Freienohl/Remblinghausen. Bestattungs-Trendwende: In Meschede gibt es neue Möglichkeiten, würdevoll bestattet zu werden, ohne Angehörige mit der Grabpflege zu belasten.

Sonntags die Familiengruft besuchen, sie regelmäßig neu bepflanzen, zu Allerheiligen ganz besonders schön herausputzen und mit Lichtern bestücken. So war es - nicht nur in Meschede - Jahrzehnte gang und gäbe. Doch die Bestattungskultur erlebt eine Trendwende. Vor allem pflegeleicht sollen die Gräber heutzutage sein.

Drei Urnenhaine in Meschede

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So entstand bereits vor fünf Jahren der erste Urnenhain auf dem Mescheder Nordfriedhof. Aufgrund der hohen Nachfrage sind nun sowohl auf dem Friedhof in Remblinghausen als auch auf dem Freienohler Waldfriedhof zwei weitere Flächen erschlossen worden, auf denen Urnen kreisförmig in Beeten unter Bäumen beigesetzt werden können. Voraussichtlich können dort ab dem 1. September die ersten Bestattungen stattfinden. „Auf zwei oder drei Tage kommt es natürlich nicht an“, weiß Meschedes Bürgermeister Christoph Weber.

Zehn Urnen finden dann an einem Baum Platz, halbrunde Namenschilder bilden wiederum einen Kreis um den Baumstamm. Innerhalb des Beetes dürfen Angehörige dann Blumen oder eine Kerze niederlegen, müssen sich jedoch nicht um die Pflege der Grabstelle kümmern.

Weniger Fläche benötigt

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„Wir nutzen jetzt die Flächen auf Friedhöfen für Urnenhaine, die sonst nicht mehr benötigt werden“, erklärt Heinz Hiegemann, Fachbereichsleiter Infrastruktur bei der Stadt Meschede. Durch den Wandel der Bestattungskultur blieb schlichtweg eine Menge zuvor kalkulierter Raum, der eigentlich für größere Gräber bestimmt war, ungenutzt. „Damals wurden die Friedhöfe eben noch auf Fläche konzipiert“, fügt Bürgermeister Christoph Weber hinzu.

Der Rückgang der herkömmlichen Bestattungsformen hat zur Folge, dass der Preis für die gewöhnliche Gruft steigt. Denn auf städtischen Friedhöfen herrscht das Umlageprinzip. Das bedeutet, dass das Grab für den Einzelnen immer teurer wird, wenn pro Jahr immer weniger Gräber verkauft werden. Mit der Erschließung der neuen Urnenhaine in Freienohl und Remblinghausen möchte die Stadt Meschede auch dieser Entwicklung entgegenwirken.

Der Urnenhain auf dem Friedhof in Meschede Remblinghausen.
Der Urnenhain auf dem Friedhof in Meschede Remblinghausen. © Stadt Meschede | Jörg fRÖHLING

Freienohler sind begeistert

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Jürgen Lipke, Vorsitzender des Bezirksausschusses Freienohl, begrüßt die Entwicklung in seinem Ort. „Der Urnenhain in Meschede-Nord ist für den Freienohler einfach nicht attraktiv als Grabstätte. Natürlich gab es hier und da auch Kritiker, aber auch die finden die neue Bestattungsform in Freienohl inzwischen super“, so Lipke.

In Zukunft soll der Urnenhain auch noch weiter verschönert werden. Bänke zum Verweilen und die ein oder andere Skulptur werden je nach Budgetlage nach und nach angeschafft.

Pflegeleichte Gräber

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Eine weitere pflegefreie Bestattungsmöglichkeit besteht zudem auf dem Mescheder Südfriedhof. Dort können Rasengräber gekauft werden, die für Menschen gedacht sind, die gern in einem Sarg bestattet werden möchten, jedoch den Angehörigen möglichst wenig Grabpflege zumuten wollen. Ein Grabstein erinnert dort an die Verstorbenen, der Rasen wird von der Stadt gepflegt. Für wen doch eine Feuerbestattung in Frage kommt, steht unter anderem das Kolumbarium in Wehrstapel, eine Urnenwand, zur Verfügung. In einer kleinen Kapelle kann dort der Toten gedacht werden.

Bei der Stadtverwaltung vermutet man, dass es zukünftig immer mehr Menschen gibt, die sich von traditionellen Bestattungsformen verabschieden und für sich oder ihre Angehörigen den Urnenhain oder ähnlich pflegeleichte Gräber wählen. „Wir können natürlich nicht überall alles anbieten, ich bin mir aber fast sicher, dass es in Zukunft auf allen städtischen Friedhöfen solche Angebote geben wird“, so Weber.

  • Ein Urnengrab in einem der drei Urnenhaine in Meschede kostet aktuell 1485 Euro. Die Pflegegebühr liegt für 20 Jahre bei 975 Euro, das macht einen Grab-Gesamtpreis von 2460 Euro.
  • Im Vergleich kostet ein normales Urnenreihengrab im Gemeinschaftsfeld 1105 Euro, die Pflegegebühr beträgt ebenfalls 975 Euro, so dass sich ein Gesamtpreis von 2080 Euro ergibt.