Bad Fredeburg. Mit der Lockerung der Corona-Auflagen darf auch das Tattoo- und Piercingstudio in Bad Fredeburg wieder öffnen - und erlebt einen Ansturm.

Tattoo- und Piercingfans hatten es in den letzten Monaten nicht leicht. Aufgrund der Coronakrise mussten sie auf neuen Körperschmuck verzichten. Seit letzter Woche sind die Studios jedoch wieder geöffnet, auch das von Franzi Schmidt und Simone Klose in Bad Fredeburg. Im Interview berichten sie über den Ansturm nach der Wiedereröffnung und ihre Wünsche für die Zukunft.

Wie habt ihr die tattoofreie Zeit verbracht?
Franzi Schmidt: Ich habe anfallende Büroarbeiten erledigt, zuhause gezeichnet und ansonsten genau das gleiche wie viele andere auch: Zuhause die Wand angestarrt.

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Simone Klose: Ich bin Mutter von zwei Kindern und alleinerziehend. Am Anfang habe ich Hartz 4-Anträge ausgefüllt, Unterhaltsvorschuss beantragt und geschaut, wo ich Geld für die Familie herbekomme. Nebenbei sitzen zuhause dann noch schulpflichtige Kinder, mit denen ich Schulaufgaben machen musste. Im Studio selbst mussten wir nichts erledigen, weil wir gerade erst geöffnet hatten.

Warum habt ihr nicht von Zuhause weitergearbeitet?
Schmidt: Es wird mit Sicherheit einige geben, die das getan haben, aber es ist gegen die Vorschriften. Und diese Vorschriften und Schutzmaßnahmen gibt es ja aus einem guten Grund, deswegen ist uns die Einhaltung besonders wichtig.

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Klose: Ich könnte nicht damit leben, dass ich eine Krankheit zuhause einschleppe und jemanden damit anstecke. Dasselbe gilt auch für meine Kunden. Ich würde diese Personen bewusst einer Gefahr aussetzen, die ich nicht einschätzen kann. Im schlimmsten Fall hätte ich einen Menschen auf dem Gewissen, da hätte ich lieber wochenlang trockenes Brot gegessen.

Habt ihr trotzdem Anfragen erhalten?
Schmidt: Ja, die meisten waren freundlich. Denen habe ich dann erklärt, dass ein Tattoo aktuell nicht möglich ist. Manche waren allerdings auch unfreundlich und haben gestichelt.

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Hat Corona die Branche verändert?
Schmidt: Ich denke das wird die Zeit zeigen. Wir stecken gerade noch mitten in der Krise, haben erst seit wenigen Tagen wieder geöffnet. Ob das auch so bleibt, kann zu diesem Moment noch niemand abschätzen.

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Klose: Zurzeit haben die Kunden noch Geld, deswegen nehmen die meisten ihre Termine war. Wenn jedoch auch andere Branchen einbrechen und die Menschen ihre Kredite und Schulden zurückzahlen müssen, wird es uns vermutlich treffen. Denn Tattoos und Piercings sind Luxus.

Wie groß ist der Ansturm nach der Wiedereröffnung?

Schmidt: Den haben wir eingedämmt, indem wir uns zuerst bei den Kunden gemeldet haben, deren Termine ausgefallen sind. Damit wollten wir die Kunden bevorzugen, die durch Corona einen Nachteil hatten. Anfragen gibt es aber genügend.

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Klose: Manche sind in der aktuellen Situation noch verhalten. Es gibt allerdings auch einige die es kaum abwarten können. Eigentlich hat sich nicht viel geändert.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Schmidt: Ich wünsche mir, dass es weiter bergauf geht und die Gefahr weiter eingedämmt werden kann. Auch, dass Stück für Stück die Normalität zurückkehren kann, das geht aber nicht von jetzt auf gleich. Ich hoffe, dass sich die Menschen ein wenig von dem Verhalten in der Corona-Zeit beibehalten. Ich sehe so viele, die sich plötzlich an der frischen Luft bewegen.

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Klose: Ich möchte nicht zurückkehren zu dem, was vorher war. Mir gefällt die entschleunigte Situation. Weniger Autos, weniger Stress und Trubel finde ich schöner.

>>>HINTERGRUND<<<

Nordrhein-Westfalen war das letzte Bundesland, welches die Wiedereröffnung von Tattoo- und Piercingstudios erlaubte

Tattoo- und Piercingstudios gehören, genauso wie Friseure und Kosmetikstudios, zu den körpernahen Dienstleistern und müssen daher besondere Auflagen erfüllen.