Reiste. Mehr als 100 Bußgelder hat der Hochsauerlandkreis an einem Tag an der B 55 in Reiste ausgesprochen. Ein Autofahrer muss nicht zahlen.
Die Kreisverwaltung in Meschede hat über 100 Geschwindigkeitsübertretungen an der B 55 in Reiste nicht neu überprüfen lassen. Bußgeldbescheide, die hier erteilt wurden, müssen auch bezahlt werden. Das teilte Kreissprecher Jürgen Uhl auf Anfrage mit. Nur ein einziger Autofahrer ist davon ausgenommen.
1211 Fahrzeuge an einem Tag
Alois Luttermann aus Cobbenrode war am 12. Juni 2019 aus Richtung Nichtinghausen auf der B 55 unterwegs gewesen. Um 9.28 Uhr wurde er am Ortseingang von Reiste geblitzt - als einer von diesen 104 Erwischten an dem Tag. 1211 Fahrzeuge wurden an dem Tag hier gemessen. Luttermann war sich sicher, im Ort regelkonform 50 km/h gefahren zu haben.
Im Gebührenbescheid des Hochsauerlandkreises wurden ihm jedoch 71 km/h vorgeworfen. 128,50 Euro sollte er aus diesem Grund bezahlen - das Bußgeld für das Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit, plus Gebühren und Auslagen. Ein Punkt in Flensburg sollte hinzukommen.
Luttermann ging dagegen vor. Er war überzeugt, dass der Blitzvorgang komplett außerhalb des Reister Ortsschildes stattgefunden hatte. Er hatte sogar selbst Entfernungen zum Messfahrzeug nachgeprüft. Er ging damit vor das Mescheder Amtsgericht.
Und er zweifelte Fotos des Kreises von dem Tag an, weil das mehrere Jahre alte Fotos gewesen seien - darauf fehlt zum Beispiel ein Buswartehäuschen, das inzwischen an dieser Stelle steht. Vor Gericht in Meschede bekam er Recht: Das Verfahren ist eingestellt worden.
Allerdings wird es jetzt kompliziert: „Die Gründe für die Einstellung des Verfahrens wurden uns als Behörde nicht mitgeteilt“, sagt Kreissprecher Jürgen Uhl. Damit konnte auch nicht überprüft werden, was das Gericht in diesem Fall im Einzelnen anzweifelte.
Kreis: Glück gehabt
Der Kreis habe daraufhin noch mal eine eigene Überprüfung der Messung durchgeführt, mit dem Ergebnis: „Es ist alles ordnungsgemäß verlaufen.“ So sei die Messung nach der Gebrauchsanweisung des Herstellers erfolgt. Das Messgerät habe im Freien, getrennt vom Auto, auf einem Stativ gestanden: Die Messung habe ordnungsgemäß innerhalb der geschlossenen Ortschaft stattgefunden, so Uhl. Demnach hätte Alois Luttermann vor Gericht einfach Glück gehabt. Das Bußgeld hat er nicht bezahlt.
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Der Cobbenroder ärgert sich über die Kreisverwaltung: „Das ist eine Frechheit vom Kreis. Bis heute habe ich keine Rückmeldung erhalten, dass das Verfahren eingestellt wurde.“ Er hatte mit seinem Fall die anderen erwischten Autofahrer aufmerksam machen wollen. Der HSK betont: „Die Messstelle am Ortseingang in Reiste wird weiter von uns betrieben. An der gleichen Stelle in Reiste werden auch weiterhin in unregelmäßigen Abständen Geschwindigkeitsmessungen stattfinden.“