Meschede. Branche bei Corona-Lockerungen vergessen? Die Mescheder Kosmetikstudios fühlen sich übergangen. Sie möchten öffnen. Ein emotionaler Appell.

Friseure dürfen öffnen, Kosmetikstudios weiterhin nur Pediküre anbieten. Von den Corona-Lockerungen hatten sich auch die Betreiberinnen und Betreiber der Mescheder Studios mehr erhofft. Frank und Muna Schorn, Inhaber von Only Woman in der Schützenstraße, sprechen von einer „Ungleichbehandlung“.

Körpernahe Dienstleistungen, zu denen Maniküre, Permanent-Make-Up, Wimpernverlängerungen oder Wellness-Massagen gehören, dürfen weiterhin nicht angeboten werden. Ein entsprechendes Hygienekonzept für die Branche wie beispielsweise in Hessen gibt es in NRW noch nicht. „Für uns ist es unverständlich, warum Friseure öffnen dürfen und Fahrschulen mit selbstgenähten Stoffmasken fahren, während es für unsere Branche, die nun wirklich keine kleine ist, keine Lösung gibt“, sagt Frank Schorn. Die Hygieneanforderungen in den Studios seien stets auf einem hohen Niveau. „Und unser Konzept sieht zum Beispiel vor, dass wir während der Anwendungen FFP2-Masken oder auch Gesichtsspritzschutz tragen.“

Eva Szinglober.
Eva Szinglober. © Privat

Auch Eva Szinglober von „Weiberkram mit Eva“ an der Arnsberger Straße ärgert sich. „Als alle Läden schließen zum Infektionsschutz schließen mussten, hatte ich Verständnis. Aber jetzt fehlt mir eine nachvollziehbare Begründung der Landesregierung. Warum dürfen wir nicht öffnen?“ Das Studio an der Arnsberger Straße hat sie bereits Corona-sicher hergerichtet, Markierungen geklebt und den Wartebereich umgebaut.

Preise um das Zehnfache erhöht

Nicole Dröge hatte zwar auf eine Lockerung gehofft, aber noch nicht damit gerechnet. Sie betreibt ihr Studio „Dröge Kosmetik“ in der Ruhrstraße. „Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel gehören sowieso zu meinen Standardhygienemaßnahmen“, erklärt die Kosmetikerin. Mittlerweile sei jedoch die Beschaffung der Ausrüstung zu vertretbaren Preisen das Problem. Die Preis seien teilweise um das Zehnfache erhöht, erklärt sie. Sie habe nun zusätzlich noch Gesichtsvisiere bestellt. Sie hoffe nun, gut vorgesorgt zu haben, um dann so schnell wie möglich, öffnen zu können.

Auch interessant

„Wir hoffen, dass wir Ende des Monats wieder loslegen können“, sagt Frank Schorn. Ein entsprechendes Hygienekonzept hat auch er bereits ausgearbeitet und auf seine Internetseite gestellt. Falls die Landesregierung also Hilfe bräuchte, könnte sie dort fündig werden, so Frank Schorn.

Studio zieht zum 1. Juli nach Heinrichsthal um

Das Mescheder Studio zieht zum 1. Juli nach Heinrichsthal um. Hinter dem Haus am Ruhrufer wird es unter anderem eine große Sonnenterrasse geben. Geplant war auch ein Wellnessgarten mit Sauna und Entspannung am Kaminfeuer in einer Blockhütte. „Diese Investition müssen wir vorerst verschieben. Aber es wird trotzdem sehr schön“, versichert Frank Schorn.

Schorns betreiben auch den Spa-Bereich im Hotel Hessenhof in Winterberg. Auch hier sieht Frank Schorn ein großes Problem: „Ohne Wellness-Anwendungen wird es für Hotels schwierig sein, ihre Zimmer zu verkaufen.“ Die Hotel-Eigentümer haben Schorn vorerst die Pacht erlassen. „Wir werden das dann in besseren Zeiten verrechnen.“ Auch die Vermieter von Eva Szinglober waren kulant. Sie erließen ihr 50 Prozent der Kaltmiete für zwei Monate. „Dafür bin ich sehr dankbar.“

Auch interessant

Schlaflose Nächte während des Lockdowns

Dass die Zeit des Lockdowns an den Nerven zerrt, sprechen alle an. Frank Schorn berichtet von einigen schlaflosen Nächten in denen ihn die Frage quälte: „Wie geht es weiter?“ Nicole Dröge ist in dieser Zeit vor allem ihrer Familie dankbar: „Mein Mann und meine Familie haben mich vor allem emotional sehr unterstützt.“ Aber auch das Rückmeldungen der Kunden seien eine Stütze.

Alle versuchten das Beste aus der Situation zu machen: Schorns nutzten die Zeit für ihre Baustelle in Heinrichsthal, Nicole Dröge bildete sich in zahlreichen Online-Schulungen fort und Eva Szinglober genoss die intensive Zeit mit der Familie und in der Natur. „Wir haben wirklich ein Glück, hier zu leben“, so Szinglober.