Bremscheid/Eslohe. Die Lage ist dramatisch: In Eslohe ist die Essel komplett ausgetrocknet. Anwohner retten, was noch zu retten ist.

Das Plätschern der Essel in Eslohe ist seit Tagen verstummt. Das Bachbett ist staubtrocken. Junge Bach- und Regenforellen liegen auf den Steinen und haben ihr Leben ausgehaucht. Seit 79 Jahren lebt Caspar Winkelmeyer direkt an der Essel in Bremscheid. „So etwas habe ich in der ganzen Zeit noch nie erlebt“, sagt er. Natürlich führe der Bach mal mehr und mal weniger Wasser - aber ganz ausgetrocknet sei er in den vergangenen 80 Jahren nie gewesen.

„Damals hatte die Essel sogar so viel Wasser, dass wir als Kinder das Schwimmen darin gelernt haben“. Das sei schon lange nicht mehr möglich. Und auch die Zeiten, in denen die Essel das Wasserrad gespeist hat, mit dem der Strom für die Maschinen des Schreinerbetriebes produziert wurde, sind längt vorbei.

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#Jetzt ist es 2020 und Caspar Winkelmeyer versucht gemeinsam mit seinen Enkelkindern zu retten, was zu retten ist. Fische, die in einzelnen kleinen Resttümpeln standen, hat er gemeinsam mit den Kindern umgesetzt. Es wäre eine Frage der Zeit gewesen, bis der Sauerstoff darin verbraucht gewesen wäre. Ein kleines bisschen Wasser führte zuletzt immerhin noch der Hengsbeck-Bach, der direkt bei den Winkelmeyers in die Essel fließt. Das war’s. Von der Essel, die sonst aus Richtung Cobbenrode nach Eslohe plätschert, ist derzeit nichts mehr zu erwarten.

„Die Lage ist wirklich dramatisch“

Claus Winkelmeyer hat mit seinem Enkel Hannes die letzten Fische gerettet.   
Claus Winkelmeyer hat mit seinem Enkel Hannes die letzten Fische gerettet.   © Privat

„Die Lage in den Bächen und Flüssen ist wirklich dramatisch“, sagt Eslohes Ordnungsamtsleiter Georg Sommer. Auch der Marpebach und die Wenne seien trocken, nennt er zwei weitere Beispiele. Das Problem sei nicht nur der erneut regenarme Sommer 2020. Die Trockenheit der vergangenen Jahre habe sich aufsummiert, sagt er. Vor diesem Hintergrund hat die Untere Wasserbehörde des Hochsauerlandkreises bereits verboten, aus Bächen und Flüssen, die noch Wasser führen, Wasser zu entnehmen und etwa mit Pumpen den Garten zu bewässern. Ebenfalls zurückhaltend müssten sich auch diejenigen verhalten, die eine wasserrechtliche Entnahmeerlaubnisse haben.

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Damit sei zum Beispiel bei Fischteichen die Entnahme zu reduzieren oder sogar gänzlich einzustellen. Die untere Wasserbehörde des Hochsauerlandkreises bittet ausdrücklich darum, rücksichtsvoll und verantwortungsbewusst mit dem Lebensraum Gewässer umzugehen. Sie will im Rahmen der Außendienste verstärkt kontrollieren und Verstöße ahnden. Die Fahrt zu den Winkelmeyers in Eslohe können sie sich sparen. Dort muss niemand mehr vorbeikommen. Sie haben inzwischen sogar das Wehr geöffnet. Gebracht hat auch das nicht viel.

Trinkwasserversorgung ist noch nicht kritisch

Immerhin: Was die Trinkwasserversorgung angeht, ist die Situation trotz des Novums einer komplett ausgetrockneten Essel in der Gemeinde noch nicht kritisch. „Noch nicht“, betont Christian Hermesmann, Leiter der Esloher Gemeindewerke ausdrücklich: Durch die vergangenen drei trockenen Sommer seien die Trinkwasserreservoirs nicht wieder vollständig aufgefüllt worden.

Damit könne man im Moment noch leben. Nach zwei bis drei weiteren trockenen Sommern werde die Situation aber vermutlich eine ganz andere sein. „Möglicherweise sprechen wir dann über die Erschließung weiterer Gewinnungsanlagen oder sogar über den Bau einer weiteren Talsperre“, sagt Hermesmann.

So sieht die Essel an dieser Stelle sonst aus. 
So sieht die Essel an dieser Stelle sonst aus.  © Privat

Sorge vor möglicher Wasserknappheit gibt es derweil bei immer mehr Wasserbeschaffungsverbände in der Gemeinde, weiß Christian Hermesmann.

Von den ehemals 42 Verbänden gibt es heute gerade einmal noch 15. Hinzu kommen vier Eigenversorger. Die Wasserverbände seien in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten verstärkt dazu übergegangen, die Verantwortlichkeit für die Wasserversorgung in die Hände der Gemeinde zu legen.

Er gehe davon aus, dass weitere folgen werden. Nicht, weil tatsächlich eine akute Wasserknappheit drohe, sondern einfach, weil die Sorge davor groß sei. In solchen Fällen übernimmt die Gemeinde entweder die Anlagen oder die Ortslagen werden an die gemeindliche Wasserversorgung angeschlossen.

  • Zum dritten Mal in Folge war der Sommer deutlich zu trocken. Das macht Wetterexperte Julian Pape deutlich. Von Juni bis August sind auf dem Kahlen Asten 200 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen - normal wären 340 Liter.
  • Pape betreibt das Wetterportal sauerland-wetter.de Er sagt: „Die Feuchtigkeit im Boden ist viel zu gering.“ Dabei habe der Sommer in diesem Jahr regenmäßig eigentlich gut angefangen, doch dann habe sich wieder mehr trockenes Wetter durchgesetzt. Folge: Der meteorologische Sommer, der jetzt zu Ende gegangen ist, hat n ur 60 Prozent der normalen Regenmenge gebracht. Die Sommer 2018 und 2019 waren sogar noch trockener. Pape: „Drei so trockene Sommer hintereinander, das hatten wird seit Ende der Weltkriege noch nicht.“