Meschede. Petra Streich und Daniela Langer sprechen im Interview über den Status Quo des Mescheder Einzelhandels und können Corona sogar Gutes abgewinnen.
„Bei mir ist heute gut was los. Wie läuft’s heute bei dir?“ - „Hier auch, kann wirklich nicht klagen.“ - so in etwa müssen sich die täglichen Telefonate zwischen Petra Streich und Daniela Langer anhören. Die beiden führen ihre Modegeschäfte „DL by Daniela Langer“ (Damen- und Herrenmode) und „Paul und Pauline“ (Damen- und Kindermode) in der Mescheder Innenstadt und stehen, auch durch die Funktion als Innenstadt-Beauftragte, die beide Frauen bei der Werbegemeinschaft „Meschede aktiv“ besetzen, immer in regem Austausch.
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Im Rahmen der Sommerserie „Einkaufen vor Ort“ hat diese Zeitung mit beiden Geschäftsfrauen über Corona, dessen Folgen und die Zukunft gesprochen.
Frage: Wie haben sie den Lockdown und die Schließung ihres Geschäfts erlebt?
Daniela Langer: Die Zeit hat mich schon belastet, auch psychisch. Von jetzt auf gleich den Laden zu schließen, grade nachdem die Sommerware eingetroffen ist, war hart. Über Facebook und Instagram habe ich dann kleine Bestellungen angenommen und ausgeliefert. Da standen meine Stammkunden wirklich super hinter mir und haben auch Ware von Marken bestellt, die sie sicherlich auch in einem anderen Onlineshop hätten kaufen können.
Petra Streich: Es herrschte so eine gruselige Stille. Es wusste zum Zeitpunkt der Schließung ja auch niemand, wie lange das nun so gehen würde. Über Facebook habe ich dann zumindest noch das ein oder andere Babygeschenk verkauft. Aber da müssen wir uns nichts vormachen, der Umsatz aus der Zeit ist weg.
Was hat der Online-Handel während der Corona-Zeit für einen Einfluss auf den stationären Handel in Meschede?
Daniela Langer: Da spreche ich in erster Linie natürlich für mich, aber ich hatte noch nie Angst vor dem Internet. Die Kunden, die hier einkaufen, wollen fühlen, anprobieren, aber auch mal quatschen oder einen Kaffee trinken. Kleine Läden sind da einfach familiärer und das wissen viele zu schätzen. Im Mai ist es nach dem Lockdown wirklich sehr gut wieder losgegangen. Im Juni und Juli war dann wieder etwas weniger los, insgesamt können wir uns aber nicht beklagen.
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Petra Streich: Das Kaufverhalten hat sich ja schon vor Corona verändert. Ich finde aber, dass es sich nach Corona sogar zum Positiven gewendet hat. Es kommen zwar noch immer weniger Kunden aber grade nach Wiederöffnung hat man gemerkt, dass die Menschen wieder gern vor Ort einkaufen und sich gezielt schöne Dinge ausgesucht haben. Vorher wurden bei Babygeschenken sehr viele Gutschein gekauft, um bloß nichts falsches zu schenken. Jetzt greifen die Menschen gerne wieder zur Ware und suchen mit Freude etwas aus.
Wie kann Meschede aktiv dem Einzelhandel aktuell helfen?
Daniela Langer: Größere Aktionen zu planen ist aktuell natürlich nahezu unmöglich. Auch der verkaufsoffene Sonntag am 3. September wurde ja abgesagt. Und da verkaufsoffene Sonntage immer mit größeren Events in der Stadt zusammenhängen müssen, wird es da auch weiterhin schwierig. Leider wird es zur Weihnachtszeit auch nur eine Art Notlösung für die Weihnachtsbeleuchtung geben, die sich ja eigentlich durch Spenden finanziert. Bei Facebook gibt es für alle Mescheder Händler als Unterstützung die „Heimatshopper“-Seite, wo man seine Ware vorstellen kann.
Petra Streich: Der Einzelhandel lebt ja von persönlichen Kontakten. Deshalb wären Aktionen wie Late-Night-Shopping auf jeden Fall sinnvoll. So etwas wird auch leichter genehmigt als zum Beispiel ein verkaufsoffener Sonntag. Wir planen wieder den „Pink Friday“ in Anlehnung an den Black Friday. Und Daniel Langer, Volker Stratmann, Astrid Wiese von Stilecht und ich werden wie schon am letzten Wochenende das Outlet in den Räumlichkeiten neben dem Eiscafé Venezia öffnen. Im Großen und Ganzen müssen wir Einzelhändler uns einfach immer wieder Aktionen ausdenken, um die Kunden in die Geschäfte zu locken.
Ihre Geschäfte liegen beide eher in B-Lage, macht sich das bemerkbar?
Daniela Langer: Ich habe viele liebe Stammkunden, bin aber sicher, dass zum Beispiel Touristen eher auf der Ruhrstraße unterwegs sind und seltener mal in meinem Laden vorbeischauen.
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Petra Streich: So ist es bei mir auch. Durch das Herum kommen natürlich auch Passanten in meine Richtung, doch ohne ein Schild würden Auswärtige wohl nicht gleich erkennen, dass es hier noch ein Geschäft für Damen- und Kindermode gibt.
Was würde mit ihren Geschäften passieren, wenn eine zweite Corona-Welle einen zweiten Lockdown auslösen würde?
Daniela Langer: Ich bin in der glücklichen Lage, dass von meinem Laden nicht die Existenz meiner Familie abhängt, aber ein zweiter Lockdown wäre für alle inhabergeführten Geschäfte sehr schlimm. Das würde wohl dazu führen, dass die gesamte Wirtschaft zugrunde geht, deshalb kann ich mir das einfach nicht vorstellen.
Petra Streich: Das wäre furchtbar. Ich wüsste nicht, wie wir Einzelhändler das überstehen sollten.
- Meschede aktiv lädt am 1. September ab 19.30 Uhr zum Einzelhändler-Stammtisch in die Sparkasse ein.
- Da der Stammtisch im Frühjahr corona-bedingt ausfallen musste, freut sich der Vorstand darauf, endlich wieder in persönlichen Kontakt mit den Mitgliedern zu treten.