Meschede. Cassandra Vollmer macht eine Ausbildung zur Fleischereifachverkäuferin und spricht darüber, warum sie so für ihren Beruf brennt.
Sie berichtet voller Freude über ihren Ausbildungsberuf und räumt mit Klischees auf: Cassandra Vollmer ist 18 Jahre jung und seit einem Jahr Auszubildende bei der Fleischerei Brüggemann in Meschede. Ursprünglich wollte sie Kosmetikerin werden, nun ist sie auf bestem Wege, sich bald Fleischfachverkäuferin nennen zu dürfen. Von den Auswirkungen des Tönnies-Skandals bekommt sie im Berufsalltag wenig mit.
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Kurz bevor sie vor zwei Jahren ein Praktikum als Kosmetikerin beginnen wollte, kam plötzlich der Sinneswandel. „Meine Mutter hat sich früher auch schon für den Beruf als Fleischereifachverkäuferin interessiert und als ich dann noch eine Reportage darüber im Fernsehen gesehen habe, hab ich das anstehende Praktikum als Kosmetikerin kurzerhand abgesagt“, berichtet Cassandra Vollmer. Stattdessen hat sie sich um eine Stelle bei der Fleischerei Berghoff in Meschede-Berge bemüht. Dort wird noch selbst geschlachtet. Sie entdeckte die Liebe zum Beruf und knüpfte mit einem weiteren Praktikum bei der Fleischerei Brüggemann an, wo sie nun seit einem Jahr die Ausbildung zur Fleischerei Fachverkäuferin absolviert.
Beruf ist vielfältig
Während Cassandra Vollmers Mutter den Berufswunsch ihrer Tochter gleich begrüßte, kam im Freundeskreis zunächst Unverständnis auf. „Meine Freunde hätten es wohl schöner gefunden, wenn ich Kosmetikerin geworden wäre“, berichtet sie von den ersten Reaktionen ihres Umfelds, „doch als ich ihnen erzählt habe, was alles hinter dem Beruf der Fleischfachverkäuferin steckt, fanden sie es doch ganz gut und konnten meine Entscheidung nachvollziehen.“
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Fleischerei-Meister Franz Brüggemann erklärt, dass sich das Tätigkeitsfeld von Cassandra Vollmer in drei Bereiche aufteilt: „Metzgerei, Küchenbetrieb und Verkauf. Dazu gehört dann auch das Vorbereiten von Caterings für Hochzeiten oder Geburtstage.“ Ihm ist es wichtig, dass die Vielseitigkeit des Berufs erkannt wird. Viel zu häufig würde dem Beruf der Fleischfachverkäuferin ein zu niedriger Stellenwert zugestanden. Das zeigt sich auch im schwindenden Interesse an Ausbildungsstellen. War es früher noch möglich, den Beruf an Schulen in Meschede und Arnsberg zu erlernen, muss Cassandra Vollmer heute zweimal die Woche bis nach Dortmund fahren. Anderthalb Stunden ist sie für eine Strecke unterwegs.
Kunden kennen Qualität
Das macht der 18-Jährigen aber nur wenig aus. Sie hat bei der Fleischerei Brüggemann ihre Berufung gefunden. Auch die aktuellen Diskussionen um Tierhaltung und Fleischkonsum aufgrund des Corona-Ausbruchs beim Schlachthof Tönnies beeinflussen sie da nicht. „Am meisten Spaß macht es mir, unsere Stammkunden zu sehen und zu beraten, aber auch ständig neue Leute kennenzulernen“, berichtet sie. Fragen nach der Herkunft des Fleisches hätten bei Brüggemann zudem kaum zugenommen: „Unsere Kunden wissen meist seit Jahren, wo unser Fleisch herkommt und um die Qualität“, erklärt Inhaber und Fleischermeister Franz Brüggemann.
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Fleisch, das er anbietet, stamme stets von seinem langjährigen Lieferanten aus dem Sauerland. „Ich glaube auch, dass die Menschen gerade durch den Tönnies-Skandal erst recht bei Fleischereien einkaufen und eher Discounterfleisch meiden“, schätzt Cassandra Vollmer die Lage ein. Sie und ihre Familie hätten schon immer auf die Herkunft ihres Fleisches geachtet. Seit sie in der Ausbildung ist, sogar noch konsequenter. Für sie kommt es nicht mehr in Frage, Fleisch beim Discounter einzukaufen.
Diese Einstellung schätzt auch Franz Brüggemann, der sich über den motivierten Nachwuchs in seiner Fleischerei freut: „Es ist natürlich immer schön, wenn sich interessierte junge Menschen wie Cassandra sich von sich aus bei uns melden. Und wenn man dann hört, dass sie sich hier wohlfühlen und zufrieden sind, ist das wirklich toll.“ So strebt Cassandra Vollmer nun erst einmal ihren Abschluss als Fleischereifachverkäuferin an - dass es für sie in der Branche irgendwann noch als Fleischergesellin oder sogar -meisterin weitergeht, möchte sie aber nicht ausschließen.
Weiterbildungsmöglichkeiten in der Fleischer-Branche:
- Als Fleischer(in) kann man sich zum Fleischtechniker oder zum Meister ausbilden lassen.
- Der Meister ermöglicht dann sogar ein Studium im fachbezogenen Bereich auch ohne Abitur.
- Als Fachverkäufer(in) kann man den Verkaufsleiter oder alternativ mit dem Handelsfachwirt eine kaufmännische Richtung einschlagen.
- Recht neu in der Branche ist die Zusatz-Qualifikation des Fleisch-Sommeliers. Er ist eine Art Genussführer für Fleisch, der sich mit Tierarten, Rassen, dem Einfluss von Fütterung und Fleischreifeverfahren auf den Geschmack auskennt und zum Beispiel auch speziellere Fleischzuschnitte beherrscht.