Meschede. Im See-Gespräch verrät Dennis Kramer, wie wild es in Meschedes Nachtleben wirklich zugeht und was die Hennestiege mit der Copa Cabana gemein hat.

Als Dennis Kramer eines Nachts an einer Mescheder Theke den Entschluss fasste, in die Gastronomie einzusteigen, sollte das zunächst nur ein Hobby werden. Schließlich arbeitete der gebürtige Mescheder schon viele Jahre im Außendienst für verschiedene Firmen und war beruflich in Bonn, Düsseldorf und in Österreich unterwegs. Doch es kommt ja bekanntlich immer anders, als man denkt. Heute führt er das „Brazil“ am Winziger Platz bereits seit zwei Jahren und ist beruflich wie auch privat glücklich und zufrieden in seiner alten, neuen Heimat.

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Der Hennesee liegt uns zu Füßen. Haben Sie eine besondere Verbindung zum See?

Als Kind und Jugendlicher war ich bei der DLRG und erinnere mich gut an diverse Tage am See. Besonders spannend war es, wenn wir an der DLRG-Station übernachten durften. Heute bin ich noch Mitglied im Kanuclub und habe mein Kajak in Mielinghausen liegen. Wenn ich es einrichten kann, fahre ich gerne in der Morgensonne über den See. Dieses Jahr bin ich aber leider noch nicht allzu oft dazu gekommen.

Man kennt Sie hier ja schon recht gut. Was weiß der Mescheder denn noch nicht über Dennis Kramer?

Viele wissen wahrscheinlich nicht, dass ich zwar gebürtiger Mescheder bin, jedoch mit Anfang Zwanzig Richtung Rheinland gezogen bin und dort gearbeitet habe. Danach ging es weiter nach Wien und Tirol und um Haaresbreite wäre ich komplett dorthin ausgewandert. Letztlich hat es mich aber doch wieder in die Heimat gezogen - und ich fühle mich super wohl. Wir leben hier tatsächlich dort, wo andere Urlaub machen.

Dennis Kramer und Redakteurin Christina Schröer beim Seegespräch.
Dennis Kramer und Redakteurin Christina Schröer beim Seegespräch. © christina Schröer

Gab es mal einen anderen Plan im Leben, abseits der Gastronomie?

Ja, natürlich gab es den. Ich bin gelernter Kaufmann und habe fast zehn Jahre erfolgreich im Vertrieb gearbeitet. Das Brazil sollte ein Hobby werden, aber man muss als Inhaber eigentlich immer präsent sein und so wurde es zum Hauptjob. Ich find’s allgemein auch einfach super, was aus Meschedes Gastronomie geworden ist. Von der Bierkneipe, über Bistrokneipen wie das Schröjahrs bis zu guten Restaurants. Unser Konzept würde ich nicht einmal als perfekt bezeichnen, vielleicht ein wenig chaotisch, aber so kennt man mich hier (lacht).

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Ihre Bar trägt den Namen Brazil. Was hat denn die Hennestiege mit der Copa Cabana gemein?

Unsere Terrasse nennen wir ja nur „Hennebeach“ und wenn man dann noch das Rauschen der Henne hört...nein, Spaß beiseite. Das Lokal hieß ja schon immer so und das hat hier irgendwo auch Kult-Status. Wenn ich es umbenennen würde, würde die Leute sich trotzdem noch im Brazil verabreden, da bin ich mir sicher. Aber eine Gemeinsamkeit mit der Copa Cabana gibt es: Den Cachaca für unsere Caipirinhas importiere aus Brasilien, auch wenn ich sonst lieber regional beziehe.

Gleich neben ihrem „Henne-Beach“ wurde lange Zeit das Herum gebaut. Hatte das Einfluss auf ihr Lokal?

Die Bauphase war neben Corona die wirtschaftlich schwerste Zeit und absolut nervenaufreibend zugleich. Wir haben hier wirklich viel Laufkundschaft und profitieren nun davon. Und natürlich vom Tourismus.

Das Brazil ist aber auch bei Nachtschwärmern beliebt, wie wild geht es denn in Meschede zu?

Jo, das ein oder andere Mal wird es schon etwas wilder bei uns, das stimmt. Vor allem zur späteren Stunde sind wir im Moment häufig ausgebucht. Das ist corona-bedingt natürlich eine absolute Gratwanderung zwischen legal Spaß haben und Party machen. Da muss ich häufig Kindermädchen spielen und die Gäste bitten, sich auch mit steigendem Pegel an alle Corona-Regeln zu halten. Wir haben es auch schon mit einem Security-Dienst versucht. Das hat super geklappt, auch ohne, dass sich die Gäste in irgendeiner Art belästigt gefühlt haben. Aber das hat natürlich auch seinen Preis.

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Was macht denn am meisten Spaß im Umgang mit Gästen? Was geht gar nicht?

Ich liebe es, für meine Gäste als Gastgeber da zu sein, da liegen auch meine Stärken. Ich trage bei uns im Team nämlich zum Beispiel am schlechtesten das Tablett. Aber darum geht es meiner Meinung nach als Gastgeber auch nicht. Die Gäste haben bei uns eine schöne Zeit, sie werden unterhalten, trinken leckere Cocktails usw. Wir haben ein echt angenehmes Publikum und tolle Gäste, es sind so auch schon einige Freundschaften entstanden. In den letzten fast zwei Jahren hatte ich nur zwei oder drei Situationen, in denen ich letztlich bei betrunkenen Gästen von meinem Hausrecht Gebrauch machen musste.

Und trinkt man auch mal einen mit?

Ich glaube viele Gäste kennen mich an den Wochenenden nachts auch mal mit dem Glas Weißburgunder in der Hand. Da halte ich nichts von strengen Verboten, ich persönlich hasse es, wenn ich irgendwo ausgehe und den Eindruck einer „Systemgastronomie“ bekomme. Man kommt als Gast und geht als Freund, ich drücke den Gästen auch gerne mal einen flotten Spruch und bei uns wird abends geduzt, das ist mir auch schnurzpiepe, wer da sitzt. Mein Motto lautet da immer „Perfekt unperfekt“ und das kommt bei den Gästen auch an. So kommt es dann manchmal auch dazu, dass wir um 7 Uhr morgens Brötchen holen und zusammen mit Gästen noch am „Hennebeach“ frühstücken. So etwas verbindet und das sind häufig die schönsten Momente.

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Auch noch in zehn oder zwanzig Jahren?

Bist du jeck!? Nein Scherz, ich bin mir da nicht sicher, aktuell bin ich mit meinem Leben privat und geschäftlich sehr zufrieden und alles kann erst einmal so bleiben wie es ist. Ich würde mich freuen, wenn ich in zehn Jahren immer noch mit meinem jetzigen Team im Brazil stehe. Wir haben Spaß an der Arbeit und das ist gerade im Nachtgeschäft etwas, das auf die Gäste abfärbt. Dass wir in der Gastro nicht auf Stunden achten dürfen, ist jedem klar und dass wir teilweise von Donnerstag bis Sonntag nur drei bis vier Stunden in Summe schlafen, rechtfertigt sich so: Biege ich früh morgens müde und genervt auf den Winziger Platz ein und sehe meinen Laden, dann weiß ich, wieso ich es mache!