Meschede. Überlebenswichtig und doch verboten: Biergarten-Zelte sind aktuell Diskussionsthema zwischen Gastronomen und Ordnungsamt. Ist die Lösung nah?

Dennis Kramer vom Brazil hatte längst auf Zelte in der Außengastronomie gesetzt, nun hat auch Davut Tiryaki nachgezogen und seine Tische und Stühle in der Ruhrstraße mit einem schwarzen Zelt überdacht. Denn durch die Corona-Abstandsregeln haben die beiden Gastronomen, wie fast alle ihre Kollegen, im Innenbereich deutlich weniger Sitzplätze zur Verfügung. Wirtschaftlich arbeiten ist ohne Außengastronomie nicht möglich.

Vor dem Brazil von Dennis Kramer schützen Zelt und Heizpilze die Gäste in der kalten Jahreszeit.
Vor dem Brazil von Dennis Kramer schützen Zelt und Heizpilze die Gäste in der kalten Jahreszeit. © privat

Doch mal eben ein Zelt aufzustellen ist rein rechtlich nicht erlaubt. Das haben auch Kramer und Tiryaki zu spüren bekommen. Das Ordnungsamt der Stadt Meschede hat den Abbau veranlasst und in einem Fall mit Bußgeldern gedroht, wenn die Gastronomen der Aufforderung nicht nachkämen. Doch das sind sie, stehen aber nun vor der Frage, wie es im Herbst und Winter ohne zusätzliche Sitzplätze weitergehen soll und vor allem kann.

Stadt will Gespräch suchen

Auf Nachfrage dieser Zeitung erklärt Stadtsprecherin Angelika Beuter, dass man feste Zelte nicht einfach auf öffentlichen Verkehrsflächen aufbauen darf. „Für eine solche Sondernutzung bedarf es einer Genehmigung. Die Stadt wird das Gespräch mit den Gastronomen suchen“, heißt es. Die Verwaltung hebt zudem hervor, dass man den Gastronomen durchaus schon entgegen gekommen ist: „Der Rat der Kreis- und Hochschulstadt Meschede hat bereits Hilfen für die Corona-gebeutelte Gastronomie beschlossen, in dem zumindest in diesem Jahr keine Gebühren für die Außengastronomie erhoben werden“, so Angelika Beuter. Doch ohne Zelte macht der Erlass der Gebühren für die hiesigen Gastronomen in der kalten Jahreszeit wenig Sinn.

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Dennis Kramer positioniert sich öffentlich auf der Facebookseite des Brazils mit folgendem Statement: „Wir Gastronomen benötigen ganz dringend überdachte, windgeschützte und beheizte Terrassen! Ohne diese werden Betriebe wie das Brazil den Herbst/Winter nicht überleben!“

Genehmigung beantragen

Das sieht Gastro-Kollege Davut Tiryaki ähnlich. Ihn ärgert besonders, dass er vor Aufstellen seines Zeltes privaten Kontakt zu einem Mitarbeiter des Ordnungsamtes hatte, der laut Tiryaki das Aufstellen vor seinem Restaurant in der Ruhrstraße abgenickt hatte. „Erst daraufhin habe ich das Zelt überhaupt gekauft“, so Tiryaki. Von Freitag bis Montag schien der Plan auch aufzugehen, dann habe eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes den Abbau des Zeltes veranlasst.

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„Es hat wohl auch Beschwerden gegeben, dass es zu laut sei.“ Mehr Tische als vorher standen jedoch nicht im Außenbereich. „Ich sehe ja ein, dass ich zu diesem Zeitpunkt keine offizielle Genehmigung hatte, deshalb werde ich gemeinsam mit einem Anwalt nun eine beantragen“, erklärt der Gastronom.

Wieder Zelte vor dem Brazil

Dennis Kramer wird seine Zelte am Donnerstag bereits wieder aufbauen. Eine offizielle Genehmigung dafür hat er nicht. „Ich habe das Ordnungsamt mehrfach um einen Ortstermin gebeten, um die Angelegenheit zu klären. Krankheitsbedingt klappt das aber zeitnah nicht“, erklärt Kramer, der seine Terrasse nun wieder auf Gut Glück überdachen will. Einen Antrag für ein festes Zelt hatte das Ordnungsamt bereits abgelehnt.

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