Bad Fredeburg/Guatemala. Zweiter Vorsitzender des Vereins Esperanza, Helfer in Guatemala: Wie Paul Schauerte Ehrenamt, Doktorarbeit und Familie unter einen Hut bringt.

Das Land Guatemala ist ein Land mit reicher Kultur. Doch gibt es eine starke soziale Ungleichheit zwischen Stadt und Land. Der Verein Esperanza unterstützt die indigene Bevölkerung in Sololá beim Bau von Schulen, um die Bildungsbedingungen zu verbessern. Nun, in der Corona-Krise, werden weitere Maßnahmen getroffen, um den Menschen in der schwierigen Zeit zu helfen.

Der gebürtige Bad Fredeburger Paul Schauerte (28) ist 2011 nach Guatemala gereist, um Land und Leute kennenzulernen. Heute ist er stellvertretender Vorsitzender von Esperanza e.V. und erzählt im Interview wie es dazu kam, sowie von seinen Aufgaben und die des Vereins bis hin zur Situation im Land. Herr Schauerte,


Hilfsgüter, wie Lebensmittel und Hygieneartikel, werden über Esperanza finanziert, um die schweren Folgen der Corona-Krise abzufedern.
Hilfsgüter, wie Lebensmittel und Hygieneartikel, werden über Esperanza finanziert, um die schweren Folgen der Corona-Krise abzufedern. © Paul Schauerte

Sie sind seit 2014 stellvertretender Vorsitzender im Verein Esperanza. Wie sind Sie auf den Verein aufmerksam geworden?
Paul Schauerte: Nach dem Abitur 2011 wollte ich Auslandserfahrung sammeln und habe mich umgeschaut. Ein Kollege meiner Mutter hat mir anschließend den Verein weiterempfohlen. Ich fand die Arbeit und Guatemala sehr interessant. So habe ich an Vorbereitungstreffen teilgenommen und bin dann für zweieinhalb Monate ins Land gereist.

Was haben Sie persönlich in Guatemala erlebt?
Ich war vor Ort im Projekt in einem kleinen Dorf der indigenen Kaqchiquel in der Region Sololá. Es war eine sehr tolle und spannende Erfahrung, bei der ich Land und Leute sowie die Lebensweise kennenlernen durfte. Fünf Wochen lang habe ich bei einer Gastfamilie gewohnt. Der Moment als ich gegangen bin war sehr emotional, denn die Menschen sind mir ans Herz gewachsen – selbst die Gastmutter hat geweint.


Nach Ihrer Rückkehr sind Sie weiterhin aktiv geblieben. Was sind Ihre Aufgaben heute?
Im Vorstand des Vereins ist es mir möglich, mich ehrenamtlich zu engagieren und die Menschen in der Projektregion in Guatemala zu unterstützen. Zwar arbeite ich seit meinem Projektaufenthalt nicht mehr direkt mit Guatemalteken zusammen, doch wirke ich immer wieder an verschiedenen Aufgaben mit, die hier in Deutschland passieren. Hauptsächlich helfe ich mit, die Vereinstreffen zu organisieren und kümmere mich um die Förderanträge. So organisiere ich meistens unsere jährlichen Arbeitstreffen im Herbst und suche nach externen Referenten.

Wie engagiert sich der Verein Esperanza in Guatemala?
Wir engagieren uns im Bildungsbereich und bauen hauptsächlich Schulen in Dörfern der indigenen Maya. Guatemala ist leider sehr arm und es herrscht eine große Ungleichheit zwischen der Stadt- und Landbevölkerung, von der die indigene Bevölkerung noch stärker betroffen ist.

Es gibt nicht genügend Schulgebäude. Erst wenn diese gebaut sind, stellt die Regierung Lehrkräfte ein. Wir möchten außerdem nachhaltig arbeiten und benutzen seit einer Weile immer häufiger regionale Baustoffe, wie Lehm und Bambus anstatt Beton.

Der Architekt und Partner von Esperanza Estuardo Palacios (erster von rechts) überreicht einen Corona-Nothilfescheck zur Finanzierung von Lebensmitteln und Hygienemaßnahmen an Repräsentanten einer Dorfgemeinschaft.
Der Architekt und Partner von Esperanza Estuardo Palacios (erster von rechts) überreicht einen Corona-Nothilfescheck zur Finanzierung von Lebensmitteln und Hygienemaßnahmen an Repräsentanten einer Dorfgemeinschaft. © Paul Schauerte

Was begeistert Sie an dieser Arbeit?
Die positive Entwicklung in den Dörfern zu sehen und helfen zu können, freut mich. Ich bekomme mit, wie die Schulen wachsen und die Lernbedingungen dadurch verbessert werden. Wir bekommen auch regelmäßig Dankbarkeit aus der Bevölkerung zurück.

Lässt sich das Vereinsleben mit Ihrem beruflichen und privaten Leben gut vereinbaren?
Es gibt Phasen, in denen meine Promotion und die Familie mehr Aufmerksamkeit verlangen, jedoch gibt es im Vereins-Team immer jemanden, der einen unterstützt und Aufgaben übernehmen würde.

Was hat sich in der Corona-Zeit in Sololá geändert?
Am Anfang der Corona-Krise wurden strikte Ausgangssperren verhängt. Die Bevölkerung durfte zu bestimmten Zeiten nicht mehr auf ihre Felder raus, so fehlten auch die Erträge. Auch die Krankenversorgung ist sehr schlecht – für 60.000 Personen gibt es nur ein Krankenhaus in der Region.

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So herrscht eine große Angst in der Bevölkerung. Viele fürchten zu erkranken oder zu verhungern. Mittlerweile sieht man viele weiße Flaggen an den Häusern, als Hilferuf, wenn die Familie kein Essen mehr hat


Helfen Sie in der Pandemie nun mit anderen Maßnahmen?
Wir finanzieren einen Teil der Gehälter für unsere Bauarbeiter und Partner vor Ort, damit die Schulbauprojekte nach Besserung der Lage weitergehen können. Außerdem werden Mund-Nasen-Schutz-Masken produziert und verteilt, sowie Informationsblätter zur richtigen Nutzung weitergegeben. Zudem helfen wir drei Orten, mit welchen wir in der Vergangenheit gut zusammengearbeitet haben und vertrauen, mit weiteren Hygienemaßnahmen und Lebensmitteln im Umfang von 3000 Euro.

Informationen über den Verein Esperanza: Das ist Paul Schauerte

Der Verein aus Bestwig engagiert sich bereits 25 Jahre entwicklungspolitisch in Deutschland und Guatemala.

Esperanza hat aktuell 140 Mitglieder, davon sind 20 aktiv. Erster Vorsitzender ist Timo Peters. Kontakt: kontakt@esperanza.de, www.esperanza.de

Paul Schauerte (28) ist seit 2014 stellvertretender Vorsitzender des Vereins Esperanza.

Der Biologie-Doktorand lebt zurzeit in Münster, kommt aber gebürtig aus Bad Fredeburg.

2011 ist er nach dem Abitur nach Guatemala gereist. Danach ging es für ein Biologiestudium nach Düsseldorf. Im Moment ist er in Elternzeit, kümmert sich um seine Tochter (7 Monate).