Gellinghausen. Orgeln gelten auch als Königin der Instrumente. Stephan Oppel ist Orgelbauer. Über weltweite Projekte, Schlüsselmomente und den besonderen Klang.
Stephan Oppel ist ein Mann, dessen Antworten immer gut überlegt sind. In Gellinghausen, auf der Holzbank vor seiner Werkstatt, genießt er gerne die Ruhe und seinen Kaffee. Manchmal hört man nichts außer Vogelgezwitscher. Und dann ist Stephan Oppel aber auch ein Mann, der an allen Registern zieht, der in die Tasten haut, der Begeisterung Ausdruck verleiht. Der 47-Jährige ist Orgelbauer aus Passion, die Instrumente, die seine Werkstatt verlassen, erfüllen ganze Kirchenschiffe. Ehre sei Gott mit bis zu 10.000 Pfeifen.
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„Ich bin den klassischen Weg gegangen“, sagt Oppel. Kirche, Orgel, Staunen. So sei es gewesen, schon immer. Im Elternhaus in Paderborn habe ein Harmonium gestanden, doch gespielt wurde es nie: „Und es ist ja klar, was man macht, wenn die Eltern außer Haus sind; dann habe ich mich drangesetzt.“ Die Eltern erkannten die Begeisterung, „also soll der Junge auch Orgel spielen.“
Angefangen mit sieben Jahren
Im Paderborner Land klapperte der junge Oppel sämtliche Kirchen und Orgeln ab - „ich glaube, die Pfarrer haben sich gegenseitig gewarnt, dass ich wieder unterwegs war“, erzählt Oppel grinsend. Was er will, das macht er auch. Früher wie heute. Mit sieben Jahren fing das Orgelspiel an, mit Unterricht und allem, was dazu gehört: „Eine monumentale Wucht. Für einen kleinen Knirps ist das ein absolutes Erlebnis.“
Das Schlüsselerlebnis, das ihn dann später zum Orgelbauer werden lässt, hat Oppel mit 14 Jahren. Vor ihm an der Orgel „Kolonnen von Registerzügen“, doch vom Gefühl „kann das noch nicht alles sein“. Er will im wahrsten Sinne dahinter kommen, das Instrument Orgel in all seinen Bestandteilen, Formen und Möglichkeiten kennenlernen. Oppel macht ein Praktikum beim Orgelbauer, verlässt das Paderborner Gymnasium Theodorianum nach der zehnten Klasse und beginnt seine Ausbildung.
Nebenbei spielt er Orgel, wo es nur geht. Ehrenamtlich und unentgeltlich: „Ich wollte nicht Musik für Geld machen. Ich wollte Musik der Musik wegen machen.“ Er lernt den Oberkirchener Orgelbauer Herbert Albers kennen, arbeitet als Geselle. 2000 macht sich Oppel selbstständig, 2003 übernimmt er die ehemalige Schreinerwerkstatt Gierse & Pieper in Gellinghausen. Aus dem Paderborner Land ins Sauerland.
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Der Orgelbau an sich, das sei gar nicht die Haupttätigkeit. Vielmehr gehe es um die Reparatur, Instandhaltung und Renovierung historischer Orgeln. Denn hinter einer neuen Orgel stecke gut und gerne ein ganzes Jahr Bauzeit. Ein absolutes Gehör habe Oppel nicht, dafür aber ein trainiertes Gehör. Ein absolutes Gehör sei auch nicht von Vorteil, denn jede Orgel klinge anders, habe einen anderen Ton. Die Intonation zu erkennen und zu wahren, das sei die Kunst.
Ein „runder gravitätischer Klang“, das sei eine Wohltat fürs Ohr, sagt Oppel. Es ist immer noch ein Handwerk - die Manuale, die Pfeifen, das hölzerne Grundgerüst. Sein größtes Projekt? „Das ist schwer zu sagen“, sagt Oppel. Seine Antwort ist wieder gut überlegt.
Aber die Arbeiten in der Gleidorfer Herz-Jesu-Kirche 2009, als man eine historische Orgel aus London ins Sauerland holte, restaurierte und wieder aufbaute: „Das war schon toll.“ Oder 2017, die Orgel in der Stadtkirche in Moers: „60 Register, drei Manuale, Wahnsinn“. In Lindau am Bodensee war Oppel mit seinen Mitarbeitern, er habe auch schon eine Orgel nach Spanien gebracht. Immer da, wo die Musik bzw. Orgel spielt.
Intonation dauert Wochen
Aber im Orgelbau werde nichts „mal eben“ oder „fix“ gemacht. Der Bau wie auch die Restaurierung dauere Wochen, genauso die Intonation: „Bis zum Jawohl-Gefühl dauert es. Aber wenn der Ton dann stimmt, wenn die Orgel erklingt, dann ist das eine große Freude.“ Genießen könne er das Ergebnis aber immer erst am Tag der Orgelweihe, „wenn ich einfach nur zuhören kann.“ Warum die Orgel auch „Königin der Instrumente“ heißt, steht außer Frage.
Neue Auszubildende seit dem 1. August
Stephan Oppel arbeitet mit drei Mitarbeitern in der Gellinghäuser Orgelwerkstatt. Dazu zählt Michael Keite, Oppels Tochter Lisa und seit dem 1. August auch die Auszubildende Kira Malschofsky.
So funktioniert eine Orgel: Eine Orgel besteht aus mehreren Registern, die wiederum aus jeweils 30 bis 50 Pfeifen bestehen. Durch das Ziehen der Register und den entsprechenden Tastendruck wird Luft in die Pfeifen geblasen, die aufgrund ihrer Länge unterschiedliche Töne ergeben.