Meschede. Heiße Tage sind die Ausnahme im Sommer 2020, dem Wald geht es aufgrund von Dürre trotzdem sehr schlecht. Was muss passieren, um ihn zu retten?
Bis auf kleine Ausnahmen heißt es in diesem Sommer: Zu kalt, zu viel Regen, überwiegend kein Freibadwetter. Der Sommer 2020 hat seinen Stempel bereits aufgesetzt bekommen. Doch was sich für uns als Sommer mit typischem „Usselwetter“ anfühlt, kommt den Feldern gerade recht - und ist den Wäldern noch lange nicht genug.
Heiße, trockene Sommer
Zwei besonders heiße und trockene Sommer haben die deutschen Land- und Forstwirte in den Jahren 2018 und 2019 teils bis in die Verzweiflung getrieben. Besonders der Wald hat unter der Dürre gelitten. So sehr, dass der Sauerländer Fichtenbestand sogar droht, ganz zu verschwinden, wenn in den nächsten Jahren nicht deutlich mehr Regen fällt. „2018 hat es ja gefühlt fünf oder sechs Monate gar nicht geregnet. Um dieser Zeit entgegen zu wirken, müsste es eigentlich ebenso lange am Stück regnen“, erklärt Land- und Forstwirt Wilhelm Albers aus Frielinghausen.
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Das ist bis heute nicht geschehen. Um die hiesigen Getreidefelder wieder auf Kurs zu bringen, haben die Niederschläge in diesem Frühjahr zwar gereicht, im Wald herrscht jedoch noch immer Nachholbedarf. Fährt man auf der A46 von Meschede Richtung Arnsberg, kann man bei einem Blick nach rechts das Ausmaß der Katastrophe erahnen. Tote Bäume, riesige Freiflächen und bereits gestapelte Baumstämme bieten schon von Weitem einen Einblick in das Sauerländer Waldsterben.
Regen kommt nicht am Waldboden an
An dieser Stelle bewirtschaftet auch Wilhelm Albers einen Forstbetrieb, der nahezu vollständig zerstört ist. „Oft wird der Waldboden nach einem Regenguss nicht einmal nass“, berichtet der Land- und Forstwirt.
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Je nach Niederschlagsmenge halten die Blätter der Bäume dann das Wasser schon auf, bevor es dem Boden zugute kommen könnte. „Graben Sie mal zwanzig Zentimeter in den Waldboden, da kommen sie schon nicht mehr weiter, weil der Boden so trocken ist“, weiß Albers. Betroffen ist inzwischen das ganze Sauerland bis hin nach Ostwestfalen.
Sturm Friederike
Das Übel hatte bereits seinen Lauf genommen, nachdem Sturm Friederike im Januar 2018 großen Schaden in den deutschen Wäldern anrichtete und mehr Sturmholz hinterließ, als im Sommer aufgearbeitet werden konnte. „Hinzu kam dann der Borkenkäfer, der die umgestürzten Bäume, die nicht mehr von ihren Wurzeln versorgt werden konnten, zerstört hat“, nennt Wilhelm Albers den zweiten maßgeblichen Übeltäter für das Waldsterben neben der Dürre.
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In der Fachsprache beschreibt das die Wurzelkonservierung. Heißt, selbst umgestürzte Bäume, die genügend Wasser bekommen und noch Kontakt zu ihren Wurzeln haben, können sich durch die Produktion von Harz gegen den Borkenkäfer wehren. Damit Fichte und Co. auch in Zukunft das Sauerland bereichern, muss es also am besten einen ordentlichen Dauerregen geben.