Ostwig. Nein, zaubern können auch die Ostwiger noch nicht. Aber sie sind immer wieder für eine originelle Idee gut. Die Alte Post scheint fast fertig.
Nein, zaubern können auch die Ostwiger noch nicht. Aber sie sind immer wieder für eine originelle Idee gut. Beim flüchtigen Blick scheint es, als sei das Dorf mit seinem Mammutprojekt „Alte Post“ bereits am Ziel angekommen: Im Schatten der Kirche strahlt bereits das schwarz-weiße Fachwerk eines altes Bauernhauses. In den Fenstern blühen rote Geranien. So ähnlich soll das Gebäude später mal aussehen, wenn es fertig ist. Bis es soweit ist, verzieren bedruckte Vorhänge die Bauruine und zeigen, wohin die Reise gehen soll.
Und diese Reise wird nach Einschätzung des Heimatvereins wohl noch eine ganze Weile dauern. „Wir hoffen, dass wir im Laufe des Jahres 2023 fertig sein werden“, sagt Klaus Schmücker als Vorsitzender des Vereins.
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Die weiteren Termine und Schritte liegen allerdings nicht mehr maßgeblich in der Hand des Vereins. Nachdem die Ostwiger in den vergangenen drei Jahren den ehemaligen Gasthof Zur Post, einen Schandfleck im Ort, nach und nach von Hand geschossweise abgetragen haben und nun der Blick frei ist, auf das dahinter liegende Bauernhaus aus dem Jahr 1798, sind jetzt in erster Linie das Architekturbüro und danach die Ämter und Behörden an der Reihe. „Vereinbart ist, dass uns die Architektin zwei Vorschläge für den Umbau unterbreiten wird“, sagt Klaus Schmücker. Sobald sich der Heimatverein für eine der beiden Varianten entschieden habe, seien dann die Untere Denkmalbehörde und die Bauaufsicht am Zug.
Theorie und Praxis
Das Problem: Egal, wie schnell dieses weitere Prozedere vonstatten geht, Zeit wird am Ende vor allem das Förderverfahren kosten. Bis zum 30. September muss der Förderantrag fertig sein. Bis dahin müssen alle Genehmigungen und detaillierten Planungen vorliegen. „Sollte das alles glatt gehen, reden wir also von einem Baubeginn frühestens am 1. Januar 2021 - zumindest theoretisch“, so Schmücker.
Rein praktisch sei das dann noch einmal eine ganz andere Sache. Schmücker spricht dabei aus Erfahrung, denn zu Verzögerungen war es bereits in der Vergangenheit gekommen, weil das Architekturbüro, mit dem der Heimatverein das Projekt begonnen hatte, Kapazitätsprobleme hatte. Deswegen hat der Verein zwischenzeitlich den Architekten gewechselt.
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Geändert hat sich inzwischen auch die Ursprungsidee, das historische Gebäude zu einem Dorfhaus umzugestalten. 250 Quadratmeter auf zwei Etagen hätten dafür zur Verfügung gestanden. In einem Arbeitskreis waren viele Ansätze entwickelt worden. So hatte die Vorplanung im Erdgeschoss einen Multifunktionsraum für Kino- und Kleinkunstveranstaltungen und ein Tauschbüro vorgesehen. In einer größeren Küche hätte die Möglichkeit geschaffen werden können, gemeinschaftlich zu kochen. - „junge Menschen mit alten Menschen, syrische Küche trifft deutsche Küche“, hatte Schmücker damals zwei Nutzungsbeispiele genannt. Hier gebe es sicherlich viel Spielraum. Auch Musikunterricht hätte man sich vorstellen können, um Eltern und Kindern den Weg zur Musikschule zu ersparen.
Viele gute Ideen
„Es gab viele Ideen, die sich auch gut angehört haben. Aber bei genauer Prüfung seien dann doch Zweifel aufgekommen“, sagt Schmücker und verweist auf das Risiko, dass beim Scheitern all dieser Ideen das Haus irgendwann leer stehen werde - und das angesichts von Baukosten in Höhe von 800.000 Euro, die für eine denkmalgerechte Sanierung investiert werden müssen. Daher habe man sich entschieden auf Nummer sicher zu gehen. Nun sollen in dem Bauernhaus vor allem Eigentumswohnungen entstehen und verkauft werden. Insgesamt acht Appartements sind geplant - eins davon behindertengerecht im Erdgeschoss. Es sollen gezielt kleine Appartements werden, die sich mit Mieten von unter 300 Euro an junge Leute richten sollen. Genau daran mangele es, sagt Schmücker.
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Damit würde das historische Gebäude künftig zu drei Viertel kommerziell genutzt. Ein Viertel will der Heimat- und Förderverein für Dorfzwecke behalten. Entstehen soll ein Dorfarchiv - auch das war Bestandteil der ursprünglichen Planung. Dort sollen alle Schriften und Fotos der Vereine digitalisiert und dann online zur Verfügung gestellt werden.
Hauptziel unverändert
Damit hat sich das Nutzungskonzept gegenüber den ersten Planungen zwar grundsätzlich geändert. Das Hauptziel allerdings keineswegs. Das sei nämlich von Anfang an gewesen, den Schandfleck im Herzen des Ortes ansehnlicher zu gestalten und durch das Abtragen des vorderen Gebäudeteils Platz für eine Neugestaltung zu schaffen. „Hier sehen wir uns für den Ort in der Pflicht“, sagt Klaus Schmücker.
Mit dem gewaltigen Gewand, das der Heimatverein dem alten Gebäude kürzlich verpasst hat, ist man diesem Ziel ein ganzes Stück näher gekommen.