Ebbinghof. Als einzige Frau steht Daniela Tigges vom Ebbinghof im Finale für den „Unternehmerpreis Südwestfalen“. Über die Krise, Auszeiten und Strategien.

Vor fast 13 Jahren übernahm sie den Ebbinghof, ist Mutter zweier Töchter und steht jetzt im Finale für den „Unternehmerpreis Südwestfalen“. Weil die anderen beiden Finalisten Männer sind, ist Daniela Tigges also schon jetzt zumindest „Unternehmerin des Jahres“: Über neue Marketingstrategien, die Auszeichnung und Lehren aus der Corona-Krise.


Frau Tigges, sie stehen im Finale des „Unternehmerpreises Südwestfalen“, die Entscheidung fällt am 13. November. Wie fühlt sich das an?
Daniela Tigges: Es ist natürlich ein tolles Gefühl - gerade auch, weil man für den Preis nominiert werden muss. Wer auch immer mich nominiert hat - ich habe nachgefragt, aber es wurde mir nicht verraten - dem oder der möchte ich Danke sagen. Es ist ein schöner Preis für ein Unternehmen und eine Bestätigung, dass wir gute Arbeit machen. Es ist etwas wohlwollendes und großzügiges, eine schöne Geste. Weil es dabei eben auch um innovatives und zukunftsorientiertes Unternehmertum geht.


Ist es ihre erste Finalteilnahme?
Tatsächlich war ich 2014 auch schon im Finale des Unternehmerpreises des Magazins „Südwestfalen Manager“ und war auch da die einzige Frau. Aber es ist eine schöne Honorierung insbesondere auch für das ganze Team, das dahintersteht.


Auf dem Ebbinghof hat sich in den vergangenen Jahren ja auch viel getan...
Ich denke, dass viele Menschen mitbekommen haben, dass wir angebaut und umgebaut haben. Und entsprechend sind auch das Team, die Qualität und inneren Strukturen gewachsen.


Damit meinen Sie auch ihre dreimonatige Auszeit?
Ja genau, 2019 habe ich mit meinen Kindern eine Familienauszeit genommen - mit 1,5 Jahren Vorbereitungszeit. Die Auszeit hat das Unternehmen nach vorne gebracht, weil viele Mitarbeitende durch die neuen Aufgaben, die auf sie übertragen wurden, gewachsen sind und auch ich habe durch den Abstand erkennen können, wo ich mich noch mehr einbringen sollte und vor allem, wo ich im Unternehmen loslassen kann.


Was hat sich seitdem getan?
Ich habe zwei Monate später zum Beispiel beschlossen, eine Hotelleiterin einzustellen, um die unternehmerischen und Management-Aufgaben aufzuteilen.

Auf der einen Seite sehe ich da das detaillierte Tagesgeschäft mit den Gästen und dem Ebbinghof-Team vor Ort, auf der anderen Seite die unternehmerischen Aufgaben. Für diese strategischen Entscheidungen ist es hilfreicher, am statt im Unternehmen zur arbeiten.


Worauf kommt es denn heutzutage als Unternehmer oder Unternehmerin an?
Es ist wichtig sich bewusst zu machen, wofür man das Unternehmen betreibt. Es steht ja schon in der Verfassung, dass die Wirtschaft zur Erhöhung des Gemeinwohls beitragen soll. Und das ist auch mein Anspruch, die Ganzheitlichkeit.

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Ich fände es spröde, nur Zahlen nachzujagen. Gute Zahlen sind eine gute Voraussetzung für das Ziel, aber nicht das Ziel selber. Gerade wenn man mit Menschen zutun hat ist es wichtig, mit Herzblut dabei zu sein und zu wissen, worum es geht. In unserem Fall: Den Familien die idealen Rahmenbedingungen für eine erholsame Auszeit zu bieten.

Wie bekommt man die ganzen Aufgaben mit Familie und Ehrenamt unter einen Hut? Oder hat Ihr Tag mehr als 24 Stunden?Leider nein (lacht). Aber ich stehe früh auf, gehe früh ins Bett und habe zum Beispiel auch keinen Fernseher, weil er zu sehr vom Wesentlichen ablenken würde. Es ist hilfreich, seine Zeit bewusster zu nutzen. Und ich mache keine 60-Stunden-Woche mehr, ich kann auch abschalten. Ich habe gelernt, wo ich unwichtig bin und was andere besser können als ich.


Wie hat sich die Arbeit als Unternehmerin in den vergangenen Monaten gewandelt?
Ich glaube jeder Mensch ist anders mit dieser Zeit umgegangen, unabhängig von den Auflagen natürlich. Aber ich kenne viele Menschen, die die Corona-Zeit genutzt haben, um umzudenken, sich Fragen zu stellen oder Konzepte zu verändern. Wir haben zum Beispiel die Buchhaltung weiter digitalisiert und die Marketingstrategie überarbeitet.


Inwiefern? Was ist anders?
Wir haben das Pareto-Prinzip angewandt. Heißt: 80 Prozent des Ergebnisses werden mit 20 Prozent des Aufwandes erreicht, die weiteren 20 Prozent der Ergebnisse bedürfen 80 Prozent des Aufwandes. Als kleine Erinnerungsstütze hat unser Hausmeisterauto das Kennzeichen: HSK - E - 8020 (lacht). Uns allen ist die Nachhaltigkeit unserer Arbeit auch noch einmal bewusst geworden. Aber natürlich hat uns die Zeit und die Schließung auch getroffen.

Daniela Tigges hat sich für das Hausmeisterauto das Kennzeichen: HSK - E 8020 ausgesucht. In Anlehnung an das Pareto-Prinzip.     
Daniela Tigges hat sich für das Hausmeisterauto das Kennzeichen: HSK - E 8020 ausgesucht. In Anlehnung an das Pareto-Prinzip.     © Alexander Lange

Die meisten Mitarbeitenden mussten in Kurzarbeit, trotzdem mussten die Tiere weiter gefüttert und das Telefon bedient werden. Statt Buchungen kamen eben Stornierungen und auch nach Wiederöffnung war die Buchungslage zunächst schwach, weil die Einschränkungen viele Gäste abgeschreckt haben, einen Erholungsurlaub unter diesen Bedingungen zu buchen.


Und jetzt?
Ein Inlandseffekt ist zu erkennen und auch unsere neue Marketingstrategie zieht, von daher holen wir ein wenig auf. Wie der Winter wird, bleibt abzuwarten. Ich finde es als Unternehmerin wichtig, die Chancen zu erkennen. Die Inlandsanfrage wird vermutlich weiter steigen und unsere Spezialisierung hat Zukunft.

Zur Person

Daniela Tigges ist 41 Jahre alt und hat zwei Töchter und ist in Ebbinghof groß geworden.

Am 31. Dezember 2007 übernahm sie das Familotel Ebbinghof.

Zurzeit arbeiten dort etwa 80 Mitarbeitende, umgerechnet 40 in Vollzeit.

Das Familotel bietet Platz für 39 Familien.

Weitere Informationen unter familotel-ebbinghof.de

Kurz und knapp

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Sekt oder Selters?

Heißes Wasser