Reiste. Tierschützer von Peta kritisieren den Reister Markt. Die Landwirte dort sind überrascht von den Vorwürfen - und gehen selbst in die Offensive.

Aktivisten von Peta werfen den Veranstaltern des Reister Marktes Verstöße gegen den Tierschutz vor. Nach ihren Angaben hat die Stuttgarter Tierschutzorganisation deswegen Anzeige beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW erstattet. Beim Landwirtschaftlichen Verein Reiste ist man überrascht: „Warum kommen die Vorwürfe jetzt?“, fragt sich Vorsitzender Stefan Fuchte.

Euter mit Hochdruckreinigern gesäubert

Wegen Corona ist der Reister Markt samt Tierschau für dieses Jahr abgesagt worden. Beides hätte am 22./23. August stattfinden sollen. Peta bezieht seine Vorwürfe, die jetzt bekannt werden, auf den letzten Markt 2019. Der Verein fordert die Reister Landwirte als Organisatoren und die Gemeinde Eslohe auf, den Reister Markt 2021 ohne Tierschau durchzuführen – und ruft die Menschen auf, „sich gegen Tierquälerei auszusprechen und keine Märkte dieser Art zu besuchen“.

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Peta bezieht sich auf Fotos und ein Video mit Szenen von 2019.

Eines dere Fotos von Peta: Die Tierschützer kritisieren die prallen Euter, mit denen die Kühe in Reiste stehen. Für die Landwirte dagegen sei das üblich für eine Zuchtveranstaltung, sagen sie.
Eines dere Fotos von Peta: Die Tierschützer kritisieren die prallen Euter, mit denen die Kühe in Reiste stehen. Für die Landwirte dagegen sei das üblich für eine Zuchtveranstaltung, sagen sie. © Peta Deutschland

Demnach sollen Rinder am Nasenring gezogen worden sein, Tiere im Gesicht und an den Eutern mit Hochdruckreinigern gesäubert, Kühe über Stunden nicht gemolken, Rindern der Schwanz geknickt worden sein, Hühner seien in Kartons „gestopft“, Küken in der prallen Sonne gehalten worden sein: „Das sind nur einige wenige Beispiel für das Tierleid auf dem Reister Markt“, so Peta-Agrarwissenschaftlerin Lisa Kainz in einer Pressemitteilung.

Die Tiere hätten auch „immens“ unter den vielen Besuchern, der lauten Musik und den Zuchtbewertungen gelitten. Peta behauptet: „Es ist anzunehmen, dass viele Tiere die Strapazen auf dem Markt nicht überleben oder vorab aussortiert und getötet werden, weil sie nicht den gewünschten Zuchtkriterien entsprechen.“

Landwirte sind verwundert

Stefan Fuchte von den Reister Landwirten fragt sich, warum Peta sich nicht unmittelbar nach dem letzten Reister Markt gemeldet habe - „dann hätten wir ein Jahr Zeit gehabt, um etwas anders zu organisieren, wenn es tatsächlich Missstände gibt“. Als Verein wolle man nicht auf Peta reagieren, man werde aber mit dem Kreisveterinäramt darüber sprechen.

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Im Detail entkräftet Fuchte Vorwürfe von Peta. So sei das Säubern mit Hochdruckreinigern nicht verboten, beim Reister Markt erledige das Waschen ein Vorstandsmitglied vor der Schau für alle Tiere: „Es gibt immer Kühe, die das lieben und sich gerne abduschen lassen und andere, die das nicht mögen“, sagt Fuchte - das sei auf dem Bauernhof nicht anders.

„Keine Streichelveranstaltung“

Bullen müssten am Nasenring gezogen werden - „die sind mit ihrer Kraft sonst gar nicht zu kontrollieren“. Dass Kühe mit prallem Euter beim Reister Markt stehen, sei durchaus gewollt: „Das ist ja hier keine Streichelveranstaltung, sondern eine Zuchtschau“ - „das Wichtigste bei einer Kuh ist das Euter, und ein Interessent will das deutlich sehen und keinen faltigen Hautsack.“ Deshalb würden ja in Reiste auch Pferde im Traben gezeigt und wie sie harmonieren, damit man sich ein realistisches Bild machen könne.

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Gegen den möglichen Stress würden die Tiere im Vorfeld vorbereitet, auf Bauernhöfen werde das vorher geübt - teils auch mit Musik. Dass Tiere sich dann beim Markt immer umschauten, sei kein Stress – „Kühe sind von Natur aus neugierig, die schauen sich um. Für die ist das aufregend.“ Mit seiner realistischen Zuchtschau unterscheide man sich in Reiste von anderen Veranstaltungen, wo nur Rassen von Tieren demonstriert würden, sagt Stefan Fuchte.

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„Ein Auge darauf werfen“

Vertreter des Kreisveterinäramtes des Hochsauerlandkreises seien morgens bei der Tierschau immer dabei, jedes Tier werde einzeln kontrolliert, sagt der Vorsitzende. Jürgen Uhl, Sprecher des HSK in Meschede, betont, dass der Kreis als Tierschutz- und Tierseuchenbehörde die Tierschau jeweils genehmigen müsse - und das in der Vergangenheit auch ohne Beanstandung getan habe: „Wenn es Hinweise auf Defizite gibt, dann wird künftig ein Auge darauf geworfen“, sagt er. Vor der nächsten Genehmigung werde noch einmal darauf geachtet, dass der Tierschutz während der gesamten Veranstaltung eingehalten werde Überprüft würden Fotos und das Video nicht: „Das macht im Nachhinein wenig Sinn.“

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Übrigens: Beim Landwirtschaftlichen Verein steht der Termin für den nächsten Reister Markt fest - am 21. und 22. August 2021. Wieder mit Tierschau, wie es Tradition ist.

Einen Kommentar zum Thema gibt es hier: Reister Markt - was Peta dabei wirklich will