Schmallenberg. Christoph Schäfers und seine Frau Petra Zimmer leben in Schmallenberg in einem Plus-Energie-Haus. Wie das funktioniert und wie es darin aussieht.
Sorgen vor der monatlichen Stromrechnung kennen Christoph Schäfers und Petra Zimmer nicht. Nein, im Grunde können sie sich drauf freuen. Denn die beiden leben in Schmallenberg in einem Energie-Plus-Haus: „Damit produzieren wir sozusagen mehr Energie als wir selber verbrauchen. Wir bekommen also jeden Monat etwas zurück.“ Aber das ist nicht der Grund für das besondere Eigenheim: „Es geht uns um Nachhaltigkeit und Klimaschutz.“
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Alles reift Anfang der 2000er. Schäfers und Zimmer leben mit ihren drei Kindern auf 95 Quadratmetern. Zu wenig Platz, sind sie sich einig: „Erst schien uns ein Hausbau nicht sehr sinnvoll, weil es viel Leerstand gab und wir der Natur sozusagen nicht noch mehr Platz wegnehmen wollten. Aber die Häuser auf dem Markt, die meisten in den 1980er Jahren gebaut, hatten alle ein katastrophales Wärmeverhältnis oder waren schlecht zugeschnitten.“ Also doch bauen. Aber kein Standard.
Plus-Energie-Haus-Siedlung in Berghausen
Horst Höfler, Professor für energieoptimiertes Wohnen, plant eine Plus-Energie-Haus-Siedlung in Berghausen. Im Ort stößt er auf geringes Interesse, doch Schäfers hakt nach: „Wäre so ein Haus auch alleinstehend umsetzbar?“ Ja, wäre es. Nur das Gelände muss sich eignen. Und im Rotdornweg tut es das. 2006, zwei Jahre nach dem ersten Kontakt, ist Richtfest.
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Wichtig sei es gewesen, dass das Haus viel Sonne bekommt, sagt Schäfers. Auf dem Carport eine Photovoltaikanlage, genauso auf dem Hausdach sowie auf dem Wintergarten. Insgesamt rund 70 Quadratmeter. Hinzu kommen 17 Quadratmeter Wärmekollektoren auf der Süddachfläche. Die daraus gewonnene Energie wird gespeichert und bei Bedarf genutzt.
Wintergarten ist das Herzstück
Der Wintergarten ist auch das Herzstück des Hauses, fungiert er gleichzeitig auch als Hauseingang. Beide Etagen, Erdgeschoss und Obergeschoss sind über eine Treppe im Wintergarten erreichbar, aber gleichzeitig auch mit einer Tür abgeriegelt. Heizt sich die Luft im Wintergarten auf, öffnen die beiden die Eingänge in die Etagen. Wird es dunkel und der Wintergarten kühlt ab, schließen sie die Türen.
Wird es zu warm im Wintergarten, öffnen sich automatisch kleine Dachfenster. Zudem sind die Fenster mit weißen Rollos versehen, die die Zimmer vor zu großer Sonneneinstrahlung schützen. Unterstützt wird das ganze System durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe.
Das Haus an sich ist ein Gesamtkunstwerk vorwiegend aus Holz und Glas. Fast jeder der Räume ist genau fünf mal fünf Meter groß, Flure gibt es keine. Schäfers: „Die würden nur Platz und Energie stehlen.“ Im Erdgeschoss dient die Küche als Durchgangsraum ins Wohnzimmer und ins Badezimmer mit Schlafzimmer, im Obergeschoss geht es vom Büro in die Kinderzimmer und in ein zweites Badezimmer.
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Die Heizung liegt nicht im Holzfußboden, sondern in den Wänden zur Nordseite: „Klar, wenn man Bilder aufhängen will, geht das an diesen Wänden dann eben nicht.“ Das Haus hat eine Wohnfläche von 125 Quadratmetern.
Das ganze Haus von einem Wassergraben umgeben
Die wärmedämmende Fassade nimmt Sonnenergie auf, speichert sie und gibt sie verzögert ab. Die Glasfassade an Süd-, West- und Ostseite des Hauses unterstützt die Energiegewinnung als eine Art Puffer. Weiße Rollos zwischen Außenglas und Fenster schützen die Zimmer vor zu großer Sonneneinstrahlung. Dadrunter ist das Haus von einem kleinen Wassergraben umgeben, der mit Verdunstungskälte kühlt.
Und lüften? Das klappt über die tiefen Fenster im Erd- und Obergeschoss, die Außenfenster an der Nordfassade und den Wintergarten mit den dort angebrachten Dachfenstern. Frische Luft zieht unter der gläsernen Außenfassade in das Haus, die verbrauchte Luft entweicht nach oben. Nachhaltig ist auch, dass das Regenwasser vom Dach im Teich gesammelt wird.
Schäfers und Zimmer fühlen sich wohl in ihrem Energie-Plus-Haus. Befürchtungen - „Am Anfang dachte ich, ich würde in meinem Leben nie wieder heiß duschen können“ - waren unbegründet. Elektrogeräte nutzen die beiden wie alle anderen auch: „Aber es sind relativ moderne und energiesparende Geräte, das spielt natürlich auch eine Rolle.“
1.000 Kilowattstunden Energieüberschuss
Der jährliche Energieüberschuss liege auch nach Abzug des Haushaltsstroms bei etwa 1.000 Kilowattstunden Strom, bei aktuellen Energiepreisen bleibt da schon etwas übrig: „Natürlich musste man sich am Anfang daran gewöhnen, wann und wie man zum Beispiel lüftet.
Aber das spielt sich ein, das macht man irgendwann automatisch.“ Zwei Drittel der Monate gebe es einen deutlichen Energieüberschuss, im dritten Drittel, den Wintermonaten, müsse man nachhelfen: „Aber wir sind vollständig emissionsfrei. Und man genießt es noch mehr, wenn die Sonne scheint. Weil sie quasi für uns arbeitet.“