Altenilpe-Sellinghausen. An diesem Wochenende hätte Altenilpe-Sellinghausen Schützenfest gefeiert. Das heißt auch: Keine Monsterrunde, kein Badespaß, keine Marschmusik.
Vom geselligen Zusammensein, Kuriositäten bis hin zur Monsterrunde. Gerne hätte die die Schützengesellschaft St. Sebastian Altenilpe-Sellinghausen auch dieses Jahr wieder ihr Schützenfest gefeiert. Die Gemeinschaft ist enttäuscht, so auch der erste Vorsitzende Markus Nagel (34). Es gibt dennoch einige Besonderheiten im Schützenwesen, so auch in Sellinghausen und Altenilpe, von denen der Verkäufer im Außendienst gerne erzählt.
Herr Nagel, wie viele Mitglieder haben Sie zurzeit und wie halten Sie Kontakt mit ihnen?
Markus Nagel: Aktuell haben wir 311 Mitglieder. Jedes Jahr sind circa 10 bis 15 Leute pro Schützenfest in unseren Verein eingetreten. Die Entwicklung ist sehr positiv. Ich denke vielen gefällt unser Schützenfest (lacht). Im Grunde ergibt sich der Kontakt in den kleinen Dörfern von allein, wenn sich die Leute auf der Straße begegnen. Die Absage haben wir per E-Mail-Verteiler weitergegeben.
Auch wenn das Schützenfest dieses Jahr nicht stattfindet. Was planen Sie momentan im Verein?
Ich hoffe, dass die zweite Generalversammlung im Oktober stattfinden kann. Wir würden an diesem Tag gerne die Jubilarehrung, die sonst im Rahmen des Schützenfestes erfolgt, nachholen. Nächstes Jahr wird es höchstwahrscheinlich, wenn es die Lage zulässt, ein Königstreffen geben, zu dem alle ehemaligen Majestäten eingeladen werden. Sonst wird es keine Alternativveranstaltungen geben.
Was war Ihr erstes Gefühl, als sicher war, dass das Schützenfest ausfällt? Wie hat die Dorfgemeinschaft reagiert?
Normalerweise freuen wir uns schon bereits den Tag nach dem Schützenfest schon auf das nächste Mal. Daher war die Enttäuschung groß. Wir haben mit Leuten gesprochen, die ebenso finanziell aufgrund der Absage leiden und wollten eine gemeinsame Lösung finden. Ein Schützenfest besteht aus einem Geben und Nehmen.
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Die Dorfgemeinschaft ist sicherlich enttäuscht, vor allem, weil auch noch andere Feste Corona bedingt ausfallen werden.
Wie sieht der Schützenfestablauf sonst bei Ihnen allgemein aus? Was werden Sie besonders vermissen?
Samstag wird im privaten Rahmen das Schützenfest morgens um 11 Uhr von der Dorfjugend mit Böllerschüssen eingeläutet. Dann geht es zur Schützenfestmesse, es folgen die Ehrungen und anschließend wird getanzt. Sonntag findet nach dem Antreten der große Festzug mit den Majestäten vorm Vorjahr statt, mit anschließendem Festabend. Montag geht es zur Vogelstange. Wenn der König und der Vize stehen, dann gibt es erneut einen zweiten Festzug gegen Spätnachmittag.
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In der Überbrückungszeit dazwischen kann es schon einmal nass werden, wenn sich viele Dorfbewohner privat zu Hause oder in der Dorfmitte treffen und kleine Pools aufbauen. Danach stehen alle wieder ordentlich mit schwarzer Hose und mit weißem Hemd im Festzug. Ja, dieses Jahr wird mir das alles fehlen, besonders das Gesellige.
Apropos besondere Schützenfest-Geschichten. Was war Ihr kuriosestes Schützenfest und warum?
2017 am Schützenfestwochenende stand der offizielle Geburtstermin meiner Tochter fest. Ich habe das Schützenfest tatsächlich einmal durch eine nüchterne Brille betrachten können. Selbst mit dem Moped bin ich zum Antreten gefahren, was schon ungewöhnlich war. Ich muss sagen, ich bewundere seitdem alle Menschen, die an Schützenfesten nüchtern bleiben wollen oder müssen (lacht). Für mich war das eine sehr kuriose, teils gruselige Erfahrung. Das Ende der Geschichte: Meine Tochter kam zwei Wochen später zur Welt.
Zum Schluss geht es um die Musik: Was ist das Besondere an Schützenfestmusik Ihrer Meinung nach? Bei welchem Schützenfestlied singen Sie laut mit?
Am Schützenfest wird Blas- und Marschmusik gespielt, die man sonst im Jahr nicht hört. Darum ist sie für mich etwas Besonderes – ich genieße sie zu hören. „Böhmischer Traum“ ist einer meiner Favoriten. Ich singe aber nur mit, wenn es niemand mehr mitbekommt (lacht).
Wann kommt in der Gemeinschaft Gesangs- und Feierstimmung auf?
Schöne Gesangsmomente gibt es allgemein immer gegen Sonntagabend zur „Monsterrunde“, zum wilden Tanz und Gesang. Der Musikverein Lyra stellt sich in einen Kreis und spielt einen Partykracher nach dem anderen. Alle anderen tanzen entweder in diesem Kreis oder auf Tischen und Bänken mit. Die Stimmung ist dann der Wahnsinn.
Mit Sicherheit wird dieses Jahr im privaten Rahmen gesungen und getanzt. Wie verbringen die Gemeinschaft und Sie jetzt die Tage alternativ?
Es wird sicherlich viele kleine private Gartenpartys geben. Ich selbst werde ein paar Bierchen mit meinem Stammtisch genießen und darauf hoffen, dass nächstes Jahr wieder alles normal wird.
Die Schützengesellschaft
Die Gesellschaft St. Sebastian Altenilpe-Sellinghausen wurde im Jahre 1924 gegründet. 80 Jahre lang - von 1843 bis 1923 - waren die Schützen aus Altenilpe-Sellinghausen Mitglied in der St. Hubertus Schützenbruderschaft Dorlar.
Auf Anregung des Altenilper Pfarrvikars und allgemeinen Wunsch der Ortseingesessenen bekamen sie ihr eigenes Fest.
Aktuell hat der Verein 311 Mitglieder.
Kaiserpaar 2019 - 2024 sind Guido und Elke Plett aus Sellinghausen.
Infos zum Verein unter: www.sellinghausen.de, Ansprechpartner: Markus Nagel, nagel.schmallenberg@freenet.de.
Königspaar 2019/2020: Matthias (Techniker bei einer Fertighausfirma) und Julia Hellermann (Kauffrau im Einzelhandel) (links) mit Vizepaar Michael Hellermann (Agraringenieur) und Denise Dicke (Erzieherin) (rechts).
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