Meschede. Endlich! Die Restaurants in Meschede öffnen wieder. Wie sich Essen gehen unter Corona-Auflagen anfühlt, haben wir getestet…
Essen gehen ist meine Leidenschaft. Das kann man ruhig so sagen. Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen letzten Restaurantbesuch vor Corona und ich gehöre zu den Menschen, die ihre sonntäglichen Ausflüge auf ein schönes Krüstchen, eine ordentliche Pizza oder auch gerne mal etwas Ausgefallenes, extrem vermisst haben.
Drei erste Male beim Restaurantbesuch
Am Montag, 11. Mai, gegen 12 Uhr mittags war es dann endlich wieder so weit. Ich habe mich auf den Weg zu La Tavola da Franco gemacht - das erste Mal auswärts essen nach zwei Monaten, alleine und in Meschede. Drei Komponenten, die für mich als Auswärtige völliges Neuland bedeuteten. Wo ich das Restaurant finde, wusste ich, da ich schon einige Erkundungstouren durch die Mescheder Innenstadt absolviert habe. Doch wie es sich anfühlt, alleine am Tisch zu sitzen, und was mich für corona-bedingte Einschränkungen in dem eher kleinen Ladenlokal von Michele Tiscione und seiner Familie erwarten würden, war unklar und machte den Besuch besonders spannend.
Tür auf - Mundschutz auch
Auch interessant
Beim Öffnen der Tür wurde ich von einem Gastgeber mit Mundschutz im Tarn-Look empfangen, der sich ganz offensichtlich so sehr wie ich darüber freute, dass die Gastronomie wieder Fahrt aufnimmt. Im nächsten Atemzug erinnerte mich Michele Tiscione aber gleich daran, ebenfalls einen Mundschutz aufzuziehen. Den hatte ich griffbereit und behielt ihn auch erst einmal auf, nachdem ich Platz genommen hatte. „Sie müssen den Mundschutz jetzt aber nicht die ganze Zeit tragen“, klärte man mich auf, als ich die Speisenkarte zusammen mit der Kontaktdatenerhebung erhielt. Was für eine Erleichterung. Um bestellen zu dürfen, musste ich Name, Adresse, Telefonnummer und eine Unterschrift auf dem Datenblatt hinterlegen. Im Nachhinein tragen die Wirte dann noch die Aufenthaltsdauer ein, um im Ernstfall Infektionsketten melden zu können.
Spaghetti Carbonara fürs Herz
Auch interessant
Außer mir waren zu diesem Zeitpunkt noch zwei weitere Gäste im Restaurant, die hinter einer der Trennwände bei da Franco saßen, die schon vor Corona zum Inventar gehörten und den Besuch nun besonders gefahrenfrei wirken lassen. So ohne Mundschutz hinter meiner Wand, und mit der aufgeschlagenen Speisenkarte im Anschlag, begann ich langsam aber sicher den Restaurantbesuch zu genießen und entschied mich für einen Klassiker - Spaghetti Carbonara. Nicht unbedingt das von mir angepeilte leichte Mittagessen, dafür aber etwas für das geschundene Schlemmer-Herz. „Ausgerechnet jetzt muss ich ja auch nicht anfangen, die gesammelten Corona-Pfunde wieder schmelzen zu lassen“, redete ich mir die sahnige Sünde gedanklich schön.
Desinfektionsmittel steht am Tisch bereit
Vorab gab es eine große Apfelschorle und ein Fläschchen Desinfektionsmittel. Letzteres steht auf jedem Tisch bei La Tavola da Franco und verlieh mir nach Benutzung ein sicheres Gefühl. „Wir desinfizieren nach jedem Gast alles, was auf dem Tisch steht“, erklärt Michele Tiscione, während er mir meine ersehnten Spaghetti kredenzt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt überkam mich wahrhaftig eine Mischung aus hungriger Vorfreude und Dankbarkeit darüber, dass ich so etwas wieder erleben darf.
Salz- und Pfefferstreuer werden desinfiziert
Nach den ersten Gabeln fiel mir ein, dass ich fragen wollte, ob corona-bedingt kein Salz und Pfeffer auf dem Tisch stehen. Ich bat Michele Tiscione noch einmal zu mir und musste natürlich erst einmal bestätigen, dass der „Signora“ das Mittagessen „molto bene“ schmeckt. „Salz und Pfeffer reichen wir hier immer nur nach Bedarf“, erklärte er mir daraufhin. Nach Benutzung würden die Streuer oder Mühlen dann auch wieder desinfiziert. Für mich persönlich letztlich irrelevant, da ich eigentlich gar kein Salz benötigte, sondern nur die Journalistin in mir zufriedenstellen wollte.
Mundschutz (theoretisch) wieder auf - Tür zu
Theoretisch würde nun folgen, dass ich nach dem Essen darum bat, mit der EC-Karte zu zahlen, meinen Mundschutz aufsetzte, zur Kasse ging, bezahlte, mich bedankte und das Ladenlokal verließ. Doch so lang die Restaurant-Pause auch war, alte Gewohnheiten stellt man wohl nicht so schnell ab. So ging ich intuitiv ohne Mundschutz zur Kasse, wollte bezahlen und wurde freundlich drauf hingewiesen, dass ich nun eigentlich wieder meinen Mundschutz tragen müsste. Da ich inzwischen der einzige Gast war, sah man recht entspannt über meinen Fauxpas hinweg.
Und die Moral von der Geschicht? So streng die Corona-Regeln für den ein oder anderen klingen mögen, sie fühlen sich nur kurzfristig komisch an und das Lieblingsgericht beim Italiener können sie einem nicht vermiesen - versprochen.