Meschede. Renovierungs- und modernisierungsbedürftig: Realschüler aus Meschede haben an das Land NRW geschrieben. Sie bitten um Hilfe.
Einen ungewöhnlichen Schritt sind Schülerinnen und Schüler der Städtischen Realschule in Meschede gegangen: Mit einer Petition, unterstützt von der Schulpflegschaft, richten sie sich an das Land NRW – und bitten in Düsseldorf um Hilfestellung dabei, künftig besser an Baumaßnahmen an ihrer Schule beteiligt zu werden. Das richtet sich gegen die Stadt Meschede als Schulträger.
Die Schulpflegschaftsvorsitzende Julia Lotz hatte entsprechende Schreiben an den Präsidenten des Landtages geschickt. Als Reaktion ging im Mescheder Rathaus die Aufforderung vom – in dieser Thematik - zuständigen Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes ein, sich dazu äußern zu müssen. Zwischenzeitlich hat ein Gespräch zwischen Realschule und Stadtverwaltung stattgefunden.
Zum Dialog einladen
„Unser Arbeitsplatz (Schule) ist ein 55 Jahre altes, renovierungs- und modernisierungsbedürftiges Gebäude. Mit jedem weiterem Jahr wird dieser Bedarf größer und teurer“, hat Schülersprecherin Alina Lotz an den Landtag geschrieben. Die Realschule sei alles andere als klimaschutz- und umweltfreundlich. Die Realschüler bitten in ihrem Schreiben aus dem Februar darum, dass sie ernst genommen und zu einem Dialog eingeladen werden: „Wir stehen auf Euren Schultern. Von hier aus können wir bereits die Zukunft sehen – und das treibt uns an.“ Die Schüler bitten um eine „nachhaltige Gestaltung des Schulalltags“. Sie bitten zu einer Einladung zum Dialog und Ideenaustausch.
Ein erstes Gespräch hat stattgefunden. Pflegschaftsvorsitzende Julia Lotz griff dabei das Beispiel der Toiletten in der Realschule auf – hier seien schon von ihrer Vorgängerin Verbesserungen erbeten worden, getan habe sich aber nichts. Mit der Petition solle der Stadt klar werden, dass „zeitnah“ etwas geschehen müsse.
Bürgermeister Christoph Weber sagt zur Petition: „Ich finde es gut, wenn sich Schüler einmischen.“ Er verweist aber darauf, dass die Stadt angesichts knapper Finanzen bei den Ausgaben in den Schulen Prioritäten setzen muss: „Wir haben in den letzten Jahren einen extrem starken Fokus auf die Gebäudehüllen und die Fenster gelegt. Wir sind an den Schulen schon klimafreundlich.“
Die Stadt steht vor einem Dilemma: Sie erhält aus ihren zwölf Schulen von den Schulleitungen Anforderungslisten, was dort gemacht werden soll – diese Wunschlisten zielen aber vor allem darauf, die pädagogischen Ziele und die Lernpläne erfüllen zu können. Deshalb stehen bei den Schulleitungen neue Fachräume ganz oben den Wunschzetteln. Die Stadt wiederum setzt zusätzlich auf die energetische Sanierung – dafür gab und gibt es schließlich auch Fördermittel.
Stoßlüften in der Corona-Krise
Ein Nebenaspekt davon, sagt die für die Schulen zuständige Fachbereichsleiterin Gisela Bartsch: Diese Investitionen sorgen aktuell dafür, dass an den städtischen Schulen in der Corona-Krise das Stoßlüften überall möglich ist, überall könnten Fenster geöffnet werden, es gibt keine innenliegenden Klassenräume.
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Allein in den letzten zehn Jahren sind so 2,3 Millionen Euro allein in die Städtische Realschule investiert worden. Allerdings: Knapp 65.000 Euro für die sanitären Anlagen und 63.000 Euro für die Außenanlagen fallen da kaum ins Gewicht – aber das sind Bereiche, in denen sich die Schüler Verbesserungen wünschen. Bürgermeister Weber kündigt an, offener gegenüber den Schulen werden zu wollen: „Wir müssen besser transparent machen, was mit dem Geld geschieht.“ Die Schulleitungen sollen deshalb künftig gegenüber Eltern und Schülern über Investitionen informieren. Die Stadt bietet Schülervertretern auch offene Gespräche an, damit diese direkt ihre Wünsche äußern können.
Denn offenbar gehen die Zahlen über Investitionen an den Schulen offenbar unbeachtet unter. Alleine ein neuer Chemie-Fachraum für die Städtische Realschule habe 208.000 Euro gekostet – „für 200.000 Euro könnten wir natürlich viele Toiletten sanieren“. Aber: „Es gibt an den Schulen schon Wartelisten für neue Fachräume“, sagt Gisela Bartsch.
Neue Toiletten
Die Stadt hat als Antwort auf die Petition ihre Zahlen über getätigte Investitionen inzwischen an das Ministerium weitergegeben. Nachfragen oder Reaktionen gab es nicht dazu nicht mehr. Auch die leidige Toiletten-Frage soll sich lösen: Nebenan im Städtischen Gymnasium sind bereits die ersten neuen Toiletten entstanden, die künftig zum Standard in den städtischen Schulen werden sollen – heller, moderner, leichter zu reinigen und sauber zu halten, Vandalismus-sicherer, mit Spiegeln nicht mehr aus Glas, sondern aus speziellem Metall, das nicht zerschlagen werden kann. Auch dort allerdings gilt: Neue Toiletten kommen nach und nach. Mithilfe der Schülervertretung sind die alten optisch zumindest einmal aufgehübscht worden.
>>> Zahlen und Fakten
2 Millionen Euro hat die Stadt seit 2010 in ihre Realschule investiert: 1 Million in die energetische Gebäudesanierung, 600.000 Euro in Raumsanierungen, 243.000 Euro in Sicherheitstechnik, 435.000 Euro für Betriebskosten und Instandhaltung.
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Die Stadt hat 2019 ein Gutachten zur Zukunft des August-Macke-Schulzentrums erstellen lassen: Nach und nach sollen, beginnend mit dem Haushalt 2021/22, das Städtische Gymnasium, die Städtische Realschule und die St.-Walburga-Hauptschule in dem Komplex weiter fit gemacht werden. Profitieren würde davon unter anderem die Realschule vom Neubau der Werkstatt und der Lehrküche.
Würde alles aus dem Gutachten umgesetzt, kämen geschätzt Investitionskosten von 8,8 Millionen Euro auf die Stadt zu, außerdem weitere 3,5 Millionen für energiesparende Sanierungsmaßnahmen.