Schmallenberg. Schulbusfahrten sind gerade in Corona-Zeiten gefährlich. Schmallenberger Mütter haben sich an die Stadt gewandt. Das ist die Reaktion.

Wenn Christina Spaggiari morgens um kurz nach sieben ihre Kinder zur Bushaltestelle an der Drevestraße in Schmallenberg bringt, tut sie das mit einem unguten Gefühl. Nicht wegen der Verkehrssituation oder dem Schulalltag, sondern wegen des Weges von der Bushaltestelle zur Schule: „Wir sagen schon seit Jahren, dass die Busse viel zu voll sind, aber viel hat sich seitdem nicht verändert.“ Dicht gedrängt stehen die Kinder an der Bushaltestelle und warten auf ihren Transfer zur Schule. Insgesamt drei Schulbusse halten morgens an der Drevestraße, sagt Spaggiari. Und alle seien voll.

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Dass das gefährlich sei - sowohl beim Warten auf den Bus an der Straße, als auch während der Busfahrt selber - sei die eine Sache, sagt Spaggiari: „Die andere Sache ist doch die momentane Corona-Situation. Da stehen große und kleine Kinder aus verschiedenen Familien dicht gedrängt, die alle in verschiedene Schulen fahren. Wenn da einer das Corona-Virus hat, dann haben es alle und bringen es mit in die Schulklasse.“

Direktverbindung komplett überfüllt

Lena und Ben, die zehnjährigen Zwillinge von Christina Spaggiari, fahren jeden Morgen mit dem Bus zum Schmallenberger Schulzentrum und von dort aus weiter in Richtung Bad Fredeburg zur Realschule. Es gebe auch eine Direktverbindung, aber „die ist immer komplett überfüllt“, sagt Tochter Lena. Im Bus selber spiele die Maskenpflicht nur bedingt eine Rolle: „Die Jüngeren setzen ihre Maske immer auf, aber bei den Größeren haben nicht alle eine Maske auf. Die halten sich offenbar für zu cool dafür.“

Beim Einsteigen in den Schulbus gibt es dichtes Gedränge.      
Beim Einsteigen in den Schulbus gibt es dichtes Gedränge.       © Alexander Lange

Der Stadt oder den Busfahrern will Spaggiari gar keine Vorwürfe machen: „Die sind ja froh, wenn sie alle Schüler heile zur Schule bringen, die können nicht noch durchgängig kontrollieren, ob jeder seine Maske richtig trägt.“ Aber weitere Schulbusse würden das Problem vielleicht entzerren, sagt sie: „Und bei den Busunternehmen stehen ja mit Sicherheit einige Busse auf dem Hof, weil momentan nur wenige Fahrten oder größere Reisen stattfinden.“

Schon zu Grundschulzeiten viel zu voll

Zu Grundschulzeiten, als ihre Kinder noch kleiner gewesen seien, hätten sie Angst gehabt, mit dem Bus zu fahren: „Weil es einfach so voll ist, hin und her geschoben wird. Die Kinder können das da noch gar nicht einschätzen.“ Es bereite ihr Sorge, dass die Schüler momentan so dicht gedrängt stünden und quasi „durcheinander gemischt“ würden: „Es kann ja niemand mehr nachvollziehen hinterher. Auch nicht, wer wann mit wem im Bus gefahren ist.“ Spaggiari habe mit anderen Eltern, die sich ähnliche Sorgen machen, bereits eine Email an die Stadt verschickt. In der Antwort hieß es, dass die Busse zwar gut ausgelastet, allerdings nicht überfüllt seien, erzählt Spagiarri.

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Seit Jahren ist das Problem bekannt

Silvia Frisse, deren Nachwuchs ebenfalls mit dem Bus fährt, findet das „unverantwortlich“: „Das Problem mit den überfüllten Bussen ist seit Jahren bekannt und bekommt jetzt durch die Corona-Krise noch eine ganz andere Note. Da darf man nicht tatenlos zuschauen und hoffen, dass nichts passiert.“ Würde aus Sorge jeder Elternteil nun die Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, käme es dort zu großen Verkehrsproblemen, so Frisse: „Und es gibt ja schon genug Schwierigkeiten mit den Elterntaxis.“ Im Herbst und Winter werde es noch gefährlicher. Dann werden die Straßen glatt „und eine mögliche zweite Corona-Welle kommt“, sagt Frisse: „So kann es nicht weitergehen.“

Elisabeth Hansknecht vom Amt für Bildung, Kultur und Sport bei der Stadt Schmallenberg kennt die Sorgen der Eltern.
Elisabeth Hansknecht vom Amt für Bildung, Kultur und Sport bei der Stadt Schmallenberg kennt die Sorgen der Eltern. © WP | Antonia Voss

Das sagt die Stadt

Elisabeth Hansknecht vom Amt für Bildung, Kultur und Sport bei der Stadt Schmallenberg kennt die Sorgen der Eltern: „Wir wissen davon, sind deshalb auch in Gesprächen mit den Verkehrsbetrieben, die die Schulbusse stellen.“ Es sollen Zählungen in den Bussen stattfinden, um dann zu entscheiden, ob weitere eingesetzt werden müssen.

Aktuell sei der Stand der Dinge aber, dass die Kapazitäten passen, dass keine weiteren Busse nötig seien: „Gerade wenn natürlich mehrere Busse eine Haltestelle anfahren, ist meistens der letzte Bus der vollere.“ Das sei dann so, trotzdem dürften die vorgegebenen Maximalzahlen an Fahrgästen auch dann nicht überschritten werden, sagt Hansknecht. Was die Maskenpflicht im Bus angehe, macht sie deutlich: „Es gilt, dass überall dort, wo die Abstandsregel nicht eingehalten werden kann, die Maskenpflicht gilt - auch im Schulbus, auch für Schüler. Das sind landesweite Regeln, über die die Schüler auch informiert worden sind. Sowas ist dann persönliches Fehlverhalten.“

>>>HINTERGRUND

So viel kostet es, wenn man in den jeweiligen Bundesländern in Bus oder Bahn keine Maske trägt.

Baden-Württemberg hat einen Bußgeldrahmen von 25 bis 250 Euro, Bayern 150 Euro, Berlin 50 bis 500 Euro Bußgeld, Hessen 50 Euro bei wiederholten Verstößen, Mecklenburg-Vorpommern 25 Euro Bußgeld. Niedersachsen 150 Euro Bußgeld (geplant), Nordrhein-Westfalen 150 Euro Bußgeld, Rheinland-Pfalz Kommunen entscheiden über Bußgelder, Schleswig-Holstein Bußgeld geplant (Höhe unklar), Thüringen 60 Euro Bußgeld.

Kein Bußgeld muss man bisher zahlen in Brandenburg, Bremen (Diskussion läuft), Hamburg, Saarland, Sachsen sowie Sachsen-Anhalt.