Meschede/Schmallenberg. Wie war er denn so, euer Urlaub? Druckreif hat vier junge Leute gebeten, davon zu erzählen - von wild bis windig.
Von wild bis vor allem windig - vier junge Sauerländer berichten über ihren Urlaub in Corona-Zeiten.
Groningen: Ohne Masken in Geschäften
Lena Assmann genoss Groningen
Mein Freund zieht demnächst jobbedingt nach Groningen in die Niederlande, weshalb wir nun vor Ort nach einer Wohnung für ihn schauen wollten. Relativ spontan entschieden wir, die Besichtigungen dort mit einer Woche Urlaub zu verknüpfen. Dies war kein Problem, da es bei der Einreise in die Niederlande keine Beschränkungen gibt und wir daher mit Bus und Bahn die Grenze passieren konnten.
Die Fahrt war tatsächlich die einzige Situation, in der man Corona bemerkt hat. Denn ausschließlich in den öffentlichen Verkehrsmitteln herrscht Maskenpflicht, an anderen Orten dagegen nicht. Zudem muss man beispielsweise in Restaurants keine Anwesenheitsliste ausfüllen, weshalb der Urlaub sehr entspannt für uns war.
Obwohl man sich oft Gedanken gemacht hat, wie anders die Situation in Deutschland ist, konnte man die Pandemie die Woche über vergessen und quasi Urlaub von Corona machen. Dies haben wir ausgenutzt, indem wir oft shoppen gegangen sind, einen Tag am See verbracht haben und zahlreiche Cafés besucht haben.
Die Clubs waren zwar noch geschlossen, jedoch waren Bars ohne Personenbegrenzung geöffnet – also alles in allem kein Vergleich zu Deutschland. Was jedoch nicht gegen die gelockerten Maßnahmen in den Niederlanden spricht, da die Zahl der Infizierten im Land zu dem Zeitpunkt unseres Urlaubs vergleichsweise niedrig war.
zusammengefasst von Johanna Meier
Kroatien: Leichtsinn in der Hitze
Eric Steinberg erlebte Kroatien
Auch wenn ein Virus gerade meinen Alltag auf den Kopf stellt, wollte ich mir eines nicht nehmen lassen: Urlaub. Nach der Klausurenphase des Sommersemesters an meiner Hochschule konnte ich Sonne, Meer und Strand zudem gut gebrauchen. So ging es für mich und drei meiner Freunde nach Porec in den Norden Kroatiens.
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Bereits Tage zuvor ließen wir von kroatischer Seite bestätigen, dass wir als Touristen das Land betreten können, um bei der Grenzkontrolle nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Nachdem man dort unsere Ausweise kontrolliert hatte, stand dem Sommerurlaub nichts mehr im Wege.
Mit Einwegmasken bewaffnet, fragten wir uns, ob in Kroatien ein ähnliches Bewusstsein für die Krankheit herrscht wie auch in Deutschland. Ja, schien uns der erste Eindruck zu vermitteln. Maskenpflicht im Supermarkt, Desinfektionsmittel an jeder Ecke und weitere Schutzmaßnahmen. Die Regelungen schienen vergleichbar mit denen, die wir schon aus der deutschen Heimat kannten. Wir waren heilfroh, während unserer Stadterkundung keine Maske tragen zu müssen, denn die kann bei knapp über 30 Grad ein echter Stimmungskiller sein.
Nachts wandelt sich das Bild
Als wir am Abend noch einmal in die Stadt zurückkehrten, wandelte sich unser Bild: Volle Gassen, wenig Abstand und Diskotheken, die ganz ohne Maske betreten werden konnten. Nicht nur auf den Straßen, sondern auch in den vielen Bars und Cafés tummelten sich plötzlich Touristen und Einheimische. Von der Pandemie war nicht mehr viel zu spüren. Lediglich ein paar Kellner trugen noch ordnungsgemäß ihre Maske.
Auch wir genossen für ein paar Stunden die altgewohnte Normalität. Ein langersehnter Zustand, das gebe ich zu. Allerdings benötigt es auch nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie sich das Virus während dieser leichtsinnigen Lockerheit verbreiten kann.
Sinnbildlich für das Corona-Bewusstsein der Kroaten schien mir folgende Situation: Als mein Freund eine Tankstelle betreten wollte, auf dem Weg dorthin jedoch bemerkte, dass er seine Maske vergessen hatte, riefen ihm gleich mehrere Einheimische zu, dass das doch kein Problem sei und er auch ohne hinein gehen könne.
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Trotz solcher Situationen hatten wir während des Urlaubs keine großen Ängste, uns mit der Krankheit anzustecken. Die große Panik war wie weggeblasen. Die Lage in Kroatien könnte man folglich als eine Mischung aus Leichtsinn, Ignoranz und Lebensfreude beschreiben.
Angekommen in Deutschland, wurden wir allerdings schnell wieder von der Realität eingeholt. Getestet wurden wir trotzdem nicht: Kroatien war damals schließlich kein akutes Risikogebiet…
Oberstorf: Wandern in den Alpen
Antonia Meier war viel zu Fuß unterwegs in und um Oberstdorf
Ich war mit meinem Freund für eine Woche in Oberstdorf (Bayern), da wir schon lange gemeinsam in den Bergen Urlaub machen wollten. Währenddessen hatte ich keine Angst wegen Corona, da wir unseren Aufenthalt so gestaltet haben, dass wir anderen Menschen gut aus dem Weg gehen konnten.
Wenn wir aber doch auf andere getroffen sind, war dies im Hotel, in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Restaurants – also alles Orte, an denen Maskenpflicht, Abstandsregeln und besondere Hygienemaßnahmen galten.
Beim Frühstück war es beispielsweise so, dass Lebensmittel wie Obstsalat in verschlossenen Gläsern angeboten wurden, es jedoch auch ein Buffet gab, an dem das Essen vom Personal ausgegeben wurde.
Beim Wandern in den Bergen war die Maskenpflicht aufgehoben und da wir keinen Menschenmassen begegnet sind, konnte man die Pandemie sogar so lang vergessen. Daher haben wir viele Wanderungen unternommen und die Breitachklamm und die Skisprungschanze der Ski-WM besichtigt. Insgesamt habe ich mich durch Corona nicht eingeschränkt gefühlt, weil ich aufgrund unserer Ausflüge und Wanderungen verhältnismäßig wenig Maske getragen habe.
Daher empfehle ich – falls man wirklich Urlaub machen möchte – sich so oft wie möglich draußen in den Bergen aufzuhalten und nicht unbedingt in der Stadt, um große Menschenansammlungen zu vermeiden. zusammengefasst von Johanna Meier
Nordseewind gegen die Pandemie
Miriam Geck in St. Peter Ording
Endlose Weite von Dünen, Gras, das Gefühl völlig losgelöst von Wind, Wellen und kreischenden Möwen zu sein. Dabei die Haare im Wind fliegen lassen und Schlick und Sand zwischen den Zehen spüren. Auch der Duft von frischem Fisch liegt in der Luft. Das hört sich nach Nord-seeurlaub an und viel mehr fehlte mir in diesem Jahr auch nicht, als ich nach St. Peter Ording aufbrach.
Ich schätzte mich glücklich, dass Urlaub dieses Jahr überhaupt möglich war. Ein räumlicher Tapetenwechsel mit der Sehnsucht nach Meer war mein Wunsch und den Blick auf die Kleinigkeiten zu richten. Denn durch Corona hatte man in den letzten Monaten gespürt, dass vieles vorher zu selbstverständlich war.
Kochen wollten wir am ersten Abend nicht mehr, wie gut, dass der Italiener direkt um die Ecke war. Auf meine Nachfrage händigte er uns die Liste für die Kontaktdaten aus, sonst hätte er sie vergessen.
Ein Besuch im Multimare Wattforum in Tönning war unter Hygieneauflagen und zeitlicher Begrenzung von zwei Stunden möglich. „Aber wozu bin ich an der Nordsee? Ich möchte Mu-scheln, Krabben und Würmer nicht nur im Aquarium sehen, sondern auch mal in die Hand nehmen.“ Ein einheimischer Wattführer machte uns trotz Corona eine Wattführung möglich, wo andere Veranstaltungen schon drei Wochen im Vorlauf ausgebucht waren.
Das Wetter war im Gegensatz zur tropischen Hitze zu Hause mitunter recht frisch, aber meistens sonnig und trocken. Fazit: Urlaub in Corona-zeiten ist ruhiger, aber es ist immer eine Sache des Blickwinkels, mit dem man jeden neuen Tag begeht.