Meschede. Eine graue Garagenwand in Meschede macht Lust auf schottische Weite. Der Briloner Street-Art-Künstler Henning Feil hat sie gestaltet.
Ist das Kunst oder Werbung? Wie so oft ein bisschen von beidem. Der Briloner Street-Art- Künstler Henning Feil hat am Lanfertsweg die Außenwand einer Garagenzeile bemalt. Auftraggeber war Philipp Fischer. Der Mescheder ist in der Rapper-Szene als Philta West bekannt. Doch die Auftragsarbeit in Meschede hat wenig mit Musik zu tun.
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Zu sehen ist eine Gin-Flasche vor einer schottischen Bergwelt. Philipp Fischer hat während seines Studiums an der FH Meschede ein Praktikum in Schottland bei der abgebildeten Gin-Destillerie gemacht. Heute ist er deren Export-Manger für Österreich, Deutschland und die Schweiz. Fischer und Feil kennen sich schon lange „über gemeinsame Hip-Hop-Freunde“.
Die Technik
Es ist daher auch nicht das erste Bild, das an den Garagen entstand und nicht die erste Zusammenarbeit. Zuvor hatte Feil für Philta West schon Plattencover kreiert und zuletzt dessen Musik-Logo Batz Records an die selbe Außenwand am Lanfertsweg gebannt.
„Das Label existiert nicht mehr“, erklärt der Mescheder. Jetzt also übermalt mit Gin und schottischen Bergen der Isle of Skye. Dafür hatten Feil und Fischer extra einen Hubwagen besorgt, um den schrägen Untergrund auszugleichen. Henning Feil hatte den Untergrund erst mit einer Farbrolle grundiert und dann mit der Sprühdose die Details modelliert. „Solche Landschaften zu malen, das liegt mir“, sagt er und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Ich bin schließlich Sauerländer.“
Auch wer hinter das Garagen-Gebäude geht, entdeckt weitere Gemälde von Norbert 3000, so der Künstlername von Henning Feil. „Das alles ist damals im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der FH Meschede entstanden“, erklärt Feil. Start-Ups erhielten dort durch Vermittlung von Professor Ewald Mittelstädt die Chance, ihre Logos von Norbert 3000 auf großer Fläche aufmalen zu lassen.
Von der Pike auf gelernt
Henning Feil ist Malermeister, hat das Handwerk von der Pike auf gelernt, bevor er begann großformatig Wände, Trucks und Hausfassaden in bunten – meist knalligen Farben zu bemalen. Er malt Unterwasserwelten für den Bochumer Zoo genauso wie den gefräßigen Burger im Mescheder Haci Baba. Man findet knallige surreale Bilder von ihm in Hong Kong, in New York und in Wennemen. Dort bemalte er in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn und der Dorfgemeinschaft einen Schaltkasten.
Probleme für Künstler
Doch es sind schlechte Zeiten für Künstler. „Dabei waren meine Auftragsbücher vor der Corona-Krise voll“, berichtet Feil. „Das letzte Jahr war richtig gut.“ Eigentlich war im Oktober diesen Jahres eine Ausstellung in Osaka geplant. „Im April wollte ich hinfliegen, um alles abzusprechen.“ Das hat sich erledigt, wie auch New York erneut auf seiner Reiseliste stand. „Ich hatte einen festen Job in Brooklyn.“
Reisen sind nicht möglich, aber auch alle Aufträge, die mit Menschen zu tun haben und die Feil gern macht - ob mit der Jugendkunstschule in Schmallenberg oder dem Jugendzentrum in Brilon - sind eingebrochen. Klar kann er weiterhin Hausfassaden oder Lkw bemalen, aber die meisten möglichen Auftraggeber haben andere Probleme. Auch Henning Feil hat Existenzsorgen, „eigentlich jeden Tag“. Eine Steuerstundung hat er beantragt und hofft auf Unterstützung von der Bundesregierung. „Im Moment schlafe ich nicht so gut.“