Nichtinghausen. Keine abgezählten Einkaufswagen. Kein Sicherheitsdienst. Bei Middels in Nichtinghausen macht das Einkaufen auch in der Corona-Krise noch Spaß.

Keine abgezählten Einkaufswagen. Kein Sicherheitsdienst vor der Tür. Keine Menschenschlangen, die darauf warten, endlich in den Laden zu dürfen. Und trotzdem macht sich die Corona-Krise auch in dem kleinen Supermarkt von Annette Middel in Nichtinghausen bemerkbar.

Gerade einmal 100 Quadratmeter misst die Verkaufsfläche. Dort lässt sich momentan um einiges entspannter einkaufen als in den riesigen Märkten der Discounter und Vollsortimenter - das genießen die Kunden.

Auch interessant

„Viele sagen, dass es im Moment Wahnsinn sei, in den großen Märkten einzukaufen“, sagt Annette Middel. Vor allem in der Woche vor Ostern hätten darüber viele gestöhnt. Bei Annette Middel hingegen macht das Einkaufen auch in Zeiten von Corona Spaß. Weil das viele zu schätzen wissen, hat sich die Zahl der Kunden etwa verdoppelt, schätzt Annette Middel. Morgens um sieben schließt sie ihren Laden auf, abends um sieben wieder ab. Zwischendrin hat die 62-Jährige durch die gestiegene Kundenzahl seit Corona deutlich mehr Stress als in der Zeit zuvor.

Auch interessant

Aber darüber klagt sie nicht. Im Gegenteil. „Ich bin ja froh, dass es gut läuft“, betont sie. Immer wieder geht die Tür zu ihrem Laden auf. Die Stimmung ist gut. Hier lässt sich so schnell niemand die Laune verderben. „Annette, hast du Toilettenpapier?“, will eine Kundin wissen. Nein, Toilettenpapier war auch in dem kleinen Nichtinghauser Supermarkt zuletzt Mangelware. Große Pakete gab es auch dort nicht. Aber Annette Middel, wäre nicht Annette Middel, wenn Sie der Kundin nicht wenigstens zwei Rollen anbieten würde.

Lieferdienst ist gefragt

Geschäftsführerin, Kassiererin, Fleischereifachverkäuferin, Ladendetektivin, Einkaufsberaterin, Reinigungskraft - Annette Middel ist alles in einem. Angestellte? „Nein, Angestellte brauche ich nicht“, sagt sie. Sie habe ja ihren Mann, der inzwischen Rentner sei und viel Zeit habe, ergänzt sie und lacht. Und der 67-jährige Hubert Middel hilft mit, wo er kann - sei es beim Regale auswaschen, beim Auspacken der Ware oder bei der Auslieferung. Die gab es bei den Middels übrigens auch schon vor der Corona-Krise. Aktuell werde der Lieferdienst aber noch stärker nachgefragt als vorher.

Auch interessant

„Es gibt einige, die sonst in den Laden gekommen sind und denen wir die Sachen nun bringen sollen“, sagt die 62-Jährige. Hubert Middel macht das gerne. Und ohne jeden Aufpreis. Auch nicht in Zeiten von Corona. „Unser Lieferdienst war immer kostenlos, warum sollten wir jetzt auf einmal Geld dafür verlangen“, sagt Annette Middel bestimmt und ist inzwischen schon wieder damit beschäftigt, die nächste Bestellung vorzubereiten. „Es ist momentan ein Glücksspiel“, was wir geliefert bekommen“, sagt sie. Mal fehle die Milch, mal das Toilettenpapier. Und auch mit Nudeln, Filtertüten, Handcreme und Hefe sei das zuletzt immer mal wieder so eine Sache gewesen. „Aber es ist nun mal wie es ist“, sagt Annette Middel und schmunzelt.

Größe verfünffacht

Seit 1978 führt die 62-Jährige den Laden voller Elan. Zuvor war es ihre Tante. Davor ihre Großmutter. „Wir sind schon immer ein reines Familienunternehmen gewesen“, sagt Annette Middel. Und die Größe dieses Unternehmens hat sich 1999 sogar verfünffacht. Aus den 20 Qua­dratmetern Verkaufsfläche mit der Adresse Nichtinghausen 2, sind nach einem Umbau die stolzen 100 Quadratmeter von heute geworden, auf denen es alles gibt - sogar Wolle, Schreibwaren, Kerzen, Strumpfhosen und Dekoration. Nur im Moment manchmal eben kein Klopapier...