Meschede. Zur Kommunalwahl schickt die FDP in Meschede auch Lokalprominenz ins Rennen. Inoffiziell empfehlen die Liberalen, wer Bürgermeister sein sollte.
Wer wird voraussichtlich nach CDU und SPD drittstärkste Kraft im Mescheder Rathaus? Zuversichtlich sind dabei die Liberalen. Sie streben fünf Mandate im nächsten Stadtrat an – und haben dafür auch prominente Gesichter unter ihren Kandidaten. Inoffiziell rät die FDP auch zu einem der Bürgermeisterkandidaten.
Ein Arzt und ein Ex-Vorstandschef
In allen 19 Bezirken im Stadtgebiet stellen sich FDP-Kandidaten dem Wähler. Auf eine Mehrheit in einem Bezirk und damit auf Direktmandate können die Liberalen angesichts der Stärke von CDU und SPD nicht hoffen. Ihr Augenmerk liegt deshalb auf der Reserveliste. Sie wird angeführt von Dr. Jobst Köhne und Ingrid Völcker, die dem aktuellen Stadtrat bereits angehören.
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Platz 3 belegt ein prominenter Freienohler: Dr. Gisbert Breuckmann, Facharzt für Allgemeinmedizin und Gründer des privaten Pflegedienstes MobiDoc – er gehört der FDP bereits seit über 25 Jahren an, jetzt möchte er auch in der Kommunalpolitik Verantwortung übernehmen. Platz 4 und 5 belegen der Steuerberater Michael Senge und der Postzusteller Sven Middel. Die Mescheder Liberalen streben 10 Prozent (und mehr) an, sagt Ortsverbandsvorsitzender Jobst Köhne: Würden die erreicht, dann kämen diese fünf Kandidaten in den neuen Stadtrat.
Auch bei den anderen Kandidaten gibt es eine prominente Überraschung: In Meschede bewirbt sich Heinz-Dieter Tschuschke um ein Mandat - er gibt als Beruf Bankkaufmann an. Das ist untertrieben: Er war bis 2015 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Meschede-Eslohe. Auch Tschuschkes Frau Henriette und sein Schwiegersohn Andreas Isenberg bewerben sich für die FDP, in Meschede bzw. in Calle.
Köhne verzichtete auf Kandidatur
Sind 10 Prozent realistisch? Bei der letzten Kommunalwahl 2014 bekam die FDP nur verheerende 4,8 Prozent (- 3,7 Prozent) und nur 599 Stimmen (- 605). Damals waren die Liberalen überall im Abwärtstrend. Den sieht Ortsverbandsvorsitzender Köhne durch die letzten Wahlergebnisse aber gestoppt - die FDP sei wieder im Aufwind.
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Köhne war im Vorfeld bei den Liberalen auch als Bürgermeisterkandidat im Gespräch. Letztlich verzichtete man darauf, einen eigenen Bewerber ins Rennen zu schicken. Denn die FDP gibt zwar keine offizielle Wahlempfehlung für Amtsinhaber Christoph Weber (CDU) ab. Aber sie ist auch nicht unglücklich mit ihm: „Seine Amtsführung ruft nicht danach, dass Weber herausgefordert werden muss“, sagt Köhne.
Er sagt: „Ich würde Weber wählen.“ Der Stil im Rathaus habe sich durch Weber gegenüber Vorgänger Uli Hess „deutlich verbessert“: „Er hat sich sehr gut eingearbeitet und ist engagiert“. Köhne denkt dabei vor allem an das Thema Digitalisierung, das Weber vorantreibe. Mit der CDU im Stadtrat sehen die Liberalen auch die meisten Schnittmengen bei ihren Themen insgesamt.
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Liberale sehen „Stadt mit Chancen“
Erfolg hatte die FDP nach ihrer Einschätzung mit einem Thema, dass im Stadtgebiet in der letzten Wahlperiode nicht umgesetzt wurde: Köhne schreibt es den Liberalen auf die Fahne, dass ein Ausbau der Windkraft verhindert wurde. Köhne hat im Stadtrat immer wieder dagegen argumentiert, und bleibt weiter dabei: „Wenn es nach mir geht, wird es keine weiteren Windräder geben“ – zu teuer, eine Katastrophe für die Landschaft, ohne Auswirkungen auf das Klima, nur für die lukrativ, „die ohnehin schon viel Geld verdienen“, sagt er. Inzwischen folge, mit Ausnahme der Grünen, der ganze Stadtrat dieser Haltung: „Es hat sich ein neuer Konsens gebildet.“
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Das Wahlprogramm der FDP lautet „Stadt der Chancen“. Für mehr Chancen sei Bildung der Schlüssel. Die Liberalen setzen sich für mehr Durchlässigkeit in dem System ein: „Schule sollte allen offen stehen - auch Einwanderern.“ Die Digitalisierung müsse vorangetrieben werden: Köhne versteht zum Beispiel nicht, warum die technische Ausstattung in der kirchlichen St.-Walburga-Realschule besser sei als in der städtischen Realschule.
>>>HINTERGRUND<<<
Dr. Jobst Köhne ist auch immer gut für unorthodoxe, spontane Einfälle. Ihn ärgert zum Beispiel das Finanzamt an so prominenter Stelle in Meschede: Er schlägt im Gespräch vor, das Finanzamt abzureißen, dessen Mitarbeiter dann in Teilen des neuen Arbeitsamtes bzw. im Homeoffice unterzubringen.
An der Stelle des Finanzamtes sollte etwas Neues aufbebaut werden. Ein Museum für Kunst und Gewerbe beispielsweise als Attraktion für Meschede. Darin sollte dann auch das Original-Gemälde von August Macke hängen, das die Stadt Meschede besitzt und bislang nach Münster verliehen hat.