Meschede. Es gibt viel Trauriges in der Corona-Zeit. Marcos Kopf, Mescheder und stellvertretender Leiter der Kreismusikschule, verweist auf das Positive.

Marcos Kopf glaubt an das Gute. Dass jede Krise auch ihre Chance bietet. „Wir rücken enger zusammen“, ist der stellvertretende Leiter der HSK-Musikschule überzeugt, „auch wenn das eigentlich gerade nicht erlaubt und auf einer so großen Fläche wie im Hochsauerlandkreis immer schon schwierig ist.“ Doch Kopf will gerade jetzt das Positive betonen: „Wir Musiker sind nicht in Schockstarre gefallen, sondern haben uns sofort im Bewegung gesetzt.“ Die Musikschule mit ihren 70 Lehrkräften sei weiterhin für die rund 5000 Schüler da. „Und wir erfahren auch viel Wertschätzung von den Familien.“

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Peter und der Wolf in der Stadthalle Meschede

Doch auch er muss Negatives berichten. „Sehen Sie sich unsere Website an“, sagt er, „eine Absage neben der anderen.“ Eine der Wichtigsten: Am 28. März hätte „Peter und der Wolf“ als Familienkonzert mit dem Philharmonischen Orchester Hagen in der Stadthalle Meschede aufgeführt werden sollen. „Anderthalb Jahre haben die Planungen gedauert, ein halbes Jahr haben die Kinder dafür geprobt.“ Jetzt mal eben einen neuen Termin zu finden, an dem alle können, ist schwer. Kopf hofft auf den November.

Hinzu kommt: Bis zum Sommer hat das Land NRW alle Klassenfahrten verboten. Auch das trifft die Musiker. „Wir kommen ja regelmäßig im Musikbildungszentrum für Probe-Wochenenden zusammen. Das wird alles nicht möglich sein.“

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Musik verbindet

Trotzdem zeigt sich für Marcos Kopf gerade jetzt die Stärke der Musik, die selbst in Corona-Zeiten verbindet. „Man macht Musik ja aus zwei Gründen“, sagt er: „Einmal weil sie zum Menschsein einfach dazugehört, und einmal weil sie viele Sekundärtugenden fördert: kreativ zu sein, etwas miteinander zu tun, dran zu bleiben. Musik formt und stärkt uns als Mensch“, betont er. Das sieht er auch jetzt: „Unsere älteren Schüler experimentieren gerade mit Begeisterung mit den neuen digitalen Techniken“, weiß er. Oftmals würden sie dabei von Kindern und Enkeln übers Handy gecoacht. Und das Stimmen einer Geige habe eine junge Schülerin über Telefon und App und mit Hilfe des Vaters und der Lehrerin Heike Schwentker geschafft.

  Musikschulunterricht in Corona-Zeiten bei der Musikschule HSK Im Bild Schlagwerker  Markus Hengesbach beim Unterricht.
  Musikschulunterricht in Corona-Zeiten bei der Musikschule HSK Im Bild Schlagwerker  Markus Hengesbach beim Unterricht. © Privat

Einsatz von Markus Hengesbach

Besonders gut gefällt ihm der digitale Einsatz von Markus Hengesbach, der erst Informatik studierte, bevor er sich doch für die Musik entschied. Der Mescheder Lehrer für Schlagwerk hat einen eigenen Kanal eröffnet, auf dem seine Schüler mit Passwort Zugang haben. Er zeigt dort verschiedene Schlagtechniken. „So haben sie dort für relativ stumpfsinnige Technik- und Konditionsübungen einen „Trainingspartner“. Für sein Orchester Kunterbunt hat Hengesbach die unterschiedlichen Stimmen als eigene MP3 exportiert. So können die Schüler die anderen hören und ihre Noten dazu spielen“, schreibt Hengesbach an seinen Chef und ergänzt mit einem Lachsmiley: „Fast wie in einer tatsächlichen Probe, nur nicht so schief.“

Ode an die Freude aus dem Fenster

Andere vernetzten sich über WhatsApp-Gruppen, nehmen an überregionalen Projekten teil, spielen jeden Sonntagabend durchs Fenster erst „Ode an die Freude“ und dann ein selbst gewähltes Stück. In Schmallenberg habe sich dafür ein sehr interessantes Familien-Trio aus Horn, Kontrafagott und Schlagwerk gebildet, erfuhr er von der Lehrerin Veronique Kämper.

50 Kooperationspartner

Insgesamt hat die Kreismusikschule 50 Kooperationspartner, davon sind allein 30 Schulen. Die Briloner Grundschule Ratmerstein hat beispielsweise eine Cloud eingerichtet, in die die Schüler ihre Fotos und Videos von zu Hause einstellen, auch den Sonntagabend-Auftritt. Zumindest über Telefon soll die Betreuung laut Elternbrief gewährleistet sein. Viele Schüler schickten ihren Lehrern Videos von ihren Proben, so Kopf. „Auch das hat Vorteile“, schmunzelt Kopf und zitiert Musikschullehrer Roland Linford: „Das erste Video wird selten geschickt. Die Kinder entwickeln da schon einen ganz eigenen Ehrgeiz.“ Der sich letztlich auch in der Qualität zeigt.

>>>HINTERGRUND

Marcos Kopf ist in Buenos Aires aufgewachsen, stammt aus einer Pfarrerfamilie. Er studierte in Weimar Klavier und Musikwissenschaft.

Seit anderthalb Jahren ist er stellvertretender Leiter der Musikschule HSK, Bezirksleiter in Meschede und für die Orchesterleitung zuständig.

Der 40-Jährige ist verheiratet mit der Harfenistin Dorothea Bach, die ebenfalls an der Musikschule unterrichtet. Das Paar hat zwei Kinder und lebt in Meschede.