Schmallenberg. Die gegenseitige Rücksichtnahme aus der Corona-Anfangszeit scheint verflogen. Den Kreis Gütersloh erreicht ein Shitstorm. Ein Kommentar.
Von Alexander Lange
Was bedeutet eigentlich Stigmatisierung? Jemanden zu stigmatisieren heißt, ihn anhand offenkundiger Merkmale zu kategorisieren, negativ zu bewerten und Randgruppen zuzuordnen - ohne, dass sich dieser dagegen wehren kann.
Körperliche Einschränkungen können zu Stigmatisierungen führen, genauso wie zum Beispiel unterschiedliche Bildungsniveaus oder persönliche Leidenschaften. Und inzwischen offenbar auch Autokennzeichen.
Bei GT klingeln die Alarmglocken
Wenn ich auf der Autobahn unterwegs bin, dann schaue ich auch immer gerne auf fremde Kennzeichen. Aus reiner Neugier, woher der Kollege oder die Kollegin vor mir wohl kommt.
Den Schlager von Henry Valentino umgedichtet hieße es dann wohl: „Im Wagen vor mir fährt ein Gütersloher. Isst bei Tönnies und ist infiziert. Will uns alle verseuchen, könn’ wir hier nicht gebrauchen. Ich hoffe der fährt jetzt schnell wieder nach Haus’.“
Einkaufshilfen für Risikogruppen
Glauben die Menschen denn wirklich, dass alleine ein Auto aus dem Kreis Gütersloh das Corona-Virus auf vier Rädern ist? Die Seuchenschleuder mit Verbrennungsmotor?
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Ich erinnere mich noch gut an die ersten Wochen der Corona-Krise. Vereine, Kegelclubs und Co. schlossen sich zusammen, gründeten Einkaufshilfen für Risikogruppen und starteten herzerwärmende Aktionen vor Altenheimen. Alle zusammen, jeder für jeden, egal wie alt und woher. Abends wurde sogar vom Balkon für die Corona-Helden geklatscht.
Zusammenhalt, Rücksicht, Nächstenliebe - die großen Taten der Corona-Krise. Gemeinschaftlich und gestärkt aus der Krise gehen, ist das schon wieder dahin?
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