Meschede. Die Sauerlandstones sind ein Phänomen. Was steckt eigentlich dahinter? Und wo befindet sich das Märchenland in Meschede?
Tief hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen, liegt das Märchenland. Nicht für jeden ist es sofort sichtbar, aber wer es erstmalig durch Zufall auch in Meschede entdeckt, der kann es nicht für sich behalten und erzählt es weiter. Der Ort im Wald oberhalb des Schederwegs erfüllt viele Herzen mit Glück, zaubert Lächeln in Gesichter und regt an, kreativ zu werden. Kinderfüße, die sonst beim Spaziergang schnell schlapp machten, werden nun flink, wenn es heißt: „Kommt wir gehen zum Märchenland und vielleicht finden wir ja vorher schon einen Stein, den wir dann noch dazu legen können.“
Wie bei einer Schatzsuche
Mit den Sauerlandstones ist es wie mit einer Schatzsuche, getreu dem Motto: „Verstecken, finden, mitnehmen und erneut auslegen.“ Aber da steckt noch mehr hinter, auch neue Kontakte entstehen. So war es auch bei Sabine Sommer und Ramona Schiller, als sie sich das erste Mal mit ihren Hunden begegneten. Sabine Sommer hatte kurz vor Ostern nicht nur ihren Hund dabei, sondern auch noch einen Korb mit selbstgemalten Osterhasensteinen, als sie mit Ramona Schiller zufällig ins Gespräch kam. „Ach, Sie sind das mit den Steinen. Wir haben kürzlich schon einige hier gefunden und mein Sohn Ben (7) geht seitdem so gerne spazieren.“
Diesen Satz, dass Kinderfüße jetzt flink beim Spaziergang werden, hatte Sabine Sommer im Gespräch mit vielen Müttern schon gehört, wenn es ums Steine suchen ging. Da die aktuelle Coronasituation auch für Kinder wegen der gesperrten Spielplätze im April so bedrückend war, blieb ihnen nur der Spaziergang mit den Eltern, erinnert sich Sabine Sommer und da sei ihr die Idee mit der Ostersuche eingefallen. Ramona Schiller entdeckte auch das Hobby des Steinebemalens und -auslegens mit ihrem Sohn.
Seit November 2019
„Kreativität ist für Kinder sehr wichtig, sie entwickeln sich nicht nur motorisch weiter, auch gedanklich kommen sie auf neue Ideen und beim Malen kann man entspannen“, schwärmt sie. Der Austausch für alle „Steineliebhaber“ läuft über die Facebook-Gruppe Sauerlandstones, der auch Ramona Schiller dann beitrat. Sabine Sommer fand schon im November 2019 zu ihrer neuen Freizeitbeschäftigung und sie berichtet, welchen Durchbruch diese Tradition mit der Corona-Pandemie machte: „Als ich in die Facebook-Gruppe eintrat, waren wir 1000 Mitglieder, jetzt sind es schon 18.000.“
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Auch ihre gemalten Steine könne sie fast nicht mehr zählen, sicherlich 700 Stück seien es. Sie sehe den Sinn darin, die Steine sollen um die Welt kommen und anderen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. In diesem Zusammenhang erinnert sie sich an einen ihrer besonderen Steine, mit dem Spruch „Leben, lachen, Hoffnung haben“. „Ich legte ihn im Hennepark ab und postete ihn später bei Facebook. Diesen Stein fand genau der Richtige, der es gerade besonders brauchte“, berichtet Sabine Sommer. Ein älterer Herr schrieb sie bei Facebook im Bezug auf diesen Stein an. Er schüttete ihr sein Herz aus, dass seine Mutter gestorben sei und er genau jetzt an diesem Spruchstein festhalten könne. Sabine Sommer freute sich, dass der Richtige ihren Stein gefunden hatte und sie schenkte ihm den Stein.
Kreativität nicht ausgeschöpft
Bei einzelnen Steinen im Wald oberhalb des Schederwegs sollte es nicht bleiben und die Kreativität der beiden Frauen war und ist noch lange nicht ausgeschöpft. Im Mai feierte die Facebook-Gruppe ihr einjähriges Bestehen und aus diesem Anlass hatten beide Frauen die Idee ein Märchenland aus Steinen an einem ruhigen Plätzchen zwischen Büschen, Bäumen und dickeren Wurzeln zu errichten, am so genannten „Sündelt“. „Dieser Ort ist etwas urig und passt perfekt,“ dachten sich Sabine Sommer und Ramona Schiller, als sie ihre ersten acht Steine dort ablegten und noch ein Hinweisschild hinterließen.
Damit luden sie alle Begeisterten ein, das Märchenland zu erweitern. „Es war unfassbar schön, wie schnell andere auch kreativ wurden und sich angesprochen fühlten und so verdreifachten sich die Steine schon nach zwei Tagen und darüber hinaus weiter,“ freut sich Sabine Sommer. Ein Ort, der alle Altersklassen anspricht, denn bei ihrer Gassirunde mit dem Hund trifft Sabine Sommer auch ältere Damen an, die Spaß daran haben, die Steine immer mal wieder neu anzuordnen. Abends wird es still im Wald, die Dämmerung setzt ein.
Hexen und Zauberer
Muss man Sorge haben, dass vor Ort Vandalismus das Märchendorf treffen könnte? „Wir gehen natürlich nicht davon aus, das wäre sehr schade“, sagt Ramona Schiller. Doch wo Froschkönige, Hexen und Zauberer zu Hause sind, da ist eigentlich immer etwas los. Eine Dorfaufsicht, gemalt auf einer Schiefertafel, verrichtet genauso, wie die sieben Zwerge ihren Dienst nach Vorschrift, bis das Morgengrauen anbricht und die Vögel im Wald ihr Morgenlied singen.
>>> Diese Steine eigenen sich
Glatte weiße Steine lassen sich gut bemalen. Im Urlaub am Meer sammeln, an der Lenne oder der Ruhr werden Suchende fündig. Auch Schieferplatten sind zum Bemalen geeignet. Acrylfarben, Pinsel und Acrylstifte für feine Schriftzüge gehören zur Startausrüstung für Hobbykünstler. Witterungsfest wird der Stein mit Klarlack aus dem Baumarkt gemacht.
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Die Steine sind darüber hinaus vielfältig einsetzbar: Dekoration in Haus und Garten, Mitbringsel, Gastgeschenke auf Hochzeiten u.v.m. Nicht gewartet, schnell gestartet und dann beitreten bei Facebook Sauerlandstones und sich von der Vielfalt faszinieren lassen.