lokale, Heizpilze und Zelte davor - all das war mit Kosten und Mühen verbunden. Jetzt müssen wieder alle Betriebe schließen.

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Im Bibulus waren am Samstag zwar alle Tische besetzt, jedoch nicht mit der normalen Anzahl an Gästen. „Das ist gerade mal ein knappes Drittel“, erklärte Marvin Bohmeier. Auch in der Tröte war nicht sonderlich viel los. Dort war am letzten Abend noch eine Bierverkostung von „Clucking Hen“. Christina Triefenbach stellte ihre besonderen Biere vor, die von dem sauerlänger Team entwickelt und gebraut werden. Ob Rye Pale Ale oder Hefeweizen, die Biere kamen bei den Gästen sehr gut an. Ramona Mathes, Wirtin der Tröte erklärte: „Heute ist eigentlich mehr los, als ich erwartet hätte. Die ganze letzte Woche war schlechter. Ich verstehe aber trotzdem die Entscheidung nicht, die Gastronomie wieder zu schließen. Wir haben so gute Konzepte. Wenn sich jetzt alle zuhause treffen, ist die Gefahr doch viel größer.“

Kein neues Fass mehr

Im Postkeller bediente André Wiese die Gäste an nur einem Tisch. „Das Fass ist gleich leer, und ich schließe auch kein neues mehr an. Im H1 war heute zum Glück noch gut was los. Ich halte die Entscheidung der Regierung für völlig unsinnig.“ Erst in der vergangenen Woche hatte er eine Luftfilteranlage in dem Lokal am Hennesee angeschafft. „Wir werden in den kommenden Wochen auf jeden Fall wieder Essen liefern, aber das ersetzt natürlich nicht die Einnahmen eines geöffneten Lokals.“

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Auch im Mono waren nur wenige Gäste. Der Lieferservice „Cocktails, Kippen und Kondome“ wurde auch in der letzten Zeit genutzt, steht aber natürlich auch jetzt während des Lockdown zur Verfügung. In keiner der Kneipen fand sich ein Gast, der Verständnis für das Einstellen der Arbeit in der Gastronomie hatte. Die einhellige Meinung war, das man sich eigentlich fast nirgends so sicher fühlen kann, wie in einer Kneipe oder einem Restaurant, da dort seitens der Mescheder Wirte perfekt auf die Einhaltung der Vorgaben geachtet wurde.

Viele fragten sich schon jetzt, wie viele Lokale nach dem vorerst bis Anfang Dezember geplanten Lock-downs nicht mehr öffnen würden.