Meschede. Mietzahlungen eingestellt, Geschäfte zeitweise geschlossen: Corona hat den Henne-Ruhr-Markt in Meschede getroffen. So geht es dort weiter.

Inzwischen dürfen auch die Märkte im Henne-Ruhr-Markt wieder öffnen. Betreiber Axel Funke, Vorstandsvorsitzender der Fokus Development AG in Duisburg, schildert seine Erfahrungen in der Corona-Krise.

Oft sah es in den vergangenen Tagen leer aus am Henne-Ruhr-Markt. Inzwischen haben die Läden wieder geöffnet - und zwar auch die größeren wie H&M und Kult.
Oft sah es in den vergangenen Tagen leer aus am Henne-Ruhr-Markt. Inzwischen haben die Läden wieder geöffnet - und zwar auch die größeren wie H&M und Kult. © Jürgen Kortmann

H&M und Kult durften zuletzt wegen ihrer Größe nicht öffnen. Konnten Sie das nachvollziehen?

Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht verstanden habe, was diese 800-Quadratmeter-Grenze sollte. Natürlich sorgen große Märkte für mehr Besucherandrang in den Städten – ich glaube, es kam darauf an, dass zu vermeiden. Wenn ich Großstädte wie Duisburg und Essen sehe, dann ist da schon wieder ziemlich viel los. Aber in Städten wie Meschede fällt es doch viel leichter, die Abstandsregeln einzuhalten. Ich glaube, man hätte in kleineren Städten deshalb problemlos auch die größeren Geschäfte sofort wieder öffnen können.

Bedeutet Corona nicht große finanzielle Einbußen jetzt?

Ja. Das ist so. Es gibt eine ganze Reihe von großen Unternehmen, die die Mietzahlungen generell eingestellt haben. Das finden wir als mittelständisches Unternehmen natürlich nicht schön. Da muss man sich mit auseinander setzen. Aber ich bin kein Freund des Gejammers – es ist immer noch besser, in der Coronazeit ein Unternehmer in Deutschland zu sein als anderswo. Ich glaube, wir werden das solidarisch hinbekommen. Ich hoffe darauf, dass die Leute in Meschede verstehen, dass die Zeit nach Corona bedeutet, die heimische Wirtschaft zu unterstützen. Zuletzt konnte ich verstehen, dass die Leute von zuhause ihre Besorgungen machten: Das war schon sinnvoll zur Eindämmung des Virus.

Man hört von Kaufleuten, die befürchten, immer mehr Leute wandern dauerhaft ins Internet ab. Teilen Sie die Sorge?

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Das kann natürlich niemand ausschließen. Andererseits haben auch große Internethändler wie Zalando große Verluste. Ich glaube, im Moment profitiert keiner davon. Ich denke, dass die Menschen sehr wohl einschätzen können, wie wichtig gesellschaftliche Solidarität ist. Und zu dieser Solidarität gehört eben auch der Einkauf im Laden - und nicht im Internet.

Sie haben also Hoffnung für die Zeit nach Corona?

Ja, natürlich! Wir sollten nicht verkennen, dass wir nach dem Ersten Weltkrieg mit der Spanischen Grippe jetzt erst zum zweiten Mal die Erfahrung mit einer Epidemie machen. Und wir haben es in ein paar Wochen doch geschafft, diese Epidemie in den Griff zu bekommen. Wenn wir jetzt weiter zusammenhalten, dann können wir auch weitgehend in das normale Leben zurückkehren. Und dazu wird dann auch wieder gehören, einzukaufen und in der Stadt einen Kaffee zu trinken. Unsere Geschäfte werden dann auch fit genug sein, dass die Hygienevorschriften eingehalten werden. Deshalb wird es dann auch keinen Grund geben, seine Einkäufe im Internet zu erledigen.

Was glauben Sie, wie lange es dauern wird, bis man zur Normalität zurückkehren kann?

Ich denke, die Geschäftsöffnung jetzt ist ein wichtiger erster Schritt. Ich hoffe, dass wir dann auch schnell mit dem Thema Fitness weitermachen können, und das Fitnessstudio im Henne-Ruhr-Markt wieder öffnen kann: Sich fit zu halten und Sport zu treiben, stärkt schließlich auch die Gesundheit. Da gibt es schließlich auch viele Möglichkeiten, die Hygienevorschriften einzuhalten – mit mehr Abstand und einigen Geräten weniger. Das würde die Besucher dann auch kaum Einschränkungen haben. Ich würde mir schon wünschen, dass es im Mai wieder losgeht.

Finanziell müssen Sie sich keine Sorgen machen?

Natürlich mache ich mir Sorgen. Wir wissen alle nicht, wohin die Reise geht. Wirtschaft ist immer zu 50 Prozent Psychologie: Ich glaube, den ersten Schock haben wir jetzt alle verdaut. Jetzt kommen die ersten Lockerungen. In Duisburg beobachte ich, dass die Stadt schon wieder deutlich voller geworden ist. Insofern denke ich, wir sollten uns nicht verängstigen lassen. Mit der entsprechenden Vorsicht werden wir unser Leben weiterleben können.

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Auf einen Mieter für das eine leerstehende Ladenlokal im Henne-Ruhr-Markt wird man jetzt wohl doch noch länger warten müssen, oder?

Die Frage erübrigt sich gerade, völlig klar. Solange ich nicht weiß, wann ein Laden überhaupt wieder dauerhaft aufmachen kann, erübrigt sich das alles. Wir waren in der Tat in den Gesprächen für eine Vermietung sehr gut vorangekommen: Es ist sehr schade, dass Corona dazwischen gekommen ist. Sonst hätte ich sicher heute einen Namen nennen können. Das ist aufs Eis gelegt. Ich sehe auch nicht, dass wir vor Mai die Gespräche überhaupt wieder aufnehmen können. Die Unternehmen haben gerade anderes zu tun: Die beschäftigen sich mit ihren bisherigen Standorten, mit Hygienevorschriften. Das ist im Moment wichtiger. Die Zeit müssen wir abwarten.

Glauben Sie, dass es künftig schwieriger wird, Händler zu finden? Wird die Hemmschwelle, sich selbstständig zu machen, höher?

Nein, das glaube ich nicht. Ehrlicherweise muss man da doch in die Geschichte schauen! Die letzte Pandemie war 1918, 1919. Das ist 100 Jahre her! Das sollte bei einer geschäftlichen Entscheidung keine Rolle spielen. Sollte so etwas wie Corona irgendwann in 20 Jahren wiederkommen, dann haben wir dann auch Erfahrungen, wie damit umzugehen ist. Dann sind wir besser vorbereitet.

Bekommen Sie eine Form von Unterstützung in dieser Zeit?

Wir haben als Unternehmen noch keinen Antrag gestellt. Wir behalten uns das vor, je nachdem, wie lange und in welchen Auswirkungen die Corona-Problematik noch zu spüren sein wird.