Meschede. Die Mobilfunk-Versorgung im Ruhrtal in Meschede soll besser werden. Dafür plant die Telekom einen neuen Funkmasten. Die Lage hat es in sich.
Bildlich gesprochen ist es ein sehr großer saurer Apfel, in den die Stadt beißen muss. Denn zur Verbesserung des Mobilfunknetzes in der Kernstadt soll ein neuer Funkmast entstehen – der wird aber 30 Meter hoch und würde sich in prominenter Lage von Meschede befinden.
Der Ausschuss für Stadtentwicklung soll am Donnerstag entscheiden, ob er dieses Grundstück dafür hergeben und verpachten will. Denn ausgeschaut dafür hat sich die Deutsche Telekom ausgerechnet das Freibad in Meschede. An der nordwestlichen Ecke der Liegewiese soll der Funkmast aufgebaut werden. Die geplante Höhe von 30 Metern entspricht damit der sechsfachen Höhe des Sprungturms im Freibad.
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Optisch kein Gewinn
Optisch wird die Stadt dadurch nicht gewinnen, das weiß auch Bürgermeister Christoph Weber: „Die Dinger kann man nicht schönreden.“ Zuletzt ist gerade in Frenkhausen am Rand des Stadtgebietes ein Funkmast aufgebaut worden: Der ist 35,5 Meter hoch.
Weber sagt: „Ich kann jeden verstehen, der keinen Masten in der Nähe haben möchte.“ Und jetzt trifft es die Kernstadt. Der neue Mast würde hier allerdings auch die Grundsätze erfüllen, den die Stadt für die Planung solcher Anlagen aufgestellt hat: Die erforderlichen 100 Meter Abstand zu sensiblen Einrichtungen und Wohngebieten würden eingehalten.
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Das Dilemma der Stadt ist: Der Mast ist hässlich, hoch und sichtbar, aber das Mobilfunknetz in Meschede darf gerne besser werden. Ausreichende Datenkapazität wird inzwischen als Standortvorteil erkannt. „Wir können nicht immer fordern – und dann sagen, an dieser Stelle gefällt es uns aber nicht, wenn etwas gebaut wird, was zur Verbesserung der Situation dient“, sagt der Bürgermeister.
Keine Gesundheitsgefahren für Badegäste
Begrenzen möchte die Stadt zumindest die Höhe des Masten auf 30 Meter. Nach Meinung der Telekom ist das auch ausreichend. Allerdings wird der Mast von einer Schwesterfirma gebaut, die auch die anderen Netzbetreiber wegen einer möglichen Mitnutzung anfragt. Daher könnte ein höherer Mast technisch erforderlich sein – als Flächeneigentümerin kann die Stadt das aber ablehnen.
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Gesundheitsgefahren im Freibadbetrieb sieht die Stadtverwaltung nicht. Ein ausreichender Sicherheitsabstand ist gesetzlich vorgeschrieben. Die Stadt betont durchaus, dass es in der Innenstadt sehr wohl auch Antennenanlagen direkt auf Wohn- und Geschäftshäusern gebe. Sorgen vor einer Strahlenbelastung will der Bürgermeister nicht abtun: Er hofft darauf, dass durch die neue Anlage alte Frequenzen abgeschaltet würden.
Versorgung im Ruhrtal
Die Telekom war bereits im September 2019 auf die Stadtverwaltung zugekommen, weil sie das Mobilfunknetz in der Kernstadt mit einem neuen Standort ergänzen wollte. Gesucht wurde ein möglicher Platz zwischen Laer und der Antoniusbrücke. Die nächst gelegenen Anlagen liegen erst auf dem Langeloh, am Winziger Platz und am Bauhof in Enste.
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Der neue Mast soll die Versorgung im Ruhrtal deutlich verbessern. Mit dem Ausbau des 5-G-Netzes hat der Mast unmittelbar nichts zu tun, er könnte aber auch Antennen dieser Technologie aufnehmen. Ein bisschen stellt die Stadtverwaltung auch einen Zusammenhang mit Erfahrungen mit Corona her: Die Digitalisierung sei erforderlich, um das Homeoffice und die Schule zuhause zu ermöglichen.
>>>HINTERGRUND<<<
Laut Bundesnetzagentur ist das Datenvolumen in Fest- und Mobilfunknetzen 2019 erneut gestiegen - auch wenn die Zuwachsrate im Mobilfunk inzwischen etwas geringer ausfällt.
2019 wurden über die Mobilfunknetze flossen 2757 Millionen Gigabyte durch die Mobilfunknetze von Deutscher Telekom, Vodafone und o2. 2018 waren es 1993 Millionen.