Meschede. Peter Ogrodowski leitet den aki, das Kinder- und Jugendzentrum der Diakonie in Meschede. Er beobachtet mit Sorge, wie Corona Kinder verändert.
Rund 40 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren kommen normalerweise täglich in den aki, den Kinder- und Jugendtreff der Diakonie am Mescheder Lanfertsweg. Nach Corona haben sie sich verändert, sind schüchtern oder aufsässig. Manche kommen gar nicht mehr. Peter Ogrodowski, Leiter des aki, erklärt, was ihm Sorgen macht und was ihn ärgert.
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Konnten Sie über den Corona-Lockdown Kontakt zu den Jungen und Mädchen halten, die sonst regelmäßig nachmittags zum freien Spielen an den aki kommen?
Peter Ogrodowski: Das war schwierig. Manche haben wir gesehen, weil wir ja auch den Tafeldienst übernommen haben und die Eltern sie zur Ausgabe der Lebensmittel mitgebracht haben. Viele blieben aber auch ganz zu Hause, weil die Eltern Angst um sie hatten oder weil sie am Computertisch komplett in fremde Welten abgetaucht sind. Aber es gab auch andere, die sich sehr verantwortungsvoll verhalten haben, bei uns Spiele, Mal- und Bastelmaterial abgeholt haben.
Seit dem 15. Mai ist der aki wieder geöffnet.
Das ist schon alles nicht einfach. Wir mussten unser Hygienekonzept ans Jugendamt melden. In einem ersten Schritt sind wir ausschließlich draußen. Nur für die Toilette dürfen die Kinder rein. In einem zweiten Schritt wollen wir auch gern das Haus öffnen. Doch das ist trotz unserer 280 Quadratmeter schwierig. Wenn wir die Abstände einhalten, dürfen maximal 16 bis 17 Kinder rein und dann dürfen sie sich eigentlich nicht bewegen.
Gab es Unterstützung von öffentlichen Stellen?
Zu wenig, wie ich finde. Zum Beispiel musste jede der 13 Offenen Jugendfreizeitstätten ihr eigenes Konzept erstellen und ans Jugendamt schicken. Auch mussten alle 14-tägig die neuen Erlasse und geänderten Vorschriften komplett durcharbeiten. Von dort kommt kein ok und zu wenig Hilfe. Ich hätte mir da mehr Unterstützung gewünscht. Da muss doch nicht jeder das Rad neu erfinden. Oder auch während des Lockdowns. Da sind viele Mitarbeiter des Jugendamtes meiner Meinung nach nicht präsent genug gewesen. Man kann aber nicht herausfinden, wie es Kindern geht, wenn man sich nicht aus dem Haus bewegt. Ein sehr aktives Netzwerk aus Schule, Jugendamt, Jugendfreizeitstätten und allen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, hätte umgehend installiert werden müssen.
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Hat Corona die Kinder verändert?
Das merken wir schon. Viele sind komplett verschwunden. Wir wissen nicht, was sie machen. Andere sind verschüchtert. Manche, die vorher ganz lieb waren, haben jetzt große Probleme, sich in der Gruppe einzuordnen. Die meisten wirken lustlos, sie kommen nur schwer in Fahrt.
Worauf schieben Sie das?
Während des Lockdowns haben viele ihren Rhythmus, ihre Tagesstruktur komplett verloren. Sie haben bis in die Nacht gezockt und sind spät aufgestanden. Was und ob etwas von den Schulen kam, war offenbar sehr abhängig vom Lehrer. Einen Jungen habe ich beim Bogenschießen gefragt, mit welcher Hand er schreibt. Er hat mich nur verständnislos angesehen. Der hatte sicher die ganzen drei Monate keinen Stift in der Hand - immerhin ein Viertklässler. Es gab aber unterschiedliche Rückmeldungen. Manche Eltern lobten die intensive Begleitung durch Lehrer, andere beklagten fehlende Rückmeldungen.
Sie haben jetzt das dreiwöchige Sommerferien-Camp gestartet. Wie läuft das?
Das ist schon ein bisschen schwer. Wir arbeiten mit zweieinhalb Pädagogenstellen und dürfen pro hauptamtlichem Pädagogen 15 Kinder annehmen. Einen Bufdi haben wir leider auch nicht mehr. Ich schicke nicht gern Kinder weg. Wegen der Hygieneregeln wird es diesmal nicht an jedem Tag etwas zu essen geben. Das war immer ein sehr verbindendes Element des Sommercamps. Wir könnten viel mehr machen, aber es fehlt das Personal. Aber wir bemühen uns, das Beste daraus zu machen und die Kinder haben, auch wenn es in diesem Jahr kleiner ist, trotzdem viel Spaß am Hüttenbau, unterschiedlichsten Bastelangeboten, viel Spiel und Sport.
Aber es gibt doch Fördermittel vom Land?
Ja, aber nur für die Schulen - und die OGS arbeitet mit ihren Mitarbeitern da auch schon am Limit. Ich finde es ein bisschen frustrierend, dass sich Lehrer in einer solchen Situation in die Sommerferien verabschieden. Wir und viele Kinder hätten sie hier dringend gebrauchen können.