Meschede. Eine islamische Bewegung plant eine Missionierung im Hochsauerlandkreis. Die Gruppe gibt sich liberal. Dazu gibt es andere Einschätzungen.
Eine islamische Bewegung will die Missionierung im Hochsauerlandkreis vorantreiben. Die Ahmadiyya Muslim Jamaat gibt sich dabei betont liberal. Doch es gibt auch andere Stimmen. Das NRW-Innenministerium spricht von einer „fundamentalistischen Religionsauslegung“.
Islam-Info-Kampagne angekündigt
Die Einladung kommt aus Frankfurt am Main, der Briefkopf weist auf das Referat für „Externe Angelegenheiten“ hin. Der Anlass: „Muslime starten Kampagne im Hochsauerlandkreis: Der Messias ist da“. In einer Pressekonferenz möchte die Ahmadiyya Muslim Jamaat ihre Islam-Info-Kampagne im Haus Luckai in Freienohl vorstellen.
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Die Einleitung ist so formuliert: „Wir leben in einer Zeit, die nicht frei von Gewalt und Hass ist. Mit besonderem Augenmerk auf die Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa entstehen neue Gefühle bei den Menschen, welche zum Nachdenken verleiten.“ Und weiter: „Wir von der Ahmadiyya Muslim Gemeinde möchten unseren Beitrag leisten, wenn es darum geht, den Frieden zu sichern und auch in Zeiten von Misstrauen und Vorurteilen die Gesellschaft nicht zu spalten.“
Zum zweiten Mal nach 2019
Es ist zum zweiten Mal, dass Ahmadiyya Muslim Jamaat eine Aktion im Hochsauerlandkreis startet; das letzte Mal im Frühjahr 2019. „Muslimische Theologen werden ganztägig bereitstehen, um die Fragen der Bürgerinnen und Bürger am Telefon und in sozialen Medien zu beantworten“, heißt es. „Begleitet wird die Kampagne von mehreren Flyer-Aktionen in den Innenstädten, Infostände und einer Dialogveranstaltung.“
Auch wenn die Gruppe betont, dass sie in Deutschland gut integriert ist und ihre Mitglieder über ein hohes Bildungsniveau verfügen: Es gibt kritische Stimmen, die nicht zum Bild einer toleranten, freiheitlichen Religionsgemeinschaft passen. „Extremistisches Bestreben“ sei nach heutigen Kenntnisstand zwar nicht feststellbar, daher werde Ahmadiyya Muslim Jamaat auch nicht vom Verfassungsschutz beobachtet. Aber: Eine „sehr fundamentalistische Religionsauslegung“ bescheinigt das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen der Gemeinschaft.
Dazu passen neben Berichten, in denen sich Ahmadiyya Muslim Jamaat „als Teil von Deutschland“ bekennt, Nachbarschaftshilfen anbietet und Bäume als Zeichen des Friedens pflanzt, auch solche, wonach Frauen dazu gedrängt werden, sich unbedingt zu verhüllen, eine strikte Geschlechtertrennung außerhalb von Familien stattfindet, es Veranstaltungen geteilt nach Frauen und Männern gibt, und ohnehin der Mann in der Familie das Sagen hat, sofern nicht der Kalif schon Weisungen erteilt hat. Auch Hochzeiten außerhalb der Gemeinschaft werden nicht gern gesehen - und bedürfen der Erlaubnis eines Kalifen.
Vorherrschaft des Islam
Über die Gemeinschaft heißt es beispielsweise bei Wikipedia: Sie glaube fest an die bevorstehende Vorherrschaft des Islam. Betont wird der Verzicht auf Gewalt. Jedoch heißt es: „Ihre Vision ist die Durchsetzung der Herrschaft des Islam – weltweit – unter Führung eines ihrer künftigen Kalifen“.
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Darauf angesprochen erklärte Ahmadiyya Muslim Jamaat auf Anfrage: Sie unterscheide sich von den anderen islamischen Bewegungen dadurch, „dass sie an den von allen Religionen für die Endzeit angekündigten Reformer und Prophet, namens Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad, glaubt. Dieser sollte nicht nur die Muslime reformieren und den zeitgenössischen Islam von seinem Aberglauben und Irrtümern befreien, vielmehr sollte er der ganzen Menschheit dienen und sie unter einem Banner zu Gott führen, indem er wieder den friedliebenden, toleranten und philanthropischen Islam präsentiert, welcher vom Heiligen Propheten Muhammad praktiziert und vorgelebt wurde.“
Sie sei die einzige Gemeinschaft im Islam, die seit mehr als 100 Jahren durch ein spirituelles Kalifentum geleitet werde. Es sei falsch zu behaupten, dass der Missionseifer sich auf die „Eroberung Europas für den Islam“ stütze. „Unser Leitgedanke ist, dass wir sowohl Gott dienen und die Rechte Gottes erfüllen, als auch der ganzen Menschheit dienen und ihre Rechte erfüllen. Dabei ist die religiöse Zugehörigkeit, die Nationalität, die Ethnie usw. unerheblich.“ Das Motto laute: „Liebe für alle - Hass für keinen“.
Theologische Vorherrschaft
Eine Vorherrschaft des Islam versteht Ahmadiyya Muslim Jamaat nach eigenen Angaben als eine rein theologische und geistliche. Der Islam solle durch „seine Argumente, die Vernunft und durch seiner Überzeugungskraft die Herzen der Menschen gewinnen und auf keinen Fall durch militärische Basis oder durch Zwang und Druck.“
Die Kampagne im Hochsauerland beginnt in diesen Tagen.