Schmallenberg. Reinhard Schauerte ist Kreisoberst des Kreisschützenbundes Meschede. Der Bad Fredeburger wagt einen Ausblick auf die kommende Saison.

Ein Sommer ohne Schützenfeste. Nicht nur für viele Schmallenberger, sondern auch für Reinhard Schauerte war das unvorstellbar. Der Kreisoberst des Kreisschützenbundes Meschede hofft auf das kommende Jahr, sieht die Chancen aber bei 50:50. Über Alternativen, Gartenpartys und Wanderungen.

Herr Schauerte, wie haben Sie den Schützenfest-freien Sommer 2020 erlebt?

Reinhard Schauerte: Für mich selber und auch für meine Frau war es seit vielen Jahren eine ganz andere Erfahrung, weil wir an den Wochenenden plötzlich viel mehr Freizeit hatten. So konnten wir dementsprechend auch andere Unternehmungen tätigen als in den vergangenen Jahren. Zum Beispiel waren wir wandern oder radfahren.

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Der Sommer wäre vermutlich anstrengend geworden, bei einem Blick auf den Schützenfestkalender, wie er vor Ausbruch der Pandemie Bestand hatte.

Ja das wäre er. Wir hätten sieben Jubiläen gehabt, sechsmal 100 Jahre, einmal sogar 200 Jahre hier in Schmallenberg. Zudem die zahlreichen Ordensübergaben, da wäre viel Arbeit angefallen, die ich und meine Vorstandskollegen aber natürlich auch sehr gerne gemacht hätten.

Es geht ja sonst viel Zeit für Schützenfest drauf, richtig?

Ja natürlich. In den vorigen Jahren bestimmte der Schützenfestkalender bis zum Kreisschützenfest die Wochenenden und die Urlaubsplanung. In diesem Jahr ist die Urlaubsplanung und ein Besuch unserer Tochter in München recht entspannt. Meine Frau und ich konnten uns richtig für den Urlaub in den Dolomiten vorbereiten.

Was wird das dann für ein Gefühl sein?

Es bewegt mich schon sehr. Das habe ich auch in Bad Fredeburg, der ja mein Heimatschützenverein ist, gesagt. Es ist ganz anders und auch nett. Aber für mich ist der Schützenfestsonntag mit dem Hochamt und Festzug immer sehr wichtig, ich bin seit 40 Jahren Lektor. Wenn das auf einmal nicht mehr ist, ist das wirklich sehr merkwürdig.

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Wie haben Sie dann das Wochenende, als in Bad Fredeburg Schützenfest gewesen wäre, verbracht?

Wir haben, wie viele andere auch, mit der Nachbarschaft zusammengesessen. Im Rahmen des Möglichen hat man Nachbarschaftspartys gefeiert. In allen Orten ist ja Ähnliches abgelaufen, in Oberhenneborn gab es zum Beispiel einen Umzug mit Trecker, aber ohne Schützen. Die Vereine und Bruderschaften sind wirklich kreativ geworden.

Haben die Ausfälle noch mal deutlich gemacht, wie wichtig Schützenfest für die Dörfer ist?

Ja, das glaube ich schon. Man hat trotzdem zusammengefeiert und zusammengehalten, jeder hat da an einem Strang gezogen.

Kann man für die kommende Saison planen? Und wenn ja, wie?

Momentan planen wir vom Kreisvorstand gar nicht. Vor Dezember wollen wir keine Maßnahmen ergreifen. Wir wissen ja alle nicht, was im Herbst und Winter passiert, ob die Zahlen dann weiter steigen. Ich bin mir nicht sicher, ob im nächsten Jahr ein Impfstoff zur Verfügung steht, der uns dann weiterhilft. Ich sehe die Chancen für die Saison 2021 bei 50:50.

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Was würde es für die Schützenvereine wirtschaftlich bedeuten, wenn auch die nächste Saison ausfallen müsste?

Bei vielen ist das nicht so schlimm, wenn die Schützenfeste ausfallen, weil die Einnahmen da sowieso nicht mehr so hoch sind. Bei einigen natürlich schon. Aber wenn die Zeltlager und die anderen Veranstaltungen in der Schützenhalle ausfallen, die natürlich Mieteinnahmen bringen, das würde die Vereine schon hart treffen. Sei es bei Renovierungen oder laufenden Kosten. Denn diese Kosten bleiben, auch wenn nichts stattfindet.

Könnte ein zweiter Ausfall auch etwas an der Bedeutung und Wertschätzung an Schützenfesten ändern?

Ich glaube nicht, dass die Bedeutung der Schützenfeste dadurch abnehmen würde. Das Sauerland ist so Schützenfest-fixiert, da denke ich nicht, dass diese Bedeutung unter der Pandemie leidet Wir haben momentan eine Auszeit und der Eine oder Andere hat die Chance genutzt, über Schützenfest in den Urlaub zu fahren: Aber auch die werden sich freuen, wenn 2021 oder vielleicht erst 2022 wieder Schützenfeste gefeiert werden. Die Freude auf Schützenfest wird durch ein- oder zweimaligen Ausfall nicht gemindert.

Was ist denn das Tolle am Schützenfest, dass die Begeisterung nicht abfällt, obwohl es ausfällt?

Das ist schwer zu fassen, das wird dem Sauerländer in die Wiege gelegt. Als Kind steht man ja schon an der Straße und schaut sich den Zug an… Es ist die große Gemeinschaft. Zum Schützenfest gehen alle hin, Männer, Frauen Kinder,da feiert das ganze Dorf.

Kann es denn sein, dass sich die Schützenfeste durch Auflagen verändern werden? Muss man mit Einschränkungen rechnen?

Ich bin momentan ein Freund klarer Linien: Entweder es findet richtig statt, oder eben nicht. Dazwischen, das wäre kein Schützenfest. Das Fest lebt von der Geselligkeit und Nähe. Die Musik könnte man vielleicht auseinander setzen, aber eine Abstandsregelung ist eigentlich nicht möglich. Man kann nicht mit Abstand tanzen oder an der Theke stehen.

Also kein Schützenfest bei dem nur Mitglieder zugelassen sind, das Bier aus Plastikbechern oder Flaschen getrunken wird und es keine Theke, sondern nur eine Bedienung an den Tischen gibt und nicht getanzt wird?

Wenn es gar nicht anders geht, muss man das im Einzelfall entscheiden. Das muss aber jede Bruderschaft wissen. So etwas ist auch abhängig von der Hallengröße und anderen Dingen. Ein generelles Urteil wird man da nicht fällen können.

Sie haben den Sommer mit Radfahren und Wandern verbracht. Wie sehr wünschen Sie sich die Schützenfeste zurück?

Sehr stark. Meine Frau vielleicht nicht (lacht), aber die ist da sehr kulant. Ein Sommer ohne Schützenfeste ist kein richtiger Sommer.

>>>HINTERGRUND

Mit 16 Jahren ist Reinhard Schauerte de St.-Georgs-Schützenbruderschaft in Bad Fredeburg beigetreten.

1978 wurde er dort als Fähnrich, ein Jahr später Zugoffizier.

Von 1994 bis 2010 war er Hauptmann und Kompaniechef und dann noch sieben Jahre Zweiter Vorsitzender.

Im Kreisvorstand arbeitet er seit 2006 aktiv mit und war bis 2018 stellvertretender Kreisoberst.