Meschede. Das Heiligenhäuschen am Hilgenhövel ist dem heiligen Antonius geweiht. 2018 wurde es das Ziel von Brandstiftern.

Als Heiligenhäuschen bezeichnet man religiöse Kleinbauwerke. Sie wurden vom 13. bis ins 20. Jahrhundert zum Schutz einer Heiligenfigur oder eines Heiligenbildes an Straßen, in freier Landschaft oder auch mitten in Ortschaften aufgestellt. An Wallfahrts- und Prozessionswegen sind sie häufig zu finden. Man nennt sie auch Prozessions-, Altar- oder Andachtshäuschen; sie werden zu den Bildstöcken gezählt.

Puppenstuben-Kapelle

In Meschede am Hilgenhövel findet man zum Beispiel so ein Kleinod, welches auf den unvoreingenommenen Betrachter wie eine Puppenstubenkapelle wirken mag: das Antoniushäuschen.

Schon 1353 berichtet eine Urkunde aus unserem Stiftsarchiv, dass ein Gottfried von Hüsten seinen Hof, der nördlich der Ruhr lag dem Stift Meschede vermacht habe. Dieser Hof blieb bis 1805 im Stiftsbesitz. Der Name Hilgenhövel lässt sich wohl am ehesten von „heiliger Hügel“ ableiten. Dazu passt, dass an dieser Stelle, wo sich der uralte Ruhrtalweg mit dem Soestweg kreuzte, bis 1788 eine Kapelle stand, die dem heiligen Antonius geweiht war.

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Der Hof selbst wurde Theinen Haus genannt und 1773 von dem Pächter Heinrich Mertens errichtet. Als 1889 die ersten Straßennamen in Meschede eingeführt wurden, lautete die eingebürgerte Bezeichnung offiziell „Am Hilgenhövel“. Theinen Haus musste 1979 Platz machen für den Bau der der Antoniusbrücke. Das Heiligenhäuschen hat überlebt. Der hier verehrte Antonius verlieh nicht nur der Brücke ihren Namen, sondern sein Bilderstock erinnert auch heute noch an die Schutzfunktion dieses Heiligen für die Mescheder Bürger: Er galt als Helfer und Beschützer bei Pest, Feuer und Viehseuchen.

Im Dezember 2018 brennt das Häuschen nach einer Brandstiftung aus.
Im Dezember 2018 brennt das Häuschen nach einer Brandstiftung aus. © Jürgen Kortmann

Der Fickeltünnes

Für die Sauerländer Bauern war seine Schutzfunktion für alle Haustiere, besonders der Schweine – Fickeltünnes - von großer Bedeutung zumal sie die Schweinehirten, Bürsten-, Korb- und Handschuhmacher praktischer Weise gleich mit einschloss. Der Heilige Antonius, der auch als „Der Große“ oder der Einsiedler bezeichnet wird, lebte von ca 251 bis ca 356 in Ägypten. Er gilt als der Begründer des christlichen Mönchtums.

Als im Winter 2018 das Antoniushäuschen teilweise ausbrannte, dauerte es nicht lange und zwei Ratsherren (Dr. Jobst Heinrich Köhne und Christoph Menke) regten den Wiederaufbau in bürgerlicher Eigeninitiative an, dem sich Handwerker, Unternehmer, Kreuzbrüder und engagierte Einwohner anschlossen, so dass das Antoniushäuschen seitdem wieder allen Bürgern zur Verfügung steht. Ein wertvoller Beitrag für das Geschichtsbewusstsein unserer Bürger und ein Beweis für den tatkräftigen Einsatz der Mescheder für ihre Stadt.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer