Schmallenberg. René und Kathrin Gast machen Urlaub im Sauerland. Ihr Auto ist im Kreis Gütersloh zugelassen. Wie sie die Corona-Diskriminierungen erleben.
René und Kathrin Gast sind Bielefelder und machen zur Zeit Urlaub im Sauerland. So weit, so gut, so unproblematisch. Wäre da nicht das Autokennzeichen, sagt René Gast. Denn der Wagen ist auf die Schwiegereltern zugelassen. Und die leben in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh.
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Heimat von Fleisch-Riese Clemens Tönnies und aktueller Corona-Brennpunkt. Deshalb haben die beiden Schilder in ihre Heckscheibe geklebt. „Richtig: Dieses Auto ist im Kreis Gütersloh zugelassen, aber wir wohnen in Bielefeld“, steht darauf geschrieben.
Eine reine Vorsichtsmaßnahme, sagt Gast. Denn auch er hat natürlich von den Diskriminierungen gegenüber den Güterslohern gehört: „Da hat es zerkratzte Autotüren und aufgestochene Autoreifen gegeben. Es gibt wohl diverse Probleme, das ist schon heftig.“
Sorge um Fahrt ins Sauerland
In einigen Urlaubsregionen wurden Gäste aus dem Kreis Gütersloh sogar wieder nach Hause geschickt. Aus Sorge um die Gesundheit und Angst vor dem Corona-Virus: „Wir selber hatten zum Glück noch keinen Ärger mit dem Kennzeichen. Vielmehr bleiben Leute an unserem Auto stehen und lesen sich die Schilder durch.“
Lange haben sich die beiden gesorgt, ob sie aufgrund des Gütersloher Lockdowns überhaupt in den Urlaub fahren können: „Es wäre ja sogar denkbar gewesen, dass es einen Lockdown für ganz Ostwestfalen gibt und dann wären wir als Bielefelder natürlich auch dran gewesen.“
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Über das Ausmaß der Diskriminierungen seien die beiden dennoch geschockt gewesen. Genauso über des Ausmaß der Infektionen in der Firma Tönnies. Die Firmenpolitik und die Lage der Werksarbeiter seien schon länger umstritten gewesen: „Man hätte das aber vielleicht eher erkennen können. Ein bisschen sehe ich da auch ein Versagen der Politik.“
Der Skandal werde auf jeden Fall in Erinnerung bleiben. Gast selber arbeite in der Digitalbranche, den Begriff des Shitstorms kenne er nur zu gut. Die Firma Tönnies habe spätestens jetzt einen Image-Schaden.
Keine dauerhafte Stigmatisierung
Trotzdem erwartet Gast keine dauerhafte Stigmatisierung des Kreises: „Es gibt auch andere Problemregionen und wenn im Herbst eventuell eine zweite Welle kommt, dann wird es vielleicht eine andere Region treffen. Das wird in Erinnerung bleiben, aber Gütersloh wird nicht immer der Corona-Kreis sein.“
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In Schmallenberg ist die junge Familie viel unterwegs, ihre Unterkunft haben sie in Lennestadt auf dem Heinemanns Hof: „Unsere Tochter reitet total gerne und uns gefällt es im Sauerland einfach gut. Man muss gar nicht nach Österreich oder Bayern fahren, auch hier im Sauerland ist die Landschaft wunderschön. Wenn man aus Ostwestfalen kommt, dann ist das hier wie in einer anderen Welt. Und man muss dafür nur zwei Stunden fahren.“
Um die ganze Welt zu fliegen, das braucht die junge Familie nicht. Man sei froh, einfach einmal rauszukommen.
Corona-Hass auf Kreis Gütersloh: Wo bleibt der Zusammenhalt? Ein Kommentar.