Meschede. Seit vier Wochen sind die Kitas geschlossen. Für die Eltern eine große Herausforderung, für die sie sich mehr Hilfe wünschen würden.

Seit einem Monat sind die Kindergärten in Meschede geschlossen. Und auch mit den neuen Regelungen ist noch kein Ende in Sicht. In einigen Einrichtungen herrscht seitdem erstmal Funkstille. Darüber ärgern sich Eltern, die allerdings anonym bleiben möchten.

Datenschutz als Vorwand

Was in den Einrichtungen läuft, ist ihnen zu wenig. Viele Familien drehen am Rad, um den Alltag zu organisieren und ärgern sich. Mit der Schließung seien einige Erzieherinnen offenbar erstmal in eine Schockstarre gefallen. „Kita-Kinder und ihre Eltern über moderne Medien oder wenigstens per Telefon oder Post zu betreuen, das fiel ihnen schwer“, sagt eine Mutter. Datenschutz und das Verbot, private Handys zu nutzen, müssten als Begründung dafür herhalten, dass nichts passiere.

Aber es gebe eben auch andere Beispiele, Einrichtungen, die versuchten, den Kontakt zu Kindern und Eltern zu halten, die E-Mails verschickten, Video-Botschaften und Bastelanregungen auf ihre Homepage oder bei Facebook einstellten oder zumindest Anrufe machten, Briefe oder Osterkörbchen vorbeibrächten. „Das zeigt doch, dass es stark von der Einrichtung abhängt, was passiert.“

Betreuung abgewiegelt

Daneben berichten Eltern, dass ihre Einrichtung ihnen bei der Aufnahme ihrer Söhne und Töchter nicht gerade entgegengekommen sei. Dabei ist die Betreuung der Kinder, von denen ein Elternteil nachweislich in einem systemrelevanten Beruf tätig ist, jederzeit – auch am Wochenende – zu gewährleisten. „Niemand ist auf mich zugekommen, um mir zu sagen, du arbeitest doch in einem systemrelevanten Beruf. Wir könnten deine Kinder aufnehmen“, berichtet eine Mutter.

Eine andere sagt, erstmal habe man versucht, ihr den Betreuungsanspruch gleich ganz auszureden. Später sei sie dann dazu gedrängt worden, Wochenendschichten abzulehnen. Und eine weitere, die gerade einen neuen Job angenommen hatte, ihr Mann arbeitet in einem systemrelevanten Bereich, hätte gern sechs Stunden gearbeitet. Nur vier Stunden Betreuung waren möglich.

Dabei hatten in einem vorherigen Bericht unserer Zeitung die Kita-Träger versichert, sie stünden auch für weitere Betreuungsbedarfe bereit.

„Mich ärgert daran, dass es ja nicht nur Kinder gibt, die jetzt zu Hause optimal betreut werden und maximal Langeweile haben“, sagt eine Mutter. „Es gibt auch Familien, in denen die Jungen und Mädchen vor dem Fernseher geparkt werden, in denen Gewalt und Missbrauch herrscht. Ich hätte schon erwartet, dass sich mein Kindergarten regelmäßig meldet. Denn woher weiß die Erzieherin, dass es meinem Sohn gut geht. Ich finde, die Kitas haben auch den Auftrag, sich um das Kindeswohl zu kümmern.“

Für einen Überblick haben wir als Kita-Träger die katholische Kita gGmbH angeschrieben, das DRK, die Awo und die Stadt. Geantwortet haben nur die folgenden Einrichtungen.

Städtische Kindergärten

Für die städtischen Einrichtungen berichtet Stadt-Pressesprecher Jörg Fröhling: Es würden zurzeit vor allem organisatorische und konzeptionelle Aufgaben erledigt. „Die Erzieherinnen fertigen Dokumentationen an, schreiben Entwicklungsberichte, machen Portfolioarbeit, reinigen und arbeiten Spielzeuge auf.“ Online-Angebote der Einrichtungen an die Eltern gebe es zurzeit nicht. Es sei von den Eltern in dieser Hinsicht aber auch kein Bedarf angemeldet worden. Die Eltern könnten die Einrichtung zu festgelegten Zeiten telefonisch sowie jederzeit per E-Mail erreichen. „Dann können sowohl organisatorische wie auch bei Bedarf pädagogische Fragen besprochen und abgestimmt werden.“

Katholische Kindergärten

Von insgesamt sieben katholischen Kitas, haben zwei geantwortet: der Mescheder St.-Franziskus-Kindergarten und der katholische St.-Jakobus-Kindergarten in Remblinghausen. In beiden wurde zur Zeit der Anfrage nur ein Kind betreut. Auch dort wird aufgeräumt, werden Bildungsdokumentationen geschrieben und das Konzept überarbeitet. Dazu werden die Eltern per Mail über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten.

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Nicole Erves vom St.-Franziskus-Kindergarten berichtet, dass ihre Kolleginnen ins Home-Office Dinge mitgenommen hätten, die sie gut zu Hause vorbereiten oder ausbessern könnten. „Dazu gehören die Geschenke für die Kinder, die im Sommer in die Schule wechseln und für die, die neu aufgenommen werden. Außerdem hat jede Erzieherin Betreuungskinder, die sie mindestens einmal pro Woche anrufen soll.“ Mit einer Postkartenaktion, hätten die Erzieherinnen zudem gezeigt, dass sie die Kinder vermissen. Daneben gebe es feste Telefonzeiten, zu denen die Kinder anrufen könnten.

Auch Elena Bremerich vom Jakobus-Kindergarten hat den Familien immer mal Kleinigkeiten per Mail geschickt, „Links zu Onlinekonzerten von Kinderliedermachern oder Ausmalbilder“. Geplant sei auch eine Art Kindergarten-Quiz. Geburtstagskinder hätten Grüße per Mail erhalten. Den Eltern habe man signalisiert, dass und wann die Erzieherinnen erreichbar seien. „Bisher wurde das noch wenig genutzt, aber wir haben Elternsprechzeiten per Telefon oder Video-Chat geplant, die bei uns in dieser Phase des Jahres sowieso stattfinden würden, nur natürlich eigentlich persönlich und in der Kita.“

DRK-Kindergarten in Berge

In Berge bringt Kita-Leiterin Yvonne Niemann die Eltern über WhatsApp und E-Mail auf den neusten Stand zum Betreuungsverbot und leitet Ideen für Eltern-Kind-Spielbeschäftigungen weiter. Dazu gehörten auch Ideen und Anregungen für zu Hause, um an den sogenannten Lerntabletts Fähigkeiten und Kompetenzen der Kinder zu fördern. „Wir laden die Familien auch ein, an verschiedenen Aktionen teilzunehmen, wie die #wirbleibenzuhause Aktion mit dem Regenbogenbild fürs Fenster oder unsere Oster-/Frühlingsbildaktion für die Senioren im DRK-Seniorenzentrum Bernard-Salzmann-Haus.“

Aber auch hier stehen die pädagogischen Fachkräfte nicht alle persönlich und mit jeder einzelnen Familie in Kontakt. Der Grund: Nur die Kitaleitung sei unter anderem aus datenschutzrechtlichen Gründen befugt, die Eltern einzeln über WhatsApp oder E-Mail zu informieren. „Unsere Fachkräfte haben analoge Gruppentelefone, die sie für Gespräche nutzen können.“ Die Eltern könnten sich an Yvonne Niemann wenden, wenn sie Fragen, Anliegen und Anregungen haben.