Schanze. 1942 stürzt ein britischer Bomber über Schanze ab. Drei junge Männer sterben. Fast 80 Jahre später findet ein junger Schmallenberger Teile davon.
Fast 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges ist in Schanze ein Relikt aus dieser Zeit aufgetaucht: Ein junger Mann findet Überreste eines abgeschossenen Bombers, drei Männer starben bei dem Absturz, sie waren ungefähr so alt wie er.
Franz Krämer ist Auszubildender zum Forstwirt beim Landesbetrieb Wald und Holz. Bei der Arbeit in einem Windwurf-Gebiet zwischen Kyrillpfad und Heidenstock wundert sich der 20-Jährige, dass es an einer Fichte, die er gerade aufarbeiten will, so seltsam blinkt. „Der Baum war rund 80 Jahre alt und beim Sturm Sabine umgeworfen worden“, berichte der Schmallenberger. Er zieht unter dem Wurzelteller drei Teile aus Aluminium hervor, das größte etwa 50 Zentimeter breit und zwei Meter lang, alle mit Nummern versehen.
Flugwarte in Oberkirchen
Der junge Mann denkt sofort an die Tragflächen eines Flugzeugs. „Mein Opa stammt aus Schanze und von ihm wusste ich, dass irgendwo hier oben im Jahr 1942 ein britischer Bomber abgestürzt ist.“ Die Teile waren leicht zu transportieren und so schaffte er sie im Auto erstmal nach Hause und informierte Michael Keuthen. Der Oberkirchener Ortsheimatpfleger konnte weiterhelfen: In seinem Heimatort befand sich im Zweiten Weltkrieg die Flugwarte. „Er wusste, dass es Aufzeichnungen über den Bomberabschuss gab.“
Zusätzlich hatte im Handirk, dem Grafschafter Heimatblatt, vor einigen Jahren Peter Schneider aus Erndtebrück einen Aufsatz zu dem Absturz verfasst. Das wiederum wusste Hans-Robert Schrewe und konnte die Kontaktdaten weitergeben.
Luftangriff auf Essen
So erfuhr der Franz Krämer die Details: Am 10. April 1942 fand ein alliierter Luftangriff auf Essen statt. Das Flächenbombardement sollte vor allem die deutsche Zivilbevölkerung demoralisieren sowie die Infrastruktur und die Rüstungsindustrie zerstören. Nachts flogen die Flugzeuge der britischen Royal Air Force, tagsüber übernahm die amerikanische US Air Force die Einsätze.
Der britische Bomber vom Typ Hampden, kam vom Kurs ab und stürzte, wahrscheinlich von der Flak getroffen, am Heidenstock ab. Von den vier Besatzungsmitgliedern überlebte nur der britische Bordfunker, Sidney Rickhard. Er klopfte schwer verletzt bei Förster Hergelsberg ans Forsthaus in Schanze. Auch die übrigen Flieger waren alle etwa so alt wie Franz Krämer heute gewesen: der Australier Henry Charles Weeks war 20, der Brite David Huntly Johnson 22 und der Neuseeländer Maurice Young Kennedy 20 Jahre alt, als sie starben.
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„Klar, darüber habe ich schon nachgedacht“, sagt der 20-Jährige Schmallenberger. Für ihn sind deshalb seine Fundstücke auch keine Trophäen. „Man darf nicht vergessen, das war ein Flugzeug, das am Himmel geschwebt ist. Beim Absturz sind Menschen gestorben.“ Er würde die Teile deshalb gern einem Museum übergeben, wo sie dann auch historisch eingeordnet werden.
Übersetzung für Briten
Am 13. Mai fand Franz Krämer die Flugzeugteile.
Die Nummern schickte er auch nach England an das „International Bomber Command Centre“ in Lincoln. Anfang Juni erhielt er von dort die Bestätigung, dass die gefundene Teile tatsächlich zu dem abgestürzten britischen Bomber gehören.
Franz Krämer hat versprochen, den Bericht aus dem Handirk für die Briten zu übersetzen.