Bestwig. Nach 111 Jahren endet in wenigen Tagen die Geschichte des traditionsreichen Blumenhauses Droste in Bestwig. Bei den Inhabern schwingt Wehmut mit.
Es sind nur noch wenige Tage, dann geht an der Bundesstraße in Bestwig eine lange Firmengeschichte zu Ende. Nach 111 Jahren und 3 Generationen wird das traditionsreiche Blumenhaus Droste am 30. Juni schließen. Wenn Dagmar und Martin Droste an diesem Tag zum letzten Mal den Schlüssel umdrehen, endet damit auch ein Kapitel der Familiengeschichte. Ein ziemlich großes Kapitel.
Die erste Gärtnerei im oberen Ruhrtal
Begonnen hat es exakt am 22. Oktober des Jahres 1909. Die Gärtnerei, die Martin Drostes Großvater Ferdinand damals gründete, war die erste im oberen Ruhrtal. In ihren Anfängen war sie noch auf dem Gelände hinter Arnos Deele in Velmede untergebracht.
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Der Umzug an den heutigen Standort an der Bundesstraße in Bestwig ist im Jahr 1927 erfolgt. Gleichzeitig begann der kontinuierliche Aufbau von Betriebsgelände und Gewächshäusern. 1961 wurde die Gärtnerei durch die zweite Generation von Ferdinand Droste Junior übernommen. Die heutigen Inhaber Martin und Dagmar Droste leiten Blumenfachgeschäft und Gärtnerei seit 1979.
Viele nette Begegnungen
Dagmar Droste hat nicht gezählt, wie viele Sträuße sie gebunden, wie viele Hochzeiten und Trauerfälle sie begleitet hat. Was nach 41 Jahren hängen bleibt, seien vor allem die Erinnerungen an die vielen netten Begegnungen im Laufe dieser langen Zeit. „Die vielen lieben, treuen Stammkunden aus der Gemeinde und dem Umkreis sowie die vielen interessanten, unverhofften Begegnungen mit Menschen, die von der stark befahrenen B7 herein schneiten“, sagt Dagmar Droste. „Ja, die Bundesstraße“, ergänzt Martin Droste und lächelt. „Man könnte sicherlich ein Buch darüber schreiben, was wir hier alles erlebt haben.“
Für sie sei die Bundesstraße in all den Jahren immer so etwas wie Fluch und Segen gleichzeitig gewesen. Sie war immer eine Lebensader, die den Drostes auch viele spontane Kunden aus den verschiedensten Gegenden und Ländern beschert hat. Wie zum Beispiel den Geschäftsmann aus Paris, der immer wieder auf dem Weg vom Dortmunder Flughafen zur Firma nach Brilon oder spätestens auf dem Rückweg mit seinem Mietwagen Halt machte, um sich schöne Dinge mitzunehmen. „Er wurde zu einem gern gesehenen Stammkunden, für den die Einkäufe immer sehr gut verpackt wurden, damit sie auch im Koffer den Flug überstanden“, sagt Dagmar Droste und lacht.
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Weltoffen und kulturell interessiert waren Martin und Dagmar Droste seit jeher. Dieser Wesenszug hat das Geschäft mitgeprägt. Sei es durch die African Art Ausstellung, mit der das Blumenhaus im Jahr 2000 im Treibhaus-Garten mehrere Wochen in eine andere Kultur entführte oder darauf folgend das große Asia-Angebot mit ausgefallenen Keramikgefäßen, Figuren und Buddha-Statuen. Die Drostes haben sich immer wieder etwas einfallen lassen, um den Kunden Neues zu bieten.
Kabarett im Gewächshaus
Gern erinnert sich Martin Droste daran, als eines seiner Gewächshäuser zum Veranstaltungssaal wurde. Sogar zwei Mal. In Kooperation mit Kultur Pur fand in den Jahren 2005 und 2009 jeweils ein Kabarettabend mit Künstler Wiglaf Droste statt (übrigens weder verwandt oder verschwägert mit der Familie Droste). „Das waren tolle Abende“, sagt Martin Droste. Beide Male gab es keinen einzigen freien Platz mehr in seinem Gewächshaus. Blumen Droste war eben immer ein bisschen mehr, als nur ein Blumenhaus mit Gärtnerei. Nicht zuletzt wurden auch private Feste gerne im Gewächshaus gefeiert.
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Mit Schrecken hingegen denken Martin und Dagmar Droste an die Zeit des Rückbaus der B7 zurück. Eine Dauerbaustelle direkt vor dem Geschäft. Seitdem gab es jede Menge Unfälle und abgefahrene Spiegel in unmittelbarer Nähe des Blumenhauses. Einer der Unfälle war besonders schlimm: 2007 erleidet in der Baustelle ein Autofahrer einen Zuckerschock, kommt von der B7 ab, rammt die Treppe zum Geschäft und fährt die gesamte Auslage vor dem Betrieb über den Haufen. „Nur ein paar Sekunden zuvor hatten dort noch Kunden gestanden“, sagt Dagmar Droste und möchte sich nicht ausmalen, was alles hätte passieren können.
Ein bisschen Wehmut
Ein bisschen Wehmut schwingt schon mit, in diesen letzten Tagen, sagen Martin und Dagmar Droste, die den Betrieb aus Altersgründen aufgeben. Gleichzeitig aber auch ein bisschen Vorfreude auf das, was kommen wird. Denn viele Jahre haben die beiden private Interessen für ihr im wahrsten Sinne des Wortes „florierendes Geschäft“ hinten angestellt und in den Saisonzeiten oft an sieben Tagen in der Woche gearbeitet. Gern hätten die Drostes ihren Betrieb an einen Nachfolger übergeben. Leider hat sich dafür niemand gefunden.
- Mehr als 20 junge Menschen hat das Blumenhaus Droste unter der Führung von Dagmar und Martin Droste seit dem Jahr 1979 im Bereich Gärtnerei und Floristik ausgebildet.
- Schwerpunkte des Betriebs waren neben dem Gärtnereibetrieb die Floristik, Dauergrabpflege, die Ausbildung von Floristen und Gärtnern, der Fleurop-Service (seit 63 Jahren), ein qualitativ hochwertiges Angebot an Schnitt- und Topfblumen sowie ausgewählte Wohnaccessoires.
- Bereits seit Wochen läuft der Räumungsverkauf, der noch bis zum 30. Juni fortgesetzt wird