Meschede. Eines morgens wird er wach und erfährt: Das Kino in Meschede ist geschlossen. So erging es Betreiber Robert Schütte während der Corona-Krise.
Nach dem Ende der Corona-Krise wird Robert Schütte sagen können: „Ich habe die wichtigsten Tage verpasst.“ Und dazu wird gehören, wie sein Linden-Theater in Meschede geschlossen wurde. Die Schließung durch die Behörden hat der Kinobetreiber auch verpasst. Denn acht Tage lang lag er da im Koma.
Zuckerschock als Diabetiker
Der Kinobetrieb in Meschede ruht, wie das ganze öffentliche Leben. Mit seinen weiteren Standorten in Lüdenscheid und Dortmund trifft das den 66-Jährigen mit voller Wucht. Erfahren hat er davon – am Krankenbett in Iserlohn, am Tropf, mit Schläuchen versehen. Nein, Corona war daran nicht schuld. Schütte ist Diabetiker.
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Anfang März erlitt er einen Zuckerschock: „Ich habe das gar nicht gemerkt.“ Er hielt das für eine Lebensmittelvergiftung. Und legte sich zuhause ins Bett. Er verdankt sein Leben seiner Sekretärin. Die wurde misstrauisch, weil er nach drei Tagen nicht zur Arbeit kam. Polizei und Rettungsdienst kamen und brachen seine Wohnungstür auf – „um eine halbe Stunde noch rechtzeitig genug“, sagte man ihm nachher: „Wenn meine Sekretärin nicht so schlau gewesen wäre…“
Motorische Fähigkeiten lernen
Und dann wurde er nach acht Tagen im Krankenhaus aus dem Koma geholt. Da stand dann einer seiner Mitarbeiter am Bett – und überbrachte die schlechte Nachricht mit den Kinoschließungen. „In dem Moment war es mir egal“, gesteht er ein. Seine Mitarbeiter mussten sich um alles kümmern. Schütte musste in der Zeit seine motorischen Fähigkeiten wieder erlernen. Mit jedem Tag sei es ihm danach besser gegangen.
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Schütte hat Verständnis für die Kinoschließungen: „Die Sicherheit ist wichtiger als abends im Kino zu sitzen.“ Allerdings fehle ihm, wie allen Gewerbetreibenden, jetzt die klare Perspektive, wie es weitergehen soll. Von der Soforthilfe des Staates bezahlt er die Löhne seiner Mitarbeiter. Bei den Banken laufen inzwischen die Prüfungen, ob Kredite gestundet werden können. Rücklagen fürs Mescheder Kino konnte er noch nicht bilden – der Betrieb läuft ja erst seit Juni 2019 wieder.
Alle Filme storniert
Öffnen könnte Robert Schütte das Linden-Theater quasi von jetzt auf gleich. Neues Essen müsste gekauft werden – das Sortiment aus Meschede mit einem Karton Nachos ist zum zentralen Resteverkauf ans Kino in Lüdenscheid zurückgebracht worden. Zeit bräuchte Schütte nur, um die nächsten Filme disponieren zu können. Sie werden ihm auf den Server geschickt. Alle Filme für den Verleih sind aber derzeit storniert worden, darunter viele, die Scharen von Kinogänger beschert hätten – James Bond, Peter Hase 2, Mulan. Immerhin: Die Filmgesellschaften geben jetzt pro verkaufte DVD Geld in einen Topf, der den Kinos zu Gute kommen soll.
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Sorge, dass dem Kino langfristig Zuschauer verloren gehen, weil derzeit viele Menschen zu Hause auf Streaming-Angebote zurückgreifen, hat Schütte nicht: „Ich hoffe nicht, dass die Menschen abwandern. Kino ist doch noch etwas anderes, etwas Besonderes“ – genauso wie der Beuch im Theater oder in der Kneipe.
Gutscheine kaufen
An die Mescheder Bevölkerung hat er den Appell: „Ihr liebt euer Kino in Meschede? Dann kauft Gutscheine online!“ Auf der Homepage des Linden-Theaters (http://www.kino-meschede.de/) könnten Kino-Karten auf Vorrat gekauft werden. Schütte weiß selbst, dass dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist – „aber jeder Tropfen hilft weiter“. Er ist zuversichtlich: „Kinos wird es auch in den nächsten Jahrzehnten geben.“