Meschede. Seit Montag gehen wieder alle Kinder in die Grundschule. Die „Sinnfrage“ stellen sich auch an der Mariengrundschule Meschede viele.

Seit Montag läuft der Regelbetrieb wieder an den Grundschulen. Für zwei Wochen vor den Ferien ein bisschen Normalität für die Kinder, aber eben auch deutlich mehr Stress für die Lehrer. 60 bis 75 Jungen und Mädchen waren zuletzt gleichzeitig in der Mescheder Marienschule. Seit Montag sind es wieder 274.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Der Klassenlehrer

Markus Tillmann ist Klassenlehrer der 2c. Bisher hat er nur etwa 12 Jungen und Mädchen unterrichtet. Jetzt sitzen - wenn alle da sind - wieder 25 Kinder im Klassenraum. „Dabei haben wir hier noch Glück“, erklärt Schulleiterin Heidi Düwel, „der Raum ist relativ groß. Bei den Erstklässlern ist es deutlich enger.“ Und auch wenn die Abstandsregeln in den Klassen seit Montag nicht mehr eingehalten werden müssen und es keine Maskenpflicht mehr gibt, das Händewaschen bleibt.

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Die 2c hat zwei Waschbecken, trotzdem muss Markus Tillmann rund zehn Minuten vor Schluss damit beginnen - viermal am Tag. Er freut sich für die Kinder, die die gemeinsame Zeit mit ihren Klassenkameraden genießen, sagt aber auch, „für den Unterricht wäre es effizienter gewesen, man hätte die Kleingruppen gelassen. Obwohl wir mehr Zeit haben, schaffen wir jetzt weniger Stoff.“ Und für die Schule sei die Organisation dieser letzten zwei Wochen wieder viel Aufwand. „Das andere System hat funktioniert.“

So sah es noch in der vergangenen Woche aus: Besuch an der Mariengrundschule in Meschede in Corona Zeiten.
So sah es noch in der vergangenen Woche aus: Besuch an der Mariengrundschule in Meschede in Corona Zeiten. © Ute Tolksdorf

Die Schulleiterin

Heidi Düwel ist es wichtig, die Kinder zu loben. „Sie verstehen die neuen Regeln und gehen verantwortungsbewusst damit um.“ Sie bittet um Verständnis der Eltern, die sich jetzt auch noch auf den neuen, versetzten Schulstart einstellen müssen. „Das ist ärgerlich, wenn man ein Kind hat, das um 7.45 Uhr mit der Schule beginnt und eins, das um 8.15 Uhr startet.“ Doch so soll jede Klasse sich vor ihrem eigenen Eingang sammeln können.

Die Lehrerin ist überzeugt, dass es für die Kinder gut ist, an die Schule zurückzukehren. „Viele haben jede Struktur verloren.“ Zudem sei Grundschularbeit vor allem Beziehungsarbeit und diese eben schwer auf Entfernung. Auch brauchten die Kinder den Kontakt zu Gleichaltrigen. „Sie spornen sich gegenseitig beim Lernen an.“ Doch obwohl die Infektionszahlen es zuließen, blicke sie mit gemischten Gefühlen auf die Schulöffnung. „Eine Unsicherheit bleibt.“

Der Vater

Nach der vierten Stunde holt Sven Miebach seinen Sohn ab. Bisher habe er hier mit Mundschutz gestanden, sagt er, „aber Sie sehen ja auch, dass sich da keiner mehr dran hält.“ Für die Kinder sei es schön, ein wenig Normalität zu erleben, „aber ich habe mir schon die Sinnfrage gestellt.“ Zwar gebe es in Meschede kaum Erkrankte und daher sei das Risiko einer Ansteckung eher gering. Doch, auch wenn die Ministerin es gerade erst vehement bestritten hatte, ihm scheint die komplette Öffnung der Grundschulen „wie ein großes Experiment“.