Meschede. Donnerstag startet die Grundschule für Viertklässler, Lehrer und Eltern mit vielen Fragezeichen. Das sollten vor allem die Eltern beachten.

Tische und Stühle sind auseinander gestellt, die Toiletten zugewiesen, die Hygieneregeln gedruckt, der Elternbrief ist raus - am Donnerstag startet der Unterricht für die Mescheder Viertklässler.

„Sie werden enttäuscht sein“, das fürchten die Schulleiterinnen Susanne Leeuw und Tanja Wichmann von der Schule unter dem Regenbogen genauso wie Alma Göddeke, die Leiterin des Offenen Ganztags (OGS). „Alle 54 Kinder, hier in Meschede und am Teilstandort in Remblinghausen, kommen sicher mit so vielen Erwartungen“, sagt Tanja Wichmann. „Sie freuen sich auf die bekannten Strukturen, auf die Freunde.“ Dabei ist das alles gar nicht so, wie sie es gewohnt sind: keine Gruppenarbeit, sondern Frontalunterricht, die Klassen sind geteilt, Mundschutz auf den Fluren, ein Schulhof, auf dem das Klettergerüst und das Fußballfeld abgesperrt sind.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Die Kinder

Fast acht Wochen waren die Grundschüler unter Corona-Bedingungen zu Hause. Die Lehrer und Erzieher rechnen damit, dass der Lernstoff erstmal zweitrangig ist. „Wir müssen individuell auf die vielfältigen Emotionen der Kinder eingehen“, sagt Tanja Wichmann. Die Erfahrungen aus den vergangenen Wochen müssen aufgearbeitet werden, genauso wie die Angst vor der ungewohnten Situation. Die Lehrer rechnen mit überschäumender Freude, Freunde und Lehrer wiederzusehen und der Verunsicherung durch Abstandsregeln, die auch als Zurückweisung empfunden werden können. Dazu Enttäuschung und vielleicht auch Wut, dass es nicht so ist wie vorher.

Bitte Abstand halten: Ein Schild für jede Klasse.
Bitte Abstand halten: Ein Schild für jede Klasse. © Ute Tolksdorf

Für all’ diese Gefühle wollen die Lehrer an jedem Präsenz-Schultag Zeit lassen. Zum ersten Mal seit Wochen kämen die Kinder aus ihrem Schneckenhaus heraus. „Wir müssen erstmal sehen, was das mit ihnen gemacht hat.“ Susanne Leeuw denkt auch an die Kleinen, die in den letzten Wochen so eng mit ihren Eltern zusammen waren, wie lange nicht. „Da gibt es dann sicher auch wieder Trennungsängste.“

Die Lehrer

Aber die Lehrer sind froh, dass wieder Leben einzieht. „Schule ohne Kinder, das ist doch nichts!“, sagen sie. Doch noch wissen sie nicht, wie es nach dem Start mit den Viertklässlern weitergeht, ob die anderen Jahrgänge schon ab der nächsten Woche kommen und ob es dann das rollierende System gibt, also jede Klasse an einem anderen Tag erscheint. „Über die mangelhafte Kommunikation aus dem Schulministerium ist ja schon viel geschimpft worden“, sagt Susanne Leeuw. Man müsse das Beste daraus machen.

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Die Schule ist vorbereitet, sie hat bis zu den Sommerferien vorgeplant. Jede Klasse hätte dann noch sieben Schultage. „Für uns ist das ja auch eine ganz neue Erfahrung“, sagt sie. „Wir wissen, wie wir die Kinder nach den sechs Wochen Sommerferien einfangen, aber jetzt?“ Von 20 Kollegen hat die Schule unter dem Regenbogen rund ein Viertel nicht zur Verfügung, weil sie älter als 60 Jahre sind oder Vorerkrankungen haben. Dafür sind Susanne Leeuw und Tanja Wichmann froh, dass sie über vier Teamhäuser mit vier Eingängen verfügen. „Das hilft uns jetzt, damit sich die Wege nicht kreuzen müssen.“

Die neuen Klassenregeln: „Ich trage Maske.“.
Die neuen Klassenregeln: „Ich trage Maske.“. © Ute Tolksdorf

Die Eltern

Abstand einhalten. Das gilt auch für Eltern. Sie dürfen das Schulgebäude nicht betreten. In den vergangenen Wochen hatten sie sich vor allem gemeldet, um sich über die Notbetreuung zu informieren, nur falls es zu Hause allein mal nicht mehr geht. „Das ist schon toll, was die Eltern alles geleistet haben“, lobt Susanne Leeuw.

Zweimal hatte die Schule an den vier Eingängen Arbeitspläne ausgegeben, die die Tage strukturieren sollten. Ein Treffen, das viele nutzten, um eine Rückmeldung aus dem Home-Schooling in Corona-Zeiten zu geben. Für die nächsten Schultage bitten die Lehrer darum, dass die Eltern nicht zu viel Normalität verlangen und die Ängste der Kinder ernst nehmen. „Wenn sie nach Hause kommen, werden sie Zeit brauchen, um zu erzählen und all‘ das aufzuarbeiten, was anders ist.“

>>>HINTERGRUND

In der OGS sind in der Schule unter dem Regenbogen allein am Hauptstandort 98 Jungen und Mädchen aus allen Klassen angemeldet. Sie werden dort täglich bis 16 Uhr betreut.

28 Kinder nutzen das Modell „Schule von 8 bis 13 Uhr“.

Aus dem vierten Schuljahr sind 15 Jungen und Mädchen in der OGS und zwei Kinder von 8 bis 13 Uhr gemeldet. Sie erhalten dort ab der kommenden Woche voraussichtlich wieder ein warmes Mittagessen.

In der OGS die Abstandsregeln einzuhalten, sei besonders schwierig, sagt Leiterin Alma Göddeke. Denn neben Hausaufgabenbetreuung ist gerade das freie Spiel ein Schwerpunkt. „Wir hoffen auf gutes Wetter, damit wir rausgehen können.“